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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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wir?«
    »Weit weg, in ein Dorf, das ich kenne. Es liegt in der Nähe der Küste.«
    Wenn sie diesmal auch nicht vorangezerrt wurden und abwechselnd reiten konnten, war das Gehen doch so beschwerlich wie in der Nacht, als sie nach Aveyron verschleppt worden waren. Das Mondlicht täuschte und ließ sie stolpern, die Berge wurden steiler.
    Adelia gewöhnte sich nur schwer an Deniz’ Schuhe. Sie mochten ja ein Wunder an Erfindungsgabe sein, ein geformtes Stück Ledersohle, an die Segelleinen genäht war, das um ihre Knöchel gebunden wurde, sodass ihre Füße wie zwei wandernde Plumpuddings aussahen. Bequem waren sie ganz und gar nicht.
    Tagsüber versteckte die Schar sich irgendwo in der Nähe eines Baches zwischen den Bäumen. Mansur, Rankin und Ulf hielten abwechselnd Wache, während der Ire, Deniz und die Hunde jagen gingen und die Frauen späte Kräuter suchten, um dem Wildragout etwas Geschmack zu geben. Danach schliefen sie bis Sonnenuntergang, bevor sie erneut aufbrachen.
    Irgendwann dann entschied O’Donnell, dass sie außer Reichweite von Aveyron seien und auch bei Tag reisen konnten. »Im Übrigen wird es Zeit, dass ich einen Abstecher in die Zivilisation mache«, sagte er, »und uns ein paar zusätzliche Pferde besorge.«
    »Die Zivilisation.« Adelia ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Ich könnte uns ein paar neue Kleider kaufen.« Aber dann erinnerte sie sich daran, dass sie kein Geld hatte. Ihre Börse hatte in Ermengardes Haus gelegen, zusammen mit ihrer Arzttasche.
    »Ich reite allein«, sagte der Ire. »Das geht schneller. Was die Kleider betrifft, werde ich sehen, was ich tun kann, allerdings bezweifle ich, dass es in dem Flecken, den ich im Sinn habe, viel Modisches gibt.«
    »Danke«, sagte sie knapp. Sie war noch nie von Männern abhängig gewesen, nicht mal von Rowley, und sie hasste es, dass sie jetzt auf diese Weise O’Donnell ausgeliefert war, dem sie bereits so viel verdankte.
    Er ritt am nächsten Morgen weg, nahm das zweite Pferd mit und kam erst abends auf einem zottigen schwarzen Pony zurück, sechs weitere an einer Leine hinter sich. »Lauter Mérens-Pferde«, sagte er. »Gibt nichts Kräftigeres für die Berge.« Dazu hatte er einige Sack Hafer gekauft, zwei unförmige, schwere Wollkittel für Adelia und Boggart – »es gab nichts anderes« – und ein paar ähnlich dicke Umhänge, zottig wie die Ponys, für die anderen. »Die können wir brauchen. Es wird kalt werden.«
    Er hatte recht. Tagsüber hielten sie die Umhänge und der Dampf warm, der von den Ponys aufstieg, aber nachts sank die Temperatur bis nahe an den Gefrierpunkt. Wenigstens konnten sie jetzt große, prasselnde Feuer entfachen. Es gab weit und breit niemanden, der sie hätte sehen können.
    Adelia hätte niemals geglaubt, dass es hier so viel unbewohntes Land gab. Gelegentlich sahen sie in der Ferne einen Schafhirten und hörten das Spiel einer Flöte, aber das war alles.
    Die Landschaft bekam etwas Dramatisches, fiel in verlassene, abgelegene Täler ab und stieg gleich wieder zum Himmel auf, zu wilden Felsformationen, die aus dichtem Gras auftauchten, wie die Glatze eines Mannes aus seinem verbliebenen Haarkranz. In Bergmulden gab es ruhige kleine Seen, in denen sich Wolken, Himmel und kreisende Adler spiegelten.
    Sie legten keine Pausen ein, ließen nur die Ponys hin und wieder grasen. Es gab keine Straßen oder Wege, wenn sie mitunter auch einem Pfad zu folgen schienen, der aus abgetretenen, eng gesetzten Steinen bestand, und Adelia fragte sich, ob sich hier vielleicht ein altes Volk einen Weg zur Küste gebaut hatte.
    Sie wurden abgehärtet, und ihre körperliche Verfassung besserte sich in überraschender Weise, selbst Ward schien voller neuer Energie. Rankin wirkte wie neugeboren, pfiff vor sich hin und sang Lieder aus den Highlands, an die ihn die Landschaft erinnerte. »Hier geht’s mir gut«, brummte er. »Jepp, hier geht’s mir gut, ’n Schlückchen Usquebaugh, und der König ist mein Onkel.«
    »Das ist ein Fusel, den sie in Schottland trinken, sagt er«, erklärte Ulf Adelia. »Aus Torfwasser gemacht. Gott, hilf uns.«
    Adelias größte Sorge galt Boggart, die, wenn es Zeit war, von den Ponys zu steigen und sie am Zügel zu führen, damit sie ausruhen konnten, langsam den leichten Watschelgang einer Hochschwangeren entwickelte.
    Dem Iren blieb das nicht verborgen. »Wann soll das Baby kommen?«, fragte er, als Adelia und Boggart neben Ulf hergingen.
    »Ich weiß es nicht, und sie weiß es

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