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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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zuordnete.

    Ulrich Knoll setzte nach, erwischte die Ziege am Schwanz und schrie aus Leibeskräften: »Jetzt hab’ ich dich! Nun müssen wir nicht mehr Hungern. Mutter, fach’ das Feuer an, ich habe eine Geiß gefangen!« Die Kinder lachten lauthals und Oetz kam eine brillante Idee.

     
    Grimmig blickte Christian Tonning wie jeden Morgen in Richtung der Bitburger Stadtmauern. Wann würde Bitburg endlich kapitulieren? Hauptmann Hernandez hatte ihm berichtet, dass er wenig Vieh gesehen hatte während seines kurzen, unrühmlichen Besuchs innerhalb der Mauern. Lange würden die Eingeschlossenen sicher nicht mehr durchhalten können. Jedoch auch ihre eigenen Vorräte wurden langsam knapp.

    Wer würde zuerst kapitulieren?

    Er freute sich darauf, mit seinen Männern in die Stadt einzufallen. Zwei Tage unbeschränktes Plündern hatte er ihnen versprochen. Hernandez sehnte sich nach einem Wiedersehen mit Cord Heinrich Knoll und seiner hübschen Frau. Dem würde er es heimzahlen; wie, das erzählte er jeden Abend beim Lagerfeuer, wenn der Wein floss, die angeblichen Heldentaten reichlich ausgeschmückt erzählt wurden und alle Mäuler groß waren. Detailliert beschrieb er ebenfalls, was er mit Knolls Frau machen würde. Mit der Frau, an die sein Adjutant nicht rangekommen war.

    Da Tonning nicht wusste, ob vielleicht nicht doch bereits Hilfe für die unrechtmäßig belagerte Stadt unterwegs war, hoffte er, dass dies alles bald vorbei sein würde und er mit seinem Haufen und reichlich Beute abziehen könnte, bevor sie sich einen Kampf mit einer regulären Armee liefern müssten.

     
    So ließ er wie üblich seinen Blick zur Stadt hinüberschweifen und erwartete sehnsüchtig das Zeichen der Kapitulation. War da nicht eine Bewegung auf der Stadtmauer? Das war ungewöhnlich, denn außer der Stadtwache, die aus den Türmen Ausschau hielt, hatte dort oben niemand etwas zu suchen. Zu groß war die Gefahr, zufällig getroffen zu werden, wenn seine Männer aus Übermut manchmal in Richtung der Mauern feuerten. Da, schon wieder etwas, das sich bewegte! Sofort ließ er seinen Adjutanten mit einem Fernglas kommen. Was er dann sah, ließ ihm endgültig die Zornesadern auf der Stirn so anschwellen, dass sie zu platzen drohten.

    Da tanzten in der Tat Ziegen auf der Stadtmauer! Erst zwei, dann drei, immer mehr kamen hinaufgeklettert, schließlich zählte er zwölf Tiere. Fröhlich liefen sie dort herum, als sei es die natürlichste Sache der Welt, während einer feindlichen Belagerung auf den Stadtmauern zu grasen.

    »Geht es der Stadt immer noch so gut, dass sie uns mit ihren Ziegen lächerlich machen wollen?«, brüllte er unbestimmt in Richtung seines Heerlagers. Eine gute Stunde lang schaute er dem seltsamen Schauspiel zu, währenddessen alle Bitburger auf der anderen Seite der Mauern mit bangen Herzen warteten, ob ihre Kriegslist aufging. Dann schlich Tonning langsamen Schrittes zurück und berichtete seinen Offizieren. Einstimmig wurde daraufhin beschlossen, die Blockade abzubrechen.

    »Die halten länger durch als wir«, war der einhellige Tenor. »Wer so viele Ziegen hat, der hat auch noch reichlich Kühe und Hühner.«

    Sogar Hernandez wollte nicht mehr warten, der Hunger wühlte mittlerweile in seinen Eingeweiden genauso wie in denen seiner Mitstreiter. »Ziegen werden in Notzeiten immer zuerst geschlachtet und erst zum Schluss die Kühe«, wusste auch er von anderen Belagerungen.

     
    Enttäuscht, zornig und mit leeren Händen zog der schwedische Haufen ab und ließ sich nie wieder blicken. Zwei Tage lang warteten die Bitburger noch, dann öffneten sie die Tore und jubelten. Ein großes Fest wurde jedoch erst ausgerichtet, als Boten berichteten, die Männer um Tonning und Hernandez seien schon in der Nähe von Aachen gesehen worden. Bei aller Not geriet das Fest zum ausgelassensten, das Bitburg seit Jahren erlebt hatte. Alle lobten die kluge Idee des Stadtrichters Oetz, der indes genau wusste, wem die Stadt diesen Triumph zu verdanken hatte. Er rief Flügel, Knoll sowie die Väter der anderen Jungen zu sich und lobte die Tapferkeit der Kinder. »Ihr habt euch mit Mut und Geschick um die Stadt verdient gemacht, meine kleinen Gässestrepper! Diesen Tag werden wir niemals vergessen. Auch über diesen unseligen Krieg hinaus.«

     
    Flügel und Knoll nutzten den Anlass, einen neuen Sud Bier einzubrauen. Ein Gässestrepper-Bräu, benannt nach der mundartlichen Bezeichnung für ›Geiß-Überstreifer‹. Das erste Starkbier

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