Der Fluch des Andvari (German Edition)
Entdeckung, die sie im Internet gemacht hatte. In all dem Partystress hatte sie es völlig vergessen, zumal sie gestern Abend keine Zeit mehr gehabt hatte, ihre Recherchen fortzusetzen. „Ich bin vorgestern im Internet auf eine interessante Sache gestoßen.“
„So? Was denn?“
„Was hatte Ihr Onkel über die Gründung des Ordens herausgefunden? Erwähnte er auch den Namen Wolff?“
Der Kommissar überlegte. „Wolff?“
„Friedrich Wolff. Ein Antiquitätenhändler aus Frankfurt.“
„Wie kommen Sie auf diesen Mann?“
„Er war ein Schatzjäger, genau wie Neumann. Wann ist der Professor eigentlich gestorben?“
Röwer schwieg.
Verdutzt sah Hannah ihn an. „Stimmt etwas nicht? Sie kennen den Namen Wolff, nicht wahr?“
Er nickte zögernd.
„Raus mit der Sprache“, forderte sie.
„Professor Neumann starb damals in der Krypta … bei seiner Entdeckung“, begann er langsam. „In dem Aktenkoffer, den ich in dem Gepäckschließfach fand, waren Kopien des Tagebuchs von Heinrich Wolff, dem Sohn von Neumanns Kontrahenten. Darin beschreibt er, wie sein Vater Brünhilds Grab fand und anschließend die Frau versteckte.“
„Und das wollten Sie mir verschweigen? Ich dachte, wir ermitteln gemeinsam.“
„Ich wollte Sie nicht noch weiter in Gefahr bringen.“
„Wie bitte? Ich werde überfallen, fast verschleppt, muss mich verstecken und Sie sagen, Sie wollen mich nicht weiter gefährden? Was muss denn noch alles passieren, bevor Sie mir vertrauen?“
„Psst, nicht so laut.“
„Jetzt will ich die ganze Wahrheit hören“, fuhr sie erbost fort. „Was ist damals vor hundert Jahren wirklich passiert?“
Er atmete einmal tief durch. „Okay. Friedrich Wolff war der erste Meister des Ordens, den er mit vier Gleichgesinnten gründete. Ihr Domizil hatten sie in Worms, wo sich auch Brünhild versteckt hielt. Sie schlossen einen Pakt mit ihr. Durch ihre diabolische Kraft half Brünhild den Männern zu Macht und Reichtum zu gelangen, dafür suchten sie für sie nach dem Schatz, den sie behalten dürfen, bis auf ein bestimmtes Kleinod … ein verwunschenes Schwert. Zugleich begann die blutige Mordserie an jungen Frauen, das Ritual, das Brünhild für ihre Existenz braucht. Es gibt also weit mehr Opfer, als die Presse vermutet.“
„Und Professor Neumann? Was waren seine Beweggründe, nach dem Grab zu suchen?“
„So viel ich bisher herausfinden konnte, gehörte er einer elitären Gruppe an, den so genannten Wächtern des Lichts, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Brünhild zu vernichten. Diese Männer wussten von den uralten Erzählungen der Merowinger über die Untote. Neumanns Suche nach dem Grabmal der Nibelungenherrscher war nur ein Vorwand. In Wirklichkeit ging es ihm um die Grabstätte Brünhilds.“
„Dann hatte er einen Weg gefunden, sie zu vernichten?“
„Das weiß ich nicht. Heinrich Wolff schrieb in seinem Tagebuch, dass sie auch andere Wächter des Lichts getötet haben und damit wahrscheinlich auch das Wissen, wie Brünhild vernichtet werden kann.“
„Womit wir wieder am Anfang wären“, stellte Hannah enttäuscht fest.
„Nein. Noch sind nicht alle Unterlagen ausgewertet. Wir müssen abwarten.“
„Und was geschah mit Friedrich Wolff?“
„Er fiel gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Sein Sohn Heinrich übernahm die Position des Vaters im Orden, bis er sich dann in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs selbst tötete.“
„Er beging Suizid?“
„Er muss eine bedeutende Nazigröße gewesen sein und wollte sich damit wohl der Verantwortung entziehen.“
„Hatte er Nachkommen?“
„Darauf habe ich bislang keine Antwort. Aber er muss einen Sohn gehabt haben. Ich vermute, dass der seinen Namen geändert hat, um einer Verfolgung durch die Siegermächte zu entgehen.“
Die Wahrheit machte Hannah betroffen. „Und Brünhild? Wo ist sie geblieben?“
„Nur der Meister des Ordens kennt ihre wahre Identität und damit ihren Aufenthaltsort. Heinrich Wolff beschreibt sie als eine sehr schöne, erotische Frau, aber gleichzeitig eiskalt und tödlich. Sie altert nicht und weiß dies gut zu verbergen, indem sie sich immer wieder neue Identitäten zulegt.“
Jetzt lief Hannah ein Schauer den Rücken hinunter. Brünhild - der todbringende Vamp. Hastig trank sie einen Schluck Wein.
„Alles in Ordnung?“, fragte Röwer besorgt.
Sie nickte heftig.
„Es tut mir leid, aber Sie wollten die Wahrheit hören.“
„Ja, das war notwendig. Danke.“
Julia kam mit ihrem
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