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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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Landgraf zu Hessen‹ unterzeichnet hatte, um nur keinen Zweifel an seinem Pflichtbewusstsein aufkommen zu lassen, sich erweichen. Alle Diskussionspunkte wurden auf den Herbst verschoben, wenn der Feldzug hoffentlich vorbei war.  

     

11.
    Die Auseinandersetzung mit Schweden eskalierte schnell. Die schwedischen Söldner hatten sich der Methoden aus dem Dreißigjährigen Krieg erinnert und begonnen, die Bevölkerung zu drangsalieren. Deren Heerführer Waldemar Wrangel war der Halbbruder des eigentlichen Heerführers der Schweden, Carl Gustav Wrangel, und sichtlich überfordert, den Anstand seiner Soldaten auf menschlichem Niveau zu halten. Die Tatsache, dass die Landsknechte anstatt Bier oder Wein nun Unmengen scharfen Branntweins in sich hineinschütteten, tat ein Übriges, enthemmter Brutalität den Boden zu bereiten. Männern wurden die Fußsohlen verbrannt, Frauen die Brüste abgeschnitten, die Tiere geschlachtet. Den armen Menschen, die die Hände bittend erhoben und um Gnade flehten, wurden diese von den entmenschten Soldaten nicht selten abgehackt. Gräber wurden geöffnet, um den Verwesenden den mitgegebenen Schmuck zu entreißen, aber auch, um noch Lebende gleich mit zu begraben. Kirchen wurden geplündert, bis nichts mehr von Wert in ihnen zu finden war. Und just, als der Kurfürst von Brandenburg dringend auf Unterstützung von allen Seiten hoffte, saß in Weferlingen, einigermaßen weit entfernt von den Schweden, ein alter Braumeister und schimpfte öffentlich auf den Kurfürsten, dessen Berater und dessen Politik. Lange dauerte es nicht, dann hatte dies die Runde gemacht. Erst eine kleine, bis zum Prinzen von Homburg, dann zog es größere Kreise bis nach Berlin-Cölln, wo die Berater des Kurfürsten sicherstellten, dass die Eskapaden des Weferlinger Braumeisters ihren Adressaten erreichten, aber auch, dass bekannt wurde, wer der Herr dieses närrisch gewordenen Brauers war.

    Der glaubte zuerst, nicht recht zu hören, als ihm berichtet wurde, was der alte Knoll da verbreitete. Schnell reiste er von Neustadt nach Weferlingen, um ihn zur Rede zu stellen. Heftig griff der Prinz seinen alten Braumeister an. Ob er denn völlig närrisch geworden sei, den Kurfürsten in aller Öffentlichkeit zu beleidigen und dessen Politik zu kritisieren. Ob er nicht wüsste, dass die Kerker voll wären von Gestalten wie ihm, die den Preußenstaat nicht schätzten.

    »Und besonders Ihr, Knoll, als Katholik, als ehemaliger Katholik, als ehemaliger Protestant«, rief Friedrich laut, »ach, was auch immer, Ihr könnt Euch nicht mal auf Euren Glauben berufen, weil Ihr so offensichtlich keinen besitzt!«

    Knoll verteidigte sich vehement gegen den Vorwurf seines Brotgebers, in seinem Glauben schwankend gewesen und dadurch angreifbar geworden zu sein. »Ja, ich habe mir in der Bitburger Zeit das katholische, das papistische Hütchen aufgesetzt. Aber nicht aus böser Absicht, die verfluchte Maskerade habe ich mir allein angetan, um meine Familie zu schützen und in Frieden leben zu können.«

    Der Prinz zuckte mit den Schultern. »Hoffen wir, dass der Große Kurfürst das ebenso sieht.«

    Damit war die Debatte einstweilen beendet. In Knolls Gedanken jedoch ging sie weiter. Aufzubegehren gegen den großen Kurfürsten, das war ein Wagnis und ein Frevel, aber auch eine Qual für sein Gewissen. Sollte er, der Braumeister, diesen großen Mann wirklich herausfordern? Den Mann, der ihm und Ulrich eigentlich erst ein neues Leben ermöglicht, eine letzte Chance gegeben hatte?

    So machte er sich auf, den Kurfürsten zu sprechen. Er wollte, nein, er musste sein Anliegen vorbringen. Wie er zu Ulrich sagte: »Wenn ich dies hier willenlos geschehen lasse, dann bin ich nicht nur meinem alten Schwur untreu geworden, dann bin ich nicht mehr als ein stinkendes Stück Fleisch ohne Seele, das bestenfalls noch für den Schindanger taugt.«

    Die brandenburgischen Truppen waren auf die Nachricht hin, dass die Schweden wieder einmal das Land verwüsteten, in Eilmärschen aus ihrem Schweinfurter Winterquartier geeilt und bereits am 21. Juni in Magdeburg gewesen. Von dort aus hatten sie sich sogleich auf den Weg Richtung Rathenow gemacht, unterstützt von Berliner Truppenkontingenten. Die Schweden wurden durch das Tempo der gegnerischen Truppen völlig überrascht, da der Kurfürst allergrößte Geheimhaltung befohlen hatte. Die Preußen lagerten nun mitsamt Friedrich Wilhelm bei Genthin, nur zwei Tagereisen von Weferlingen entfernt.

    Am 23. Juni

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