Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Anschluss verloren.
In nächsten Kloster beobachtet Scarry sein Opfer hoch oben aus einem Fenster.
Da geht sie auf den Hof, um sich dem faulenden Fleisch der Pilger zu widmen. Und ihr geiler Bischof geht mit ihr, vorgeblich, um Trost und Almosen zu spenden, in Wahrheit aber, um an ihrer Seite zu sein.
Ja, ich höre dich, Geliebter. Wir nähern uns Aquitanien. Es ist an der Zeit, das Morden zu beginnen.
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Teil zwei
Kapitel sechs
Die ersten beiden Todesfälle schienen tragische Unfälle zu sein, und einer war es tatsächlich auch.
Die Damen der Reisegesellschaft lagen bereits im Bett, und der Abt von Saint-Benoît saß noch spät mit seinen männlichen Gästen am Tisch. Er bot ihnen an, in ein oder zwei Stunden auf Wildschweinjagd zu gehen. Wildschweine jagte man am besten nachts, wenn die gefährlichen Männchen, die Keiler, Bachen und Frischlinge in ihrem Versteck zurückließen, den Wald durchstreiften, mit dem Rüssel im modrigen Laub herumschnüffelten und die Hauer im Erdreich schärften.
Wie Rowley Adelia später berichtete, hatten die Männer gut gegessen, aber nicht zu viel getrunken. Sir Nicholas war aufs Genaueste von seinem Knappen überwacht worden, der seinem Herrn beim Weinnachfüllen immer ein gutes Maß Wasser mit ins Glas schüttete.
Der Abt erzählte vom Großvater aller Wildschweine, der seine eingesäten Felder im Winter verwüstet hatte, gar nicht zu reden von den zwei Bauern, die ihm zum Opfer gefallen waren. Ein würdiger Gegner auf der Höhe seiner Macht, Gott liebe ihn, hatte der Abt gesagt. Um seine Worte zu beweisen, hatte er von seinem Jäger etwas von der Losung des Viehs an den Tisch bringen lassen, damit sich seine Gäste selbst ein Bild machen konnten.
Im Übrigen, fuhr der Abt fort, verfüge er über eine Meute auf Wildschweine abgerichtete Jagdhunde, die
sans pareil
sei und bereit zum Gefecht. Er sei sicher, die noblen Herren würden sie gerne in Aktion sehen.
»Du kannst dir vorstellen, mein Schatz«, sagte Rowley zu Adelia, »dass da alle noblen Lords und auch die nicht so noblen augenblicklich auf den Beinen waren, nach ihren Pferden riefen und die sofort satteln ließen, allen voran Ivo und Sir Nicholas, und natürlich der allgegenwärtige O’Donnell.« Rowleys Lippen bildeten einen schmalen Strich, wie sie es seit einiger Zeit schon taten, wenn die Rede auf den Iren kam.
»Ich habe noch versucht, Vater Adalburt zurückzuhalten«, fuhr er fort, »denn schießlich ist die Wildschweinjagd nichts für Freizeitjäger, aber der Idiot quietschte vor Aufregung und ich konnte ihn nicht zum Bleiben überreden. Locusta, der Ärmste, der als Vorreiter und Wegeskundiger kaum einmal die Zeit zum Jagen bekommt, wollte ebenfalls mit, und selbst Vater Guy war Feuer und Flamme. Er wollte wenigstens zusehen.«
Der Bischof von Winchester hatte abgelehnt, weil er zu alt und müde sei. Rowley selbst war nur widerstrebend mitgekommen, hauptsächlich, meinte er, um ein Auge auf die Idioten zu haben.
In der kleinen steinernen Hütte beim Haus des Abts von Saint-Benoît bewaffnen sich die Jäger, denn hier bewahrt der Abt seine Speere und Lanzen auf, seine Armbrüste und Bolzen, seine Pfeile und Eibenbögen, Dolche und Ausweidemesser.
Die Männer sind erregt und wie immer, wenn es auf Wildschweine geht, allerdings auch etwas nervös. Nicht so die Hunde in den Zwingern nebenan. Sie verlangen danach, herausgelassen zu werden, damit sie tun können, wozu sie gezüchtet wurden.
Jemand zieht Scarry auf, weil er einen zu dünnen Speer nimmt. »Der geht niemals durch das Fell eines Keilers.«
Scarry lächelt naiv. »Meint Ihr?« Er wiegt ihn in den Händen und nimmt ihn trotzdem mit.
Adelia war noch wach und kümmerte sich um ein paar kranke Pilger im Hof der Abtei, als die Jagdgesellschaft aufbrach. Der Klang der Trompeten und Hörner wetteiferte mit dem Bellen der Hunde und den Schlachtrufen der Reiter.
Sie schlief, als die Reiter zurückkamen, wurde aber wie alle anderen vom Halali des Horn geweckt, das aus dem Wald erklang und dem Opfer der Jagd die Ehre erwies.
Nur, dass das Opfer diesmal nicht ein Tier war …
Es regnete. Mönche, Gäste und Pilger fanden sich am Tor ein, um die tropfnasse Jagdgesellschaft zu empfangen. Der weinende Abt ging neben einem hastig zusammengezimmerten Schleifgestell, auf dem zwei Körper lagen.
Die Leiche von Sir Nicholas Baicer kam gleich in die Marienkapelle. Lord Ivo, der fürchterlich blutete, wurde ins Zimmer des Abtes getragen und
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