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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Gepäck?«, fragte sie und sagte auf Adelias Kopfschütteln hin: »Dann müssen wir sehen, was wir in Bezug auf Eure Kleider tun können. Dummerweise werden sie aus Hanf sein müssen, da dieser Mann …«, sie fletschte ihre weißen Zähne in Richtung des Iren, »nicht mitgebracht hat, was ich bestellt habe. Aber erst einmal das Frühstück.« Sie ließ einen lauten Ruf hören: »Thomassia!«
    Die ebenfalls lautstarke Antwort kam von irgendwo links: »Was?«
    »Frühstück für insgesamt sieben. Zweimal oben in mein Privatgemach …« Ihre Lider flatterten, als sie O’Donnell ansah, »Wo Ihr mir alles erzählen könnt.«
    Die beiden sind ein Liebespaar, dachte Adelia und verspürte eine merkwürdige Erleichterung, ohne sicher zu sein, warum. Den vielen Facetten dieses Mannes den Titel Schwerenöter hinzuzufügen machte ihn endlich greifbar für sie. Endlich hatte sie die passende Schublade für ihn gefunden: Er war ein Abenteurer mit, wahrscheinlich, einer Frau in jedem Hafen, dieser Art Frau, hübsch und freigebig mit ihrer Gunst.
    Ich kann ihm gegenüber unbefangen sein.
    Das Frühstück war reichhaltig, mit Ziegenkäse, Ziegenmilch, Würsten, geräucherter Forelle, frisch gebackenem Brot aus dem Dorf und einem würzigen Olivenöl, in das es getunkt wurde, Wein mit Kräutergeschmack und eingekochten Feigen von dem Baum, der sich um die Küche wand und in deren Fenster hereinlugte. All das wurde von Thomassia serviert, einer stämmigen jungen Frau, die durch ihre unablässigen Anweisungen im katalanischen Dialekt missmutig wirkte. Allerdings schob sie die Arme ihrer Gäste dabei immer wieder zu den hölzernen Tellern und schien sie nur zum Essen ermutigen zu wollen. Einen Hund wie Ward hatte sie noch nie gesehen. Wer hatte das schon? Er brachte sie zum Lachen, und sie fütterte ihn mit Abfällen, bis nichts mehr in ihn hineinpasste.
    Um Mansur schien Thomassia besonders besorgt und reckte immer wieder die Hand in seine Richtung.
»S endeví – ina s endeví – ina, el contacontes.«
    »Was will das Weibsstück von mir?«
    »Ich glaube«, sagte Adelia, »ich glaube, dass sie dich bittet, ihr die Zukunft vorauszusagen.«
    Mansur war beleidigt. »Ich bin kein Wahrsager.«
    »
Ich
werd’ dem Mädel die Zukunft voraussagen.« Rankin lehnte sich über den Tisch, um Thomassias Hand zu ergreifen. Selbst während er sich das Essen in den Mund stopfte, hatte er die Augen nicht von ihr wenden können. »Sagt ihr, dass sie ’n hübscher Engel ist, das iss sie, und dass diesem Prachtmahl nur das
parritch
fehlt! Sagt ihr, dass ihr ’n feiner Ehemann vorherbestimmt ist!«
    Adelia tat ihr Bestes. »Was ist dieses
parritch?
«, murmelte sie Ulf zu.
    »Ein Brei aus zerstoßenen Haferflocken. Er hat mir mal welche aufgetischt. Nie wieder.«
    Endlich gesättigt, wurden sie in die Halle zurückgeführt, und jetzt fiel ihnen auf, was ihnen vorher vor lauter Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme und den bereitwillig gewährten Schutz entgangen war: eine Armut, die in ihrem Frühstück nicht zu erkennen gewesen war. Das Mobiliar war einfach und abgenutzt, einiges ernsthaft ramponiert, und zwischen den Steinfliesen des Bodens spross Gras. Risse in den Mauern waren, wenn überhaupt, nur notdürftig repariert und ließen lange Lichtspeere in den Raum fallen.
    Jetzt erinnerten sie sich auch, dass die Ställe, die sie gesehen hatten, leer gewesen waren, und außer Thomassia gab es offenbar keine Bediensteten. Was kaum zu einem gräflichen Palast passte.
    Adelia musste an Henry Plantagenets Geringschätzung für die Länder denken, in denen wie offenbar auch hier Land und Besitz zu gleichen Teilen unter den Erben aufgeteilt wurden.
    In England unter Henry  II . gab es dagegen das normannischem Gesetz entsprechende Erstgeburtsrecht, wonach der älteste rechtmäßige Sohn alles bekam. »Das Erstgeburtsrecht zwingt die jüngeren Brüder auszuziehen und sich ihren verdammten Lebensunterhalt selbst zu erarbeiten«, hatte der König ihr erklärt. »Es hält den Besitz zusammen, erhält die aristokratischen Strukturen und bedeutet, dass ein Lord ein Lord ist.« Dann hatte er noch hinzugefügt, was für ihn am wichtigsten war: »Und der ist leichter zu besteuern.«
    Den Besitz aufzuteilen und in der nächsten Generation wieder und immer so weiter ad infinitum, bedeute, hatte er gesagt, »dass am Ende irgendeine arme Sau mit nichts dahockt als einem Titel und ein paar Feldern und sich kaum den Lappen leisten kann, um sich den Allerwertesten

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