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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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verheerend, dass er dreizehn Menschen in den Tod riss.«
    »Das ist doch furchtbar«, befand Cordelia, »wieso sollte man sich so etwas von einem Buch wünschen wollen?«
    Die Windfurie antwortete nicht. Cordelia hatte auch nichts anderes erwartet. Tief in ihrem Herzen wusste sie die Antwort: Macht.
    »Wir hatten einen seltsamen alten Gärtner, der mich ständig angaffte«, nahm die Windfurie den Faden wieder auf. »Er wurde mir immer unheimlicher. Also nahm ich das Buch zu Hilfe, um ihn erblinden zu lassen. Als mein Vater mich zur Rede stellte, gestand ich ihm alles. Er war außer sich vor Zorn. Er zwang mich, dem Gärtner sein Augenlicht wiederzugeben, und dann versteckte er das Buch vor mir. Er traf sich regelmäßig mit Aldrich Hayes vom Orden der Wissenshüter. Hayes weihte meinen Vater in einen Zauber ein, mit dessen Hilfe er das Buch in der Welt seiner Romane verstecken konnte. Doch noch bevor er dazu kam, verwandelte ich mich in die Windfurie. Ich wollte meinen Vater dazu bringen, die Macht mit mir zu teilen. Um ihm zu zeigen, dass wir gemeinsam über alles herrschen könnten … über jede beliebige Stadt, jedes Land der Erde.«
    »Ich kann mir schon vorstellen, was er von der Idee hielt«, sagte Cordelia.
    »Er schäumte vor Wut. Zu dem Zeitpunkt war er weitaus mächtiger als ich und verbannte mich aus unserem Haus. Er glaubte, mich auf diese Weise von dem Buch fernhalten zu können. Doch so einfach wollte ich mich nicht geschlagen geben.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Ich verkleidete mich als Mann und wurde Mitglied der Wissenshüter. Von ihnen habe ich viel über Magie gelernt, unter anderem auch uralte Zauberformeln, mit deren Hilfe ich in die Romane meines Vaters schlüpfen konnte. Ich fing also an, nach dem Buch zu forschen …«
    »Doch als Ihr Vater dahinterkam, belegte er das Buch mit einem Fluch, sodass Sie nie mehr in seine Nähe kommen können«, schlussfolgerte Cordelia.
    »Stimmt genau. Aber jetzt habe ich ja dich. Und warum solltest du das Buch nicht benutzen? Im Gegensatz zu deinen Geschwistern hattest du immerhin den Mut, es aufzuschlagen.«
    »Ich weiß nicht … obwohl es sich eigentlich ganz gut angefühlt hat. Aber Will meinte, es würde mich verletzen. Mein Gesicht verunstalten.«
    »Ach, was weiß der schon! Deine Geschwister und Will haben das Buch nicht verdient. Sie sind nicht so intelligent wie du. Sie stehen dir nur im Weg.«
    »Das ist nicht wahr. Wir streiten uns zwar oft und sind selten einer Meinung, aber mein Bruder und meine Schwester lieben mich, sie haben mich gern.«
    »Hör doch auf, dir selbst etwas vorzumachen«, sagte die Windfurie scharf und nahm Cordelias Hand.
    Es war das erste Mal, dass Cordelia die Haut dieser Frau berührte. Sie fühlte sich an wie Papier, trocken, rau und alt – aber gleichzeitig wie elektrisiert, aufgeladen mit einer Kraft, die ihr durch sämtliche Poren strömte.
    Die Härchen auf Cordelias Arm richteten sich auf wie feine Glasfaserkabel. Ihre Fingerspitzen prickelten, als seien sie in frische Minze getaucht worden. Der Griff der Windfurie wurde fester. Bei Cordelia gingen auf einmal alle Warnsignale an, sie versuchte, sich zusammenzureißen, trotz der feinen Nadelstiche, die wie Spinnenbeine von ihrer Wirbelsäule aus über ihren ganzen Körper krabbelten. Plötzlich war es, als habe jemand einen Schalter umgelegt, und sie schien plötzlich neben sich zu stehen und konnte von außen in ihr Gehirn hineinsehen.
    Darin schimmerte es blau, alles war von feinen Linien durchzogen. Dazwischen erkannte sie ihre Erinnerungen. Jede von ihnen war aus einzelnen Bildern oder Szenen zusammengesetzt wie eine alte Filmrolle. Bilder, die in ihr haften geblieben waren und die sie sehr liebte. Die längsten und wichtigsten Erinnerungen hatten etwas mit ihren Geschwistern zu tun: Da war der Augenblick, als Eleanor noch sehr klein war und Cordelia sie aus dem Wäschetrockner gerettet hatte. Oder als Brendan und sie erwischt wurden, wie sie im Badezimmer irgendwelche Zaubertränke zusammenrührten. Die Fahrt ins Disneyland; als Brendan bei einem Spiel der Giants einen Ball gefangen und einen Monat lang über nichts anderes geredet hatte. All diese einzelnen Erinnerungen verwickelten sich zu einem kleinen Knäuel … und waren im nächsten Augenblick verschwunden. Auch Cordelias Liebe zu Brendan und Eleanor schien wie weggewischt, stattdessen war ihr urplötzlich bewusst, wie sehr die Windfurie recht hatte: In Wahrheit waren ihre Geschwister nur irgendwelche

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