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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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zurückweisen, werde ich mit den Abtrünnigen verfahren, wie ich mit allen Gegnern unserer heiligen Kirche verfahre. Ich erwarte Eure Antwort aus der Hand meines guten und treuen Geistlichen, Vater Gerhardt.
    Bis dahin ist es mein innigster Wunsch, dass Gott Euch Seinen Segen spendet,
    Euer Diener Philippe von Aveyron.«
    (»Sie werden so gut wie ich wissen, dass es ihre Leute sind«, hatte Aveyron gesagt. »Aber wenn ich unseren Informanten befriedigen und gleichzeitig nicht den Zorn der Plantagenets auf mich ziehen will, müssen sie, wie Pontius Pilatus, ihre Hände waschen und die Hinrichtung erlauben. Und das brauche ich schriftlich.«)
    Vater Guy rollte den Brief vorsichtig wieder zusammen. Er vermied den Blick von Doktor Arnulf, der sehr aufrecht auf seinem Stuhl saß.
    Etwas, ein übelriechendes Verlangen machte sich in dem kleinen Raum breit, vertiefte seine Schatten und hing in den verstaubten, im Dunkel versunkenen Deckenbalken, wachsam, ängstlich, obszön.
     
    In den Zellen stank es, und es war finster. Es gab nur einen Eimer, und in das fensterlose Dunkel drang nur ein ganz schwacher Lichtschimmer von den Fackeln oben im Wachraum und verflüchtigte sich im Tunnel.
    Sie waren in Schwärze gehüllte Käfer, die sich unter dem Stiefel des mächtigen Palastes über ihnen duckten, voller Angst, dass er sie zertreten könnte. Was, wenn ein Feuer ausbrach? Wer würde sich schon um die Insekten kümmern, die da ganz unten eingeschlossen waren und nicht herauskonnten?
    Allein Boggart bewahrte Adelia davor, sich in einen wirbelnden, schreienden Angstball zu verwandeln. Boggart, das wusste sie, befand sich im gleichen Zustand wie sie, aber kämpfte dagegen an, weil sie es auch tat. Sie waren wie zwei Spielkarten, die sich gegenseitig aufrecht hielten. Wenn eine fiel, dann auch die andere. Und wahrscheinlich, dem Schweigen nach zu urteilen, ging es den Gefangenen nebenan genauso.
    Es gab dennoch Geräusche. Der Tunnel hatte ein Eigenleben, knarrte und wimmerte. Ulf brach das Schweigen: »Ist da jemand?« Der Ruf echote unbeantwortet und immer leiser werdend von den Wänden zurück: »… da jemand … da jemand …«, als riefen die Toten aus dem Nichts, und Ulf versuchte es nicht noch einmal.
    Essen kündigte sich durch Klappern an. Beide Wärter trugen eine
châtelaine
um die Hüften, wie sie normalerweise von Damen getragen wurde, um nützliche Dinge wie Scheren, Fingerhüte, Nadeldosen oder die Schlüssel für Schränke daran festzumachen, aber die Wärter hatten nur Zellenschlüssel daran hängen, riesige Schlüssel.
    Die Tür der Frauen wurde zuerst aufgeschlossen. Der eine Wärter schob ein Tablett in die Zelle, während der andere mit einem Speer in der Hand aufpasste, dass es zu keinem Fluchtversuch kam.
    Dann wurde die Tür wieder verschlossen. Adelia und Boggart hörten, wie es nebenan genauso gemacht wurde, und lauschten dem Rasseln der Schlüssel, als die Wärter in ihren Wachraum zurückkehrten.
    Finsternis.
     
    »Katharer? Warum sollten Katharer etwas mit der Prinzessin zu tun haben?« Der Bischof von Winchester hatte Schwierigkeiten, den Dingen zu folgen.
    »Das haben sie nicht, natürlich nicht«, beruhigte ihn Vater Guy. »Sie wollen so nur der Bestrafung entgehen. Wie der Monseigneur von Aveyron sagt, sind die Irrgläubigen Lügner. Sie haben nichts mit uns zu tun.«
    »Wobei es merkwürdig ist …«, fuhr der Bischof fort. »Ist es möglich … Könnte es sein, dass … Wie viele von unseren Leuten sind am Ende bei den Nonnen dort zurückgeblieben?«
    »Oooh«, sagte Doktor Arnulf beiläufig. »Sieben? Acht?«
    »Nicht fünf?«
    »Und vergesst nicht, Mylord«, sagte Vater Guy, »dass der Bischof von St. Albans vor seinem Aufbruch nach Carcassonne gesagt hat, er werde den Sarazenen und diese Frau zurück nach England schicken. Da lässt sich annehmen, dass sie längst weg sind.«
    »Und haben die anderen mit sich genommen, sollte man annehmen«, sagte Doktor Arnulf.
    »Darüber hinaus haben sie bestimmt den direkten Weg eingeschlagen und können nicht so weit von ihm abgekommen sein, dass sie auf das Gebiet von Aveyron geraten wären.«
    »Und schon gar nicht wären sie wie Katharer gekleidet.«
    Der Geistliche und der Doktor überboten sich gegenseitig, und sie machten es gut, wobei sie es wie geheime Liebende vermieden, sich anzusehen. Vater Adalburt verfolgte ihr Hin und Her und lächelte sein leeres Lächeln.
    Der Sarazene, dachte der Bischof von Winchester erschöpft. Der Sarazene

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