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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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einem Pferd gesessen.
    „Okay“, sagte Julia und verschwand wieder in ihr Zimmer.
    Währenddessen räumte Hannah das Geschirr in den Geschirrspüler und trank ihre Tasse leer. Ihr Blick glitt zur Uhr. Halb acht. Es klingelte. Hannah musste grinsen. Pünktlich war der Kommissar jedenfalls. Sie ging zur Tür und drückte den Öffner.
    „Wir kommen“, sprach sie in die Gegensprechanlage. Dann wandte sie sich um. „Bist du soweit, Julia? Wir müssen gehen.“
    „Ja“, schallte es aus ihrem Zimmer.
    Hannah griff an die Garderobe und zog ihre Regenjacke über. Julia erschien im Flur. Gemeinsam verließen sie die Mansarde und stiegen die Treppe hinab.
    Röwer hatte geduldig an der Haustür gewartet. „Guten Morgen, ihr Zwei“, grüßte er freundlich.
    „Hallo, Jochen“, freute sich Julia.
    „Hallo, meine Kleine.“
    „Guten Morgen“, sagte Hannah reserviert.
    Unbewusst hatte sie ihren Arm um Julias Schultern gelegt. Sie waren eine Einheit, niemand würde sie entzweien.
    „Was für ein Mistwetter“, versuchte Röwer einen lockeren Spruch. „Aber ihr Zwei seid ja gut gewappnet in eurem schicken Regenzeug. Wollen wir?“
    Ohne weitere Worte stiegen sie in den Passat ein und fuhren los. Der Regen prasselte auf das Wagendach. Wasserfontänen spritzten unter den Reifen. Nachdenklich starrte Hannah durch die Frontscheibe. Der Zauber, den sie Montagmorgen noch empfunden hatte, war völlig verflogen. Damals war sie neugierig gewesen auf den Kommissar. Jetzt fühlte sie nur Enttäuschung, während sie sich anschwiegen. Hegte sie doch mehr Gefühle für ihn, als sie sich eingestehen wollte? Röwer hielt schließlich am Eingang des Gymnasiums.
    „Ruf mich bitte an, wenn du zum Reiterhof fährst“, bat Hannah ihre Tochter. „Ich hole dich dann um fünf dort ab.“
    „Mach ich, Mama“, erwiderte Julia und zog sich die Kapuze des Regenmantels über, bevor sie ausstieg.
    Hannah sah ihr nach, bis sie auf dem Schulhof war.
    „Und jetzt unterhalten wir uns“, forderte Röwer, während er weiterfuhr.
    „Ich wüsste nicht worüber“, blockte Hannah ab.
    Er sah sie ernst an. „Wie sollte ich ahnen, dass Beate Ihre beste Freundin ist. Sie hat mich zu dem Bowling eingeladen, ohne mir etwas davon zu sagen.“
    „Und Sie denken, das berührt mich?“
    „Und ob es Sie beschäftigt. Sie haben bislang nicht ein Wort mit mir gesprochen.“
    „Es gibt nichts zu besprechen. Oder haben Sie neue Erkenntnisse über die Mordserie?“
    Verärgert schüttelte er den Kopf. „Ich glaube das einfach nicht.“
    Sie blieb gelassen. „Ich werde Ihnen bei dem Fall helfen, so wie wir es gestern vereinbart haben. Aber mein Privatleben ist meine Sache.“
    „Okay. Wenn Sie das so sehen.“
    „Ich mische mich auch nicht in Ihr Privatleben ein“, fügte sie verärgert hinzu.
    „Dann hätten wir das ja jetzt geklärt. Ich schätze, dass mit dem Frühstück …“
    „Fahren Sie mich direkt zum Verlag. Ich habe heute eine Menge Arbeit vor mir.“
    Röwer brummelte eine undeutliche Antwort. Hannah reagierte nicht kuschelte sich stattdessen in ihre Jacke und starrte aus dem Seitenfenster in den Regen hinaus.
    Nachdenklich saß der elegant gekleidete Mann in seinem Mercedes und blickte zum regennassen Gutenberg-Gymnasium hinüber. Julia Jenning war bereits im Trubel der Schulkinder verschwunden. Ihre Mutter hatte sie zusammen mit Röwer zur Schule gebracht. Der Mann kannte den Kommissar und den Fall, an dem er inoffiziell arbeitete, nachdem das BKA die Ermittlungen übernommen hatte.
    Er war der Informant, der bereits den alten Röwer von seinen Kenntnissen unterrichtet hatte. Vor einem Jahr hatte er ihm wesentliche Fakten der grausamen Mordserie zukommenlassen, so dass der BKA-Kommissar die Zusammenhänge besser erschließen konnte. Doch der Orden war gnadenlos gewesen. Nur zwei Wochen nach Beginn der Ermittlungen war der Kommissar durch einen fingierten Unfall aus dem Leben geschieden. Die Hast des Mordes hatte den Informanten erschreckt und zum Rückzug gezwungen. Aber es war ihm gelungen, zumindest das Dossier in seinen Besitz zu bekommen, in dem alle Ermittlungsergebnisse aufgeführt waren.
    Durch den erneuten Mord in der vergangenen Woche sah der Mann seine nächste Chance gekommen. Zunächst hatte er dem jungen Röwer das Dossier zugeleitet, um ihn ins Bild zu setzen. Der Kommissar hatte die Herausforderung bislang bestens gemeistert. Der zweite Schritt war die Übergabe von Neumanns Unterlagen, die vor allem den rituellen Hintergrund

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