Der Fluch Des Bierzauberers
Falle bemerkten, in der sie nun saßen, war die Hauptarmee unter Derfflinger herbeigeeilt und konnte, da die Schweden keine Rückzugsmöglichkeit besaßen, mit ihrer Artillerie quer durch die Linien des Feindes schießen.
Nun hörte auch der Regen auf, die Sonne kam hervor und beschien das Elend der schwedischen Armee. In ihrer Verzweiflung stürmte diese nun auf die Dechtower Fichten zu und brach um ein Haar durch die Reihen der Homburger Reiter. Der Prinz selbst eilte zur Unterstützung herbei, andere Brandenburger und wiederum Schweden folgten, und so verlagerte sich der eigentliche Brennpunkt der Schlacht auf die Dechtower Fichten. Auch die hohen Herren – der Kurfürst, Derfflinger, der Prinz von Homburg – wurden in direkte und lebensbedrohliche Handgemenge verwickelt. Der Prinz rettete Derfflinger in einer Situation das Leben.
Nach zwei Stunden war der Kampf entschieden. Der rechte Flügel der Schweden war vernichtet, Wrangel gab die Schlacht verloren und ließ, ziemlich genau um zehn Uhr, zum Rückzug blasen. Eine eher halbherzige Attacke Homburgs konnten die Schweden zuvor noch abwehren. Die völlig erschöpften Brandenburger waren zu keiner Verfolgung mehr in der Lage, und ruhten sich erst einmal aus. Inmitten von über zweitausenddreihundert toten Soldaten – auf einen toten Brandenburger kamen zehn tote Schweden – saßen die Sieger auf dem Schlachtfeld und haben, wie das Tagebuch des Hessenprinzen berichtet, ›auf der Walstatt gesessen‹ und sich ›brav lustig gemacht!‹ Die Schweden reparierten schnell die zerstörte Brücke von Fehrbellin und entkamen in Richtung Neu-Ruppin. Auf Veranlassung des Prinzen von Homburg wurden alle Offiziere begraben, die einfachen Soldaten der natürlichen Verwesung überlassen.
Acht Fähnlein und zwei Standarten der Schweden wurden dem Kurfürsten präsentiert. Viel wichtiger aber waren fünf große Kanonen, jede Menge Munition, über fünfhundert Waggons und tausende Tiere, die die Schweden zurückgelassen hatten. Dennoch war der Kurfürst erbost, da die Schweden einfach entkommen und die Brücke von Fehrbellin wieder hinter sich zerstören konnten. Er schimpfte auf Homburgs Kavallerie und drohte sogar mit dem Kriegsgericht, obwohl Homburgs Korps zwei Tage später als einziges die Verfolgung, wenngleich erfolglos, aufgenommen hatte.
Als schöne Anekdote, wie in dieser Zeit des Barock der Krieg auch als Unterhaltung angesehen wurde, kann die Tatsache dienen, dass die Schweden einen ihrer Obristen als Parlamentär zum Prinzen von Homburg schickten, mit der Bitte, ›Pässe für ihre Weiber nach Pommern‹ auszustellen. Die Ehefrauen der schwedischen Offiziere hatten selbstverständlich dem Spektakel, der Niederlage ihrer Männer, als unbeteiligte Zuschauerinnen beigewohnt. Souverän unterzeichnete der Prinz von Homburg die begehrten Dokumente.
Am 30. Juni war der Krieg für den Homburgischen Prinzen einstweilen beendet. Da verkaufte er für fünftausend Reichstaler sein Regiment an Herzog Heinrich von Sachsen-Gotha und wollte erst einmal einen Urlaub antreten. Zur Kur sollte es gehen, nach Langenschwalbach. Aber vorher musste er doch noch einmal nach Berlin-Cölln reisen, um die Weferlinger Biersteuer-Frage endgültig zu klären.
13.
Einige Tage nach der gewonnenen Schlacht hatte der Kurfürst den Prinzen von Homburg zum Rapport an den Hof bestellt. Der hessische Landgraf ging hocherhobenen Hauptes, er fühlte sich schließlich als wahrer Sieger der Schlacht von Fehrbellin, hielt alle anderen für undankbare Gesellen und dachte nicht im Traum daran, dass er gemaßregelt werden könnte. Zudem wollte er das Thema Weferlingen sowie die unselige Biersteuer erneut aufs Tapet bringen, jetzt mit dem Rückenwind des siegreichen Generals. Also reiste er mit Unterstützung, nämlich mit seinen beiden Braumeistern an. Und wieder einmal standen Knoll, der Prinz von Homburg und diesmal auch Ulrich vor dem Kurfürsten, der nun, nach dem Sieg von Fehrbellin, bereits als ›Großer Kurfürst‹ besungen wurde. Das Treffen fand diesmal nicht im Zelt, sondern am Hof zu Cölln im großen Audienzzimmer, dem Thronsaal des Kurfürsten, statt. Jede Diskussion, alle vorgebrachten Argumente erschienen zwecklos und überflüssig. Immer noch beharrte der Preußenfürst Friedrich Wilhelm auf Zahlung der Weferlinger Biersteuer. Und er prangerte das Verhalten des Prinzen als Befehlsverweigerung an, obwohl er Preußen den Sieg gebracht
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