Der Fluch Des Bierzauberers
seit Langem.
17.
Die Zeit ging ins Land , ausnahmsweise einmal eine relativ ruhige Zeit. Das Kriegsgeschehen spielte sich andernorts ab, von gelegentlichen Übergriffen der Staatischen abgesehen. Die Brauerei florierte; Knoll und Flügel verdienten sogar wieder einiges an Geld. Die Bitburger hatten sich an das mit Biberklee versetzte Bier gewöhnt, nur gelegentlich würzten die Brauer einmal mit anderen Kräutern oder Wurzeln, die in den verschiedenen Lehrbüchern erwähnt wurden. Ein ruhiger Sommer und Herbst hatte im Jahr 1639 allen, Bauern wie Stadtgärtnern, die beste Ernte seit langer Zeit beschert. Die Biere wurden daher mit Anteilen an Rüben, Honig, Hirse oder Obstsaft, wovon alles in ausreichender Menge zur Verfügung stand, versetzt und vergoren. Die damit erzeugten Biere waren zwar geschmacklich etwas gewöhnungsbedürftig, aber immerhin ungeheuer nahrhaft.
Magdalena hatte das einfache Haus, das ihnen bei ihrem Eintreffen in Bitburg zugewiesen worden war, inzwischen praktisch und hübsch eingerichtet. Sie zahlten seit geraumer Zeit sogar Miete, nachdem Knoll die ersten Schulden bald zurückgezahlt hatte. Wenn er manchmal zusah, wie seine Frau am Brunnen stand und das Geschirr reinigte – dazu rieb sie die Näpfe, Töpfe und Löffel zuerst mit Asche aus, bevor sie sie mit Wasser abspülte, während sie sich mit den anderen Frauen unterhielt, dann fühlte er sich in glückliche Magdeburger Zeiten zurückversetzt. Seine Frau hatte einen kleinen Garten angelegt, in dem Salat, Petersilie und Rettich sprossen. Sogar Bohnen steckte und zog sie mit Erfolg. Für Missmut hatten lediglich ihre Pläne gesorgt, verschiedene Kräuter anzupflanzen, die, mit Wasser aufgebrüht, gegen allerlei Krankheiten und Unwohlsein helfen sollten. Knoll befürchtete, dass Magdalenas Vorhaben die anderen Stadtbewohner verärgern könnte, den ein oder anderen sogar dazu bringen könnte, sie als Kräuterweib zu bezeichnen. Schließlich hatte Magdalena ihn überzeugen können, dieses Gebräu nur herzustellen, wenn ein Familienmitglied erkranken würde.
Vor Beginn der Brausaison 1639 beschlossen die beiden Brauer, die zerstörten Hopfengärten wieder aufzubauen, und begannen mit der Planung. Im Frühjahr 1640 wurde der Entschluss in die Tat umgesetzt. Knoll und Flügel hatten im Winter einige Grundstücke ausgesucht, die dafür geeignet waren. Teilweise war dort bereits in früheren Zeiten Hopfen angepflanzt worden, andere Felder hatten einfach nur brach gelegen. Beide hatten Kenntnisse über den Hopfenanbau, die von Flügel waren lediglich angelesen – er war erst in Kriegszeiten in die Brauerei eingetreten, aber Knoll war in friedlicheren Zeiten noch selber zum Hopfeneinkauf in die Gärten gefahren. Magdalena hatte sofort großes Interesse gezeigt, die Verantwortung für die Gärten zu übernehmen. Sie war keine Frau, die nur zu Hause sitzen wollte und hatte ihr gutes Händchen bei der Gartenarbeit längst unter Beweis gestellt. Ihr Kräutergärtlein war mittlerweile eines der ertragreichsten und vielseitigsten der ganzen Stadt. Sie hatte sich mit ihrem Wissen über Kräuter sogar schon einen gewissen Ruf in der Heilkunst erworben, jedoch, ohne den Badern oder Medizi Konkurrenz zu machen. Die meisten der ausgewählten Gärten lagen in Gehweite außerhalb der Stadtmauern. Einige davon wollten Cord und Magdalena vom Herren von Hamm, Lothar von der Horst, pachten. Zur Vertragsunterzeichnung suchten sie ihn in seinem Schloss auf. Lothar empfing beide freundlich und bewirtete sie wie Gleichgestellte, obwohl er den Ruf hatte, ein zynischer, arroganter Zeitgenosse zu sein. Seine langen, glatten, pechschwarzen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden, was ihm, zusammen mit dem tunikaähnlichen Gewand, das er aus Gründen der Bequemlichkeit zu Hause trug, ein leicht weibisches Aussehen verlieh.
Knoll verzog ein wenig den Mund, ohne dass der Herr von Hamm es sah und murmelte Magdalena zu: »Der Herr scheint ein wenig dekadent zu sein.«
Er sollte aber nicht den Fehler machen, Lothar von der Horst zu unterschätzen. Dieser war nämlich mit allen Wassern gewaschen. Erst jammerte er ihnen vor, wie ertragreich die Felder seien, die sie für den Hopfenanbau pachten wollten, um dann gnädig ihrem Mietgesuch nachzugeben. In Wahrheit war er froh, für die brachliegenden Felder noch Pachtzins zu erzielen, hatte er doch niemanden mehr, der sie ihm sonst bestellen konnte. Sobald Cord Heinrich und Magdalena den Vertrag
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