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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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sein muss.«

    Oetz wusste jedoch genau, dass auch die anderen geforderten Mengen unmöglich zu liefern waren. Dazu war der Winter zu lang gewesen, die Vorräte gingen bereits langsam zur Neige. Und selbst wenn sie die Mengen an Getreide besäßen, einhundertfünfzig Rinder gab es in der ganzen Stadt nicht, geschweige denn siebzig Fass von Flügels ungehopftem Dünnbier. »Wir haben selbst kaum genug.«

    Oetz’ Widerspruch provozierte jedoch nur Hernandez’ patzige Antwort: »Wir müssen fressen, unsere Pferde müssen fressen! Und seid froh, dass wir keine Holländer sind, die dreimal so viel Fleisch fressen wie wir Spanier.«

    Eigentlich hätte Oetz hier zustimmen müssen, war die Gier der holländischen Soldaten auf Fleisch doch bereits legendär. Da hätte es mindestens vierhundert Rinder gebraucht, aber das Korn hätten sie dafür behalten können. Dennoch, was nicht ging, ging nicht! Hernandez spielte daraufhin an seinem kleinen Dolch an der Hüfte herum; der grimmige Ausdruck in seinem Gesicht machte Oetz jedoch klar, dass dies eher als Drohung zu verstehen war. Der Spanier wollte eben eine weitere Diskussion über die Pflichten der Stadt beginnen, da hörten sie großes Geschrei von der Straße her. Die beiden Männer stürzten hinaus auf den Balkon, um dort Zeugen eines überaus ungewöhnlichen Schauspiels zu werden.

    Da krabbelte Hernandez’ Adjutant doch tatsächlich auf allen Vieren im Hof vor dem Haus des Stadtrichters herum, splitternackt und mit dem Gesicht so nah am Misthaufen, dass er die Gülle förmlich schmecken musste, während Cord Heinrich Knoll wie ein Reiter auf ihm drauf saß und ihm die Gerte und die Sporen gab. Mehrere Bürger waren bereits zu dem Spektakel herbeigeeilt, ebenso zwei Stadtwachen. Diese, wie auch die anderen Zuschauer kommentierten lautstark und erregt die seltsame Inszenierung.

    »Was ist hier los?«, schrie Oetz und versuchte, gegen den Lärm anzukommen. »Was in Gottes Namen soll das, mein lieber Knoll?«

    »Ich mache es einmal umgekehrt. Jetzt reitet endlich das Pferd den Reiter, wie auch der Fisch einmal den Angler angeln sollte!« Knolls Stimme klang laut, zornig und kampflustig.

    »Ist der plötzlich närrisch geworden?« Oetz war ratlos. Dann sah er Knolls Frau Magdalena gegen die Hauswand gelehnt, weinend und mit zerzausten Haaren; ihr Kopftuch hielt sie in der Hand. Was war hier vorgefallen?

    »Stadtrichter, Ihr sorgt jetzt sofort dafür, dass meinem Leutnant wieder Ehre angetan wird, dann klären wir den Vorfall.« Der Spanier hatte seine Fassung wiedergefunden und bemühte sich, für alle ersichtlich, die Herrschaft über das Geschehen an sich reißen. Knoll gab noch einen peitschenden Gertenschlag auf das blanke Hinterteil des Leutnants ab, der daraufhin einen letzten Schmerzenslaut ausstieß. Knoll stieg ab und ging zu Magdalena hinüber, die er tröstend in seine Arme nahm. Der Gedemütigte wollte sich sogleich von hinten auf ihn stürzen, wurde aber von den Stadtwachen zurückgehalten. Dem Brauer einen finsteren Blick zuwerfend, stieg er in sein uniformähnliches Gewand, das ganz verdreckt am Boden lag.

    Oetz winkte Knoll zu sich. »Erklärt Euch!«

    Der Braumeister löste sich von seiner Frau und legte los: »Der Hauptmann war noch nicht richtig drinnen bei Euch, als dieser geile Schweinehund«, er zeigte auf den Leutnant, »auch schon auf mein Weib losging, die gerade zufällig hier entlangkam und sie behandelte wie eine der Huren, die dem Heer nachziehen. Sie schrie und wehrte sich, jedoch vergebens. Also habe ich ihm mit einer Fasslatte von hinten kräftig eins über den Schädel gezogen. Und als er da so ohne Bewusstsein auf dem Boden lag, haben wir ihn ausgezogen und ihm dann einmal gezeigt, wie sich die fühlen, die von ihm normalerweise getreten werden. Ich habe einen heiligen Eid geschworen, dass meiner Familie nichts Übles mehr zustoßen wird und somit nur meinen Schwur gehalten.«

    Oetz musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu grinsen. »Was sagt Ihr dazu, Hauptmann Hernandez? Ist das die Art und Weise, wie Ihr Spanier Euch als Gäste benehmen sollt?«

    Der vornehme Spanier sparte sich die Antwort. Er erwartete auch keine mehr bezüglich der Lebensmittel. »Das werdet Ihr mir büßen. Die ganze Stadt!«, rief er wutentbrannt, als die beiden Soldaten unter dem Hohnlachen der Bitburger erneut das südliche Stadttor passierten, welches unmittelbar hinter ihnen geschlossen wurde.

     
    »Hoffentlich ziehen die bald weiter und

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