Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
Vom Netzwerk:
Märzenbier, da schleckst du dir alle zehn Finger danach. Und leerst Krug um Krug.«

    Die Höflinge und Beamten am Hof des Kurfürsten lästerten bald hinter seinem Rücken. »Wenn er wirklich so ein großartiges Bier hat, das besser ist als das Duckstein-Bier, dann soll er es uns und unserem Herrn doch einmal vorführen.«

    Prinz Friedrich von Homburg dachte jedoch nicht daran.

     
    Was nun im Krieg mit Frankreich folgen sollte, gilt bis heute als eines der finstersten Kapitel preußischer Bündnispolitik. Der Kurfürst hatte, wie meist, nicht genug Geld für einen längeren Krieg zur Verfügung. Obwohl die Niederlande für den Schutz bezahlt hatten. Und so hatte Brandenburg seine Truppen, an der französischen Grenze angekommen, erst einmal dort postiert, ohne zu kämpfen, und mit Frankreich verhandelt. Im Sommer darauf war Frieden geschlossen worden, ohne dass es einen echten Krieg gegeben hatte. Frankreich hatte einfach mehr bezahlt als die Niederlande, also war das preußische Heer wieder heimwärts marschiert und hatte die Niederlande schutzlos im Stich gelassen. Die einzigen Verluste im Homburgischen Regiment waren wenig heldenhaft, da sich lediglich zwei betrunkene Offiziere im Streit gegenseitig erschossen hatten. Der dritte Tote war ein Reitknecht, der von einem Offizier, ebenfalls aus den eigenen Reihen, erstochen worden war, weil er beim Kartenspielen und Biertrinken nicht aufgestanden war und gegrüßt hatte.

    Der Prinz von Homburg hatte sich eigens für diesen Feldzug vom Homburger Hofbaumeister und Alchimisten Paul Andrich, der auch ein begnadeter Handwerker war, eine prächtige, silberne Prothese für seinen rechten Unterschenkel anfertigen lassen. Mit der konnte er nicht nur reiten, die Prothese enthielt zudem einen Federmechanismus, durch den der Hessenprinz beim Gehen den Fuß abrollen lassen konnte. Damit ließ es sich beim Militär sicherlich prächtig reüssieren. Nun war dieses Wunder der Technik, zumindest vorläufig, umsonst angefertigt worden und als der Prinz, der nicht mitmarschiert war, von dem Kuhhandel des Kurfürsten und von der Auflösung seines Regiments gehört hatte, tobte er vor Zorn. Das Verhalten des Kurfürsten entsprach nicht seiner Vorstellung von Ritterlichkeit, die er immer noch für eine soldatische Tugend hielt. Da der Prinz von Homburg mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hielt, war er, zurück in Berlin, mit dem Freiherrn und Generalmajor Gerhard Bernhard von Pöllnitz, der dem hessischen Prinzen Untreue zum Landesherrn unterstellte, in Streit geraten. Pöllnitz war ein älterer, ungeheuer ehrgeiziger Mann aus vogtländischem Uradel. Steil nach oben war seine Karriere bislang verlaufen. Vom Kammerherrn des Kurfürsten war er als junger Mann zum Obristen der Leibgarde befördert worden, später zum Stallmeister am Hof des Kurfürsten geworden. Mittlerweile, mit siebenundfünfzig Jahren, war er Generalmajor, Freiherr sowie amtierender Gouverneur der Doppelstadt Berlin-Cölln, die unter Europas Hauptstädten immer noch als äußerst provinzielle Residenz galt. Der Gouverneur war seinem Kurfürsten treu ergeben bis in den Tod. Fast wäre es zum Duell gekommen zwischen dem Gouverneur und dem Landgraf mit dem silbernen Bein, wie Friedrichs neuer Spitzname bereits lautete. Lediglich die erneute Mobilmachung hinderte die beiden Streithähne daran, sich gegenseitig zu erschießen.

    Der Frieden hielt nicht lange an. Die Franzosen wüteten weiter und so wurde bald erneut mobil gemacht. Friedrich von Homburg musste wieder einmal ein Regiment zusammenstellen. Diesmal sollte er mit der Truppe reisen. Den Kurfürsten Friedrich Wilhelm hingegen plagten im Frühjahr 1674 die üblichen Sorgen finanzieller Art. Nie waren genügend Taler da, um das Heer zu unterhalten. Vom Adel und den Junkern war nichts zu erwarten, die nahmen nur die Städte und die Bauern aus. Bislang war es Usus gewesen, dass die Städte neunundfünfzig Anteile, die Bauern dagegen einundvierzig Anteile zu zahlen hatten von dem, was für das Heer benötigt wurde. Dieser sogenannte Quotisationsrezess ließ sich nicht länger halten. Die Städte bluteten langsam aber sicher aus, wie der verärgerte Kurfürst an diesem Tag, der die erste Sonne seit langer Zeit gebracht hatte, vor seinem Hofstaat anmerkte: »Die Städte mit ihren jämmerlichen Klagen, die winselnden Zünfte, die drohen nun sogar, meinem Steuereintreiber den Hals zu brechen. Damit muss Schluss sein. Ich bitte um Anregungen, meine Herren.« Mit dem

Weitere Kostenlose Bücher