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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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trällerte ein Buchfink, ganz wie in England. Die Welt wirkte wie zurechtgerückt.
    Sie lächelte ihn an. »Ich schäme mich«, sagte sie.
    »Nicht nötig.« Mit einem Ruck stand er auf und ging hinüber zu Deniz, um ihm mit den Ponys zu helfen.
    »Iss er nich’ wunderbar, Missus?«, flüsterte Boggart.
    »Ja«, sagte Adelia und meinte es auch so. Plötzlich musste sie grinsen. »Aber wenn er noch einmal seine alte Großmutter erwähnt, bringe ich ihn um.«

Kapitel elf
    Die Burg von Caronne erweckte den Eindruck, als wäre ein Drache auf einem zerklüfteten Berggipfel gelandet und hätte Gefallen daran gefunden, wie er dort oben vor dem endlosen Himmel wirkte, worauf er die Flügel anlegte und sich in Stein verwandelte. Dann, als könnte der Drache es schützen, hatte sich ein Dorf in den Wald darunter geschmiegt, in Form eines Hufeisens, mit Feldern so steil, dass Schafe und Ziegen komisch schief auf ihnen zu stehen schienen. Ganz im Tal gab es eine kleine Kirche. Weit in der Ferne, aber immerhin noch sichtbar, erhoben sich die Pyrenäen, ein mit Schnee gekrönter Gebirgszug, hinter dem Spanien lag.
    »Dahin wollen wir?«, fragte Adelia den Admiral. »Zu der Burg?«
    »Dahin wollen wir. Da seid Ihr sicher. Selbst Katharer sind dort sicher.«
    Sie nickte. Eine Feste. Nur hatte sich ihr eingeprägt, dass Katharer nirgends sicher waren, und dieser Ort war meilenweit sichtbar. Sie sah vor sich, wie sich das allgegenwärtige Auge der die Katharer hassenden Kirche auf die Burg richtete, sich den Ort merkte, die Opfer zu ihm hinaufkletterten sah – und sich vielsagend verengte.
    Vielleicht war der Ort nicht einzunehmen.
    Es machte es nicht besser, dass sie bei Anbruch der Dämmerung ankamen und die fünf geflohenen Gefangenen an ihre Ankunft in Aveyron erinnert wurden. Die Hähne des Dorfes krähten, Fensterläden öffneten sich und die Leute riefen einander zu, herbeizukommen und sich die Ankömmlinge anzusehen.
    Aber dieses Mal wurden Willkommensgrüße daraus. »Don Patricio. Seht, es ist Don Patricio.« Kinder riefen seinen Namen und liefen voraus, während der Ire seinen Bewunderern zuwinkte und die kleine Kavalkade die Hauptstraße hinaufführte und immer noch weiter hinauf über Abgründe überquerende Brücken und durch vermooste, verfallende Durchgänge, bis sie die halb offenen Türen und das düstere Innere der Burghalle erreichten.
    »Es ist Don Patricio. Don Patricio.«
    Von den Rufen der Kinder herbeigelockt, kam eine Frau, deren Brüste nur von ihrem schönen, langen Haar bedeckt wurden, aus einem der oberen Räume, beugte sich über das Geländer und lächelte den Iren an. »Seid Ihr es, Patrick? Wo ist meine Seide?«
    »Nicht bei dieser Reise, Mylady. Wo ist Euer Ehemann?«
    Die Sprache, welche die beiden benutzten, eine ganz eigene und gerade noch verständliche Form des Okzitanischen, verriet Adelia, dass sie sich unter Katalanen befanden. Die Katalanen bevölkerten beide Seiten der Pyrenäen und auch die Berge selbst und verstanden sich als eigene Nation neben der französischen, der spanischen und dem Königreich der Plantagenets. Die Franzosen mochten sie am wenigsten.
    »Ist zu Michaeli gestorben, ach«, sagte die Frau.
    Ihre Witwenschaft schien sie jedoch nicht in zu große Trauer zu stürzen, ein junger Mann tauchte hinter ihr auf, der sich hastig die Soutane zuknöpfte.
    O’Donnell rief: »Kommt schon runter, Fabrisse, ich habe ein paar Flüchtlinge für Euch.«
    Während die Frau wieder verschwand, um sich zu bedecken, kam der Priester die Treppe heruntergehuscht und hob die Hand zu einer verlegenen Segnung der Neuankömmlinge, bevor er durch den Ausgang verschwand.
    Die Frau kam eher gemächlich nach unten und ließ ihre wohlgeformten Beine durch die Schlitze des Umhanges sehen, in den sie sich gehüllt hatte. Sie genoss ihren Auftritt.
    »Ladies und Gentlemen, darf ich Euch die Gräfin von Caronne vorstellen«, sagte O’Donnell.
    »Die
verwitwete
Gräfin«, verbesserte sie ihn, »Alle Freunde Don Patricios sind mir herzlich willkommen. Vergebt dem jungen Grafen, dass er Euch nicht selbst begrüßt. Im Moment liegt er in seiner Wiege.«
    Sie hatte ein hübsches, gefährliches Gesicht mit hohen Wangenknochen, und während sie ihr vorgestellt wurden, studierte sie ihre zerlumpten Gäste mit amüsiertem Blick aus dunklen, schmalen Augen. Sie hob die Brauen, als sie Ward sah, und nahm Boggarts Schwangerschaft mit Wohlwollen auf. Auf Adelia blieb ihr Blick besonders lange haften.
    »Habt Ihr

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