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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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innerlich frösteln ließ. Sie wusste, dass sie nicht allein war. Die Götter waren zugegen; die guten wie die bösen.

Hier nun sollte sich Hannahs Schicksal erfüllen.
    Wie in Zeitraffer sah sie noch einmal die vergangenen Stunden und Tage vor ihrem geistigen Auge. Mit der entstellten Leiche an der Zitadelle hatte es vor 13 Tagen begonnen. Einflussreiche Männer nutzten die Mächte des Bösen, um persönlichen Profit zu erzielen. Ein Grauen, das sie vor 100 Jahren wiedererweckt hatten und das Dutzenden unschuldiger Frauen das Leben gekostet hatte. Eine Macht, die älter war als das Christentum und gleichwohl mit ihm verwoben. Hannah hatte die Nähe dieses Dämons mehrmals gespürt. Einzig ihr Mut konnte ihr noch helfen – und die Waffe der Götter, deren Besitz ihr verheißen wurde. Sie würden sich Auge in Auge gegenüberstehen: die Walküre Brünhild und Hannah, des Jägers Tochter.
    Ihr Weg führte sie zur Gruft der Salierkönige im Südosten des Doms. Verbarg sich dort vielleicht ein Geheimnis? Röwer hatte ihr einmal erzählt, dass es wohl einen geheimen Gang hinter der Nordwand gab, der Professor Neumann zu der verschollenen Nibelungenkrypta geführt hatte. Aber laut offizieller Lehrmeinung gab es keine Gänge oder Kammern unterhalb des Doms.
    Hannah schaute Julia und Beate an. „Seid ihr bereit?“
    Das Mädchen nickte. Ihre Freundin sah sie nur fragend an.
    Hannah atmete einmal tief durch. Da stutzte sie. Rogatus? War er es, den sie für einen Augenblick im Seitenschiff gesehen hatte? Angestrengt schaute sie wiederholt zu den Säulen. Rogatus sah sie nicht mehr. Sie musste sich getäuscht haben.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Beate.
    „Ja, ja.“
    Sie schüttelte die Zweifel ab und stieg die Stufen in die Gruft hinunter. Der Durchgang war etwas eng. Dahinter eröffnete sie eine kleine Kammer mit neun Sarkophagen, die in zwei Reihen dicht gedrängt beieinander standen. Gelbliches Licht erfüllte die Gruft. Ein schmaler Weg führte um die Gruppierung herum.
    Die Salier entstammten einem fränkischen Geschlecht und stellten von 1024 bis 1125 den deutschen Kaiser. Ihr bekanntester Vertreter war Heinrich IV. mit seinem Bußgang nach Canossa 1077. Er lag jedoch im Dom zu Speyer begraben.
    „Seit mehr als neunhundert Jahren liegen sie im Dom“, sprach Beate beeindruckt.
    Es war die Zeit der ersten Kreuzzüge gewesen, eine unruhige Zeit, die auch vom Kampf und Einfluss der weltlichen gegenüber der kirchlichen Macht geprägt war. Der Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst hatte seinen Höhepunkt erreicht.
    Hannah nahm eine Taschenlampe aus dem Rucksack und beleuchtete die Wände. Die Gruft wirkte wie ein Gewölbekeller. Mit den Fingern strich sie über die Steine.
    „Was suchst du?“, fragte Beate irritiert.
    „Einen Spalt“, entgegnete Hannah leise, „oder eine Öffnung.“
    „Glaubst du, hier gibt es eine geheime Tür?“ Sie lachte. „Wie in den Gruselgeschichten aus dem Fernsehen?“
    Hannah ließ sich nicht beirren. „Röwer erzählte mir von einem unterirdischen Gangsystem, das Professor Neumann entdeckt hatte. Die Bauarbeiter waren damals auf einen zugemauerten Torbogen gestoßen, den sie nicht weiter beachtet hatten.“
    „Und du willst diesen Zugang finden?“
    Entschlossen suchte Hannah weiter an den verschiedensten Stellen, leuchtete mit der Taschenlampe. Sie war davon überzeugt, irgendwo einen Zugang zu der verborgenen Nibelungenkrypta zu finden. Julia schlich derweil an den steinernen Sarkophagen vorbei, die wie einfache Wannen wirkten, ohne Reliefs oder Verzierungen auf den Deckeln. Die Inschriften waren kaum mehr lesbar.
    „Wie lange willst du denn hier noch herumeiern?“, fragte Beate schließlich genervt. „Das ist reine Zeitverschwendung.“
    „Sei nicht so negativ“, klagte Hannah. „Du willst doch auch, dass das Morden aufhört.“
    „Natürlich.“ Gelangweilt strich sie über die Steinplatten. „Upps, mein Ring.“
    Hannah sah, wie das goldene Schmuckstück zu Boden fiel, hörte das leise Scheppern auf den Steinen.
    „Mein Ring“, seufzte Beate.
    „Warte.“ Er rollte in Hannahs Richtung. Sie bückte sich und nahm ihn auf. „Ich hab ihn.“
    „Gott sei Dank.“
    Oft hatte Hannah diesen Ring bewundert. Er bestand aus purem Gold und wies filigrane Gravuren auf. Zudem schien er sehr alt zu sein.
    „Er gefällt dir?“, fragte Beate.
    „Ja“, gab sie neidlos zu.
    „Streif ihn mal über“, forderte sie sie auf.
    „Nein, ich kann doch nicht ...“
    „Er steht

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