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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Gesicht saugten, zurück blieb eine madenweiße Hülle. Wie in Trance starrte sie auf den regenbogenfarbenen Strom, der sich von ihrem Gesicht ins Buch ergoss. Ihre Augen wurden grau. Unter der dünnen Haut, die sich über ihre Wangenknochen spannte, wurden die feinen Verästelungen der Blutgefäße sichtbar und begannen hervorzutreten – wie bei der Windfurie.
    »Um Gottes willen, mach sofort das Buch zu!«
    Cordelia antwortete nicht. Ihre Haut spannte sich immer noch mehr, sie sah aus wie zu Stein erstarrt, weiß wie eine Marmorstatue.
    Mit einem lauten Knall schlug Will das Buch zu. »Cordelia! Kannst du mich hören?«
    Allmählich kehrte wieder etwas Farbe in ihr Gesicht zurück. Die Adern verschwanden, die Haut erlangte ihre natürliche Zartheit wieder. Sogar ein paar kleine Pickel tauchten auf.
    »Gib es mir zurück!«, knurrte sie, außer sich vor Zorn, und wollte nach dem Buch greifen.
    »Nein!«, Will schleuderte das Buch von sich. Als er es aber dort in der Ecke liegen sah, bekam es plötzlich eine seltsame Anziehungskraft. Sogleich verspürte er den Drang, es zu öffnen. Vielleicht könnte er, als Mann, besser mit dem Inhalt umgehen als Cordelia – er schüttelte den Gedanken von sich ab.
    »Was hast du überhaupt hier im Kapitänsquartier zu suchen, Cordelia!«
    »Geh weg!«
    Cordelia stieß Will beiseite und steuerte erneut auf das Buch zu. Wenn sie es wieder in die Hände bekäme, es nur noch mal öffnen könnte, würde sie darin die Antworten finden. Doch Will umschlang sie mit beiden Armen und hob sie hoch. Wütend strampelte sie mit den Beinen: »Lass mich runter!«
    »Cordelia Walker, es tut mir leid, aber es ist nur zu deinem Besten«, sagte er. »Weißt du nicht mehr, was Penelope erzählt hat? Dieses Buch hat schon Denver Kristoff um den Verstand gebracht! Ich habe gesehen, wie es dir deine ganze Lebenskraft ausgesaugt hat, als du es nur aufgeschlagen hast. Du darfst niemals in seine Nähe kommen. Heute Nacht werde ich dich an einem sicheren Ort unterbringen müssen.«
    »Wie bitte? Was soll das denn heißen?«
    »In einer Gefängniszelle.«

61
    P eng!, fiel die Eisentür hinter Cordelia ins Schloss, als Will sie in den vergitterten Verschlag unter Deck hineinstieß. Mit dem Gesicht voran landete sie in einem Haufen Stroh. Wütend spuckte sie einen ganzen Mundvoll Halme aus und drehte sich zu ihm um.
    »Das ist nicht fair!«, fauchte sie ihn an. »Will Draper! Du … du bist echt eine armselige Ausgabe von einem Mann! Und so was will ein Romanheld sein!«
    Nur mit Mühe konnte Will sich eine Antwort verkneifen. Tranquebar hatte ihn begleitet, um das wild gewordene Mädchen hinter Schloss und Riegel zu bringen, und Will hatte nicht vor, den Ersten Maat in seine persönliche Lebensgeschichte einzuweihen. Wenn Tranquebar herausfinden würde, dass Will eigentlich keine echte Person war, wäre seine Karriere als Kapitän schnell beendet gewesen.
    »Halt den Mund!«, zischte Will Cordelia zu. »Kein Wort mehr!«
    »Sei froh, dass du deine Zelle nicht mit einem Haufen stinkender Schweine teilen musst!«, fügte Tranquebar hinzu.
    »Wie bitte?« Cordelia rümpfte die Nase. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr Gefängnis tatsächlich nicht nur nach Heu duftete.
    »Wie auf jedem anständigen Schiff hatten wir beim Auslaufen zwei Dutzend Schweine an Bord, von denen die Mannschaft jede Woche eins beim Gelage verputzt hat«, klärte der Pirat sie auf. »Aber jetzt hast du den Stall für dich allein, bis du gelernt hast, dich deinem Kapitän gegenüber anständig zu benehmen.«
    »Er ist kein Kapitän!«, schrie Cordelia und hielt die Gitterstäbe so fest umklammert, dass Will schon fürchtete, die Knochen an ihren Handgelenken würden sich gleich durch die Haut bohren. »Er ist gar nichts! Nur ein Pilot aus einem richtig schlechten Fantasyroman. Und wissen Sie, was? Er ist noch nicht mal ein besonders guter Pilot!«
    Tranquebar sah Will verständnislos an. »Was redet sie da?«
    »Sie meint, dass ich … dass ich früher ein anderes Fahrzeug gelenkt habe und dass ich meine Kenntnisse aus einem Buch habe«, erklärte Will schnell. »Kommen Sie, Tranquebar, wir haben genug von dem Unsinn gehört. Lassen wir das Mädchen eine Weile in Ruhe. Sie wird schon wieder zur Vernunft kommen.«
    Tranquebar nickte und die beiden ließen Cordelia mit ihrer Wut allein. Will drehte sich noch einmal zu ihr um und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu, doch sie funkelte ihn so wütend an, dass er erschrocken

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