Der Fluch des Denver Kristoff
kreischen gehört.
»Wer seid ihr?«, fragte Eleanor die Eindringlinge, aber Brendan krächzte vor Aufregung heiser: »Célina?«
Die fremden Gestalten schoben ihre Kapuzen zurück – vor ihnen standen Célina, das Mädchen aus Tinz, und neben ihr die beiden Männer, denen sie auf dem Markt die geheimen Nachrichten zugesteckt hatte. Die Widerstandskämpfer.
»Na klar, die Leute im Widerstand, die im Untergrund gegen Königin Daphne kämpfen«, ging es nun auch Cordelia auf.
Die Gruppe trat auf die Geschwister zu. Die im Thronsaal zurückgebliebenen Wachen rannten fluchtartig zur Treppe, offenbar wollten sie nicht auch noch mit einem Pfeil im Gesicht enden.
»Brendan, alles in Ordnung mit dir?«, fragte Célina.
Brendan sprang auf sie zu und umarmte sie. »Ihr habt uns das Leben gerettet! Danke!«
»Keine Ursache, wir müssen …«
»Das sind meine Schwestern: Cordelia und Eleanor.«
»Nett, euch kennenzulernen, aber wir müssen uns beeilen«, erklärte Célina. »Ich muss schnell zurück zu meinen Leuten; sie schlagen sich da draußen mit den Schlosswachen herum.«
»Wie hast du uns gefunden?«
»Als ich euch auf dem Karren gesehen habe, wusste ich sofort, wo sie euch hinbringen würden. Und dann ist dieser große Kerl dort aufgetaucht.« Sie zeigte mit dem Daumen hinter sich.
Draußen hörte man den Koloss wütend aufstampfen und brüllen. Die Windfurie war nirgends zu sehen.
»Er heißt Jagger«, sagte Eleanor.
»Weißt du auch, dass euer Jagger gestern an unserem Strand in Tinz aus dem Meer gewatet kam? Das Einzige, was er sagte, war: ›Wal-ker.‹«
»Ich wusste, dass er kommen würde, wenn wir Hilfe brauchen!«, sagte Eleanor. »Ich habe ihn gut gefüttert.«
Célina nickte, aber man sah deutlich, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wovon Eleanor redete. »Der Widerstand hat entschieden, dass wir bei dieser großartigen Unterstützung die einmalige Gelegenheit zu einem Befreiungsschlag nutzen sollten. Sobald wir gesiegt haben, werden wir einen neuen Anführer wählen und die Tyrannei von Königin Daphne wird endlich ein Ende haben. Aber ihr …«, sie nahm Brendans Arm, »ihr drei müsst auf einen der Türme hochsteigen, und zwar schnell! Dort kann Jagger euch sehen und von hier wegbringen. Hier mitten im Kampfgetümmel ist es zu gefährlich für euch.«
Plötzlich hörten sie Dick Jagger laut aufheulen. Die Windfurie schlug peitschend mit den Flügeln und schleuderte zuckende Blitze auf ihn. Eine seiner Augenbrauen war bereits übel versengt, die Haare in seinen Nasenlöchern brannten.
»Ich muss zurück in den Kampf«, sagte Célina. »Der große Junge da draußen kann jede Hilfe gebrauchen, die wir ihm bieten können.«
»Aber …« Brendan brachte plötzlich keinen Ton mehr heraus, als er in ihr vor Kampfgeist leuchtendes Gesicht sah. »Werde ich dich wiedersehen?«
»Bist du wirklich Brendans Freundin?«, hakte Eleanor nach.
»Nell!«
Cordelia lachte. Brendan machte ein Gesicht, als wäre er gerade mal sieben Jahre alt.
»Dazu kann ich nichts sagen, aber ich finde, du hast einen sehr mutigen Bruder«, sagte Célina zu Eleanor. Sie zog Brendan an sich.
Später würde Brendan seinen Schwestern erzählen, sie hätten sich umarmt, und Célina würde ihren Kameraden erzählen, Brendan habe sie auf die Wange geküsst. In Wirklichkeit wollte sie ihn auf die Wange küssen, doch er drehte seinen Kopf so ungeschickt, dass ihre Wangenknochen gegeneinanderstießen. »Au!«
Célina flüsterte ihm ins Ohr: »Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. In deiner Welt.«
»Das wollte ich dich die ganze Zeit schon fragen. Woher weißt du …«
»Ein anderes Mal«, sagte Célina. Sie trat zurück und sah die Geschwister an. »Los! Zu den Waffen!«
71
B rendan lief zu den toten Wachen und reichte deren Schwerter an seine Schwestern weiter. Er selbst schnappte sich Kroms Streitaxt. Slaynes Handlanger hatte sich immer noch nicht von seinem Schock erholt und starrte ungläubig auf den aufgespießten Augapfel.
»Warte!«, flehte er Brendan an und wies auf die Axt. »Töte mich. Bitte. Erlöse mich von meinem Elend.«
»Jammerlappen!«, gab Brendan zurück. »Nimm doch einfach eine Augenklappe!«
Dann stürmten die Walkers aus dem Thronsaal hinaus und die Treppe hinunter in den Schlosshof.
Dort herrschte das reinste Chaos. Das mächtige schwarze Burgtor war aus den Angeln gerissen und lag in zwei Hälften gespalten auf dem Boden. Die Wachen lieferten sich ein Mann-zu-Mann-Gefecht mit den
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