Der Fluch des Andvari (German Edition)
Nachfahre des Heermeisters von König Chlotar II. gewesen sein. Hatte der Professor damals Brünhild nicht erwecken, sondern vernichten wollen? War er in den Besitz einer Waffe gelangt, mit der er den Dämon hatte töten können?
Gedankenversunken ging Röwer zu Beates Haus hinüber. Er wusste, dass jede Minute kostbar war und der Professor in Ingelheim auf ihn wartete. Doch seine größte Sorge galt nach wie vor Hannah, die hier auf ihn wartete – so hatte Beate ihm in einer SMS geschrieben. An der Wohnungstür angekommen, klingelte er.
Die Sekunden verrannen.
Niemand öffnete. Verwirrt sah sich Röwer um und klingelte erneut. Einige der Jalousien waren heruntergelassen, in der Wohnung war es dunkel, nirgends brannte Licht. Beate schien nicht da zu sein. Aber sie hatten diesen Treffpunkt vereinbart. Der Kommissar prüfte noch einmal den SMS-Eingang auf seinem Handy, aber es war keine neue Nachricht dabei. Waren die beiden Frauen geflüchtet, weil sie sich bedroht fühlten? Aber dann hätten sie sich sicherlich gemeldet. Oder hatte der Orden sie überfallen und entführt?
Besorgt wählte Röwer Beates Nummer. Nur die Mailbox. Bei Hannah das gleiche. Seine Verunsicherung nahm zu. Die beiden Frauen mussten in ernsten Schwierigkeiten sein. Was war geschehen?
Als der Kommissar wieder in seinem Audi saß, klingelte sein Handy. Nervös schaute er auf das Display. Eine unbekannte Handynummer.
„Röwer“, meldete er sich.
„Hier Hansen“, erwiderte der Anrufer. „Wo sind Sie jetzt?“
Der Kommissar atmete tief aus. „In Mainz.“
„Alles in Ordnung? Sie klingen angespannt.“
„Nein, alles okay“, log er.
„Gut. Dann hören Sie. Es scheint, dass Steinhagen den Zugang zum Schatz gefunden hat.“
„Wo?“
„Am Binger Loch. Am besten wir treffen uns dort.“
Die Nachricht wühlte Röwer auf. „Wann?“
„Nicht vor fünf. Ich habe noch etwas zu erledigen.“
Röwer sah auf die Uhr. Es war kurz nach vier. „Okay.“
„Wissen Sie, wo die Baustelle ist?“
„Ich bin schon einmal da gewesen.“
„Sehr gut. Wir treffen uns dort.“
„Okay.“
Hansen trennte die Verbindung.
Der Kommissar starrte auf das Handydisplay. Die Ereignisse begannen sich zu überschlagen. Der Professor wartete mit Neuigkeiten. Beate und Hannah waren verschwunden. Steinhagen war dem Schatz auf der Spur. Ein ungutes Gefühl beschlich Röwer. Der Fall schien in seine entscheidende Phase zu treten. Hatte er Brünhild und den Orden unterschätzt? Erneut wählte er Beates Nummer. Wieder nur die Mailbox. Daraufhin schrieb er ihr eine SMS, dass sie sich umgehend bei ihm melden sollte. Dieselbe Nachricht schickte er Hannah. Er musste Ruhe bewahren und sich auf seine Erfahrungen stützen, Professionalität war gefragt.
Eine halbe Stunde später hatte der Kommissar den Bungalow des Professors am Ortsrand von Ingelheim erreicht. Ein modernes Haus mit einem kleinen Garten und einer Hecke als Begrenzung. Aus den Akten wusste er, dass der Wissenschaftler allein lebte, seit seine Frau vor fünf Jahren gestorben war.
Röwer parkte im Seitenstreifen und ging zur Gartentür. Aufmerksam musterte er dabei die Umgebung. Einige Passanten liefen umher, auf einer Terrasse wurde gegrillt, die Gäste scherzten und lachten - ansonsten war nichts Ungewöhnliches festzustellen. Die Gartentür stand offen, so eilte der Kommissar direkt zum Bungalow und klingelte.
Keine Resonanz.
Röwer klingelte erneut. Dieses Mal etwas länger.
Wieder keine Reaktion.
Röwers Instinkt meldete sich. Prüfend schaute er nach der Haustür, drückte leicht dagegen. Sie war offen und schwang auf. Als hätte er es geahnt. Das war kein gutes Zeichen. Der Professor war alt, aber nicht so trottelig, dass er seine Haustür offen stehen lassen würde. Intuitiv zog der Kommissar seine Pistole und spähte in den Flur. Am Ende befand sich eine gläserne Verandatür. Eine Garderobe und zwei Kommoden standen in dem breiten Korridor. Bilder hingen an den Wänden. Leise trat Röwer ein, lauschte auf jedes Geräusch.
War der Professor Opfer eines Überfalls geworden? War der Täter noch in der Wohnung?
Links kam das erste Zimmer. Routiniert sicherte der Kommissar den Raum. Es war die Küche. Schräg gegenüber lag das Badezimmer. Schließlich stand er im Wohnzimmer. Sein geschulter Blick erfasste die Situation. Die Terrassentür war weit geöffnet. Der Professor lag verkrümmt vor dem Kamin. Eine blutende Wunde klaffte an seinem Hinterkopf. Daneben lag ein Schürhaken für die
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