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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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eröffnen keinen Rachefeldzug«, äußerte Oetz rasch seine Befürchtungen, die Knoll sofort zu zerstreuen versuchte: »Dieser kleine spanische Haufen hat doch eine Mission, wie Ihr sagt. Nach Westfalen sollen sie.«

    »Ach, lieber Knoll«, Oetz sprach jetzt beinahe wie ein Vater mit seinem schwachsinnigen Kind. »Glaubt Ihr wirklich, die sagen immer die Wahrheit? Ob Offizier oder einfacher Soldat, die lügen und betrügen, dass sich die Balken biegen, wenn es um ihr Futter geht. Und die einfachen Soldaten marschieren immer brav mit, solange sie Hoffnung haben, anderswo das zu finden, was sie nicht mehr haben: Brot, Fleisch, Bier und ein paar Weiber. Mittlerweile gibt es einige Heere, die nur noch plündern. Ohne Mission und Ziel. Und die sich in einem so erbärmlichem Zustand befinden, dass ihre Hauptleute Räuberhauptmännern gleichen. Heerhaufen, die ohne Pferde, Wagen und Munition, ja, sogar ohne Brot und Bier durch die Lande ziehen. Es würde mich nicht im Geringsten wundern, wenn das gar keine Spanier wären. Vielleicht haben sie ihren einzigen Caballero vorgeschickt, um uns zu übertölpeln.« Er grinste schalkhaft. »Aber eines muss ich Euch sagen: Das habt Ihr fein gemacht mit dem Leutnant! Ich hoffe nur, wir werden nicht alle teuer dafür bezahlen müssen.« Knoll wandte sich bereits zum Gehen, da rief Oetz ihm noch hinterher: »Knoll, wenn ich’s nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, Ihr habt heute Euer zweites Gesicht gezeigt. Und das ist ein gewalttätiges.«

    Knoll schaute so unschuldig wie er nur konnte.

    »Seid Ihr ganz sicher, dass Ihr nichts mit der Schandtat am Jesuiten im vergangenen Jahr zu tun habt?« Er erinnerte sich auch an das verdorbene Bier und Knolls höhnische Namensgebung.

    »Ein Freund dieser Bruderschaft scheint Ihr ja nie gewesen zu sein.«

    Der Braumeister sah aus, als könnte er beim besten Willen kein Wässerchen trüben. Pathetisch erhob er die Hände und deklamierte mit einem flehenden Unterton in der Stimme: »Was, ich? Glaubt Ihr im Ernst, ich würde mich an einem Gottesmann vergreifen? Selbst wenn er mich bis aufs Blut reizen würde. Niemals wäre ich dazu fähig! Ihr habt recht, ich mag sie nicht. Aber einen Jesuiten halb totzuschlagen oder zu verspotten, sind doch zwei Paar Stiefel.«

    Oetz lachte und winkte ab. »Schon gut. Geht nach Hause.«  

     

16.
    Zwei Tage später stand der Heerhaufen vor der Stadt, verteilte sich und begann mit der Belagerung. Zerlumpt und ohne erkennbare Ordnung, schafften die wilden Landsknechte es dennoch, alle Stadttore so zu besetzen, dass keine Maus mehr hinein- oder hinausgelangen konnte. Schnell sprach sich herum, dass es tatsächlich keine Spanier waren – Oetz hatte demnach recht gehabt mit seiner Vermutung –, sondern lediglich ein zusammengewürfelter Haufen von Söldnern überwiegend schwedischer Herkunft, die sich zwar offiziell zum protestantischen Lager bekannten, tatsächlich aber keinen Kampfauftrag mehr besaßen. Und Hernandez war ein Überläufer zu den Protestanten.

    Bald donnerten aus den beiden Kanonen, die von den Soldaten noch mitgeführt wurden, einige Kugeln in die Stadt hinein. Wenn diese auch auf dem Schlachtfeld, allein durch ihre Masse und Geschwindigkeit und weniger durch die Präzision des Schusses, verheerende Breschen in eine anrennende Truppe schlagen konnten – gut abgeschossen konnte eine Kanonenkugel etwa achthundert Meter weit geradeaus fliegen und dabei unterwegs Dutzende Leiber zerfetzen –, so waren sie doch bei einer Belagerung weniger hilfreich. In größerem Winkel abgefeuert, sodass sie im Bogen über die Stadtmauer flogen, verloren sie rasch an Wirkung und rissen lediglich Löcher in Dächer oder Mauern. Menschen kamen eher zufällig zu Schaden. Ziel des Kanonenfeuers war daher eher ein taktisches, denn in seinem Schutz wurden die zum Angriff nötigen Laufgräben ausgehoben. Einen ersten Sturmangriff wehrten die Bitburger tapfer ab. Dennoch erschien kurz darauf der Befehlshaber der Schweden, der sich General Christian Tonning nannte, vor dem Stadttor und forderte dreist die Übergabe der Stadt.

    Oetz, bekleidet mit seiner bürgerlichen Kampfuniform – lederner Kürass, Helm und Stulpenstiefel –, erwiderte von der Höhe der Stadtmauer, er sei willens, bis auf den letzten Mann zu kämpfen. »Rennt Euch nur Eure schwedischen Köpfe an den Bitburger Schanzen blutig!«, rief er höhnisch hinüber ins gegnerische Lager. Auch die weiteren Anstrengungen der Schweden schlugen fehl.

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