Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
Vom Netzwerk:
gutmütigen Dick Jagger hatte der neue Koloss eine richtige Schlägervisage, dazu einen pickeligen kahl rasierten Schädel, scharf gezackte rötliche Augenbrauen und einen dünnen Ziegenbart, der unter seinem Kinn baumelte wie ein Teufelsschwanz. Sein Gesicht war zu einer hässlichen Fratze verzerrt, dazu schnaubte er wie ein wütender Stier. Es klang wie aus riesigen Lautsprecherboxen. Mit einer Pranke räumte er die Bäume aus dem Weg, auf der anderen ließ er einen gigantischen Felsbrocken tanzen. Er war sogar noch größer als Dick Jagger.
    »Ein Koloss von einem Koloss!«, sagte Brendan.
    »Vielleicht sieht es schlimmer aus, als es ist«, mutmaßte Cordelia. »Vielleicht wollen sie ja nur reden.«
    »Reden? Hast du sein Gesicht gesehen? Der ist noch mehr in Fahrt als Onkel Pete nach zwei Sixpacks!«
    Aus dem Fenster rief Eleanor dem Neuankömmling entgegen: »Herr Koloss! Wir wollen Ihnen nichts tun! Wir sind die Walkers! Wal-kers!«
    Der kahlköpfige Gigant reagierte nicht, aber Dick Jagger sah zu ihnen hinauf.
    »Dick Jagger!«, schrie Eleanor.
    »Ein bisschen unhöflich, meinst du nicht?«, bemerkte Will.
    »Was?«
    »Ihn ›Dick‹ zu nennen …«
    »Oh, okay«, gab Eleanor zu. »Jagger! Tut mir leid, dass ich dich dick genannt habe. Du bist gar nicht dick, nur ein bisschen … kräftig gebaut. Im Kreuzworträtsel heißt das ›muskulös‹. Aber du kannst uns hören, stimmt’s? Hör mal zu, dein Kumpel da …«
    »Lass mich mal«, sagte Brendan und schob Eleanor beiseite. »He Jagger! Diese Glatze da, die dringend ein Clearasil-Shampoo braucht, sieht aus, als ob sie dich fertigmachen will, und wir sitzen hier mittendrin, also könntest du uns bitte absetzen, bevor ihr zum Angriff blast?«
    »Rrrr?«, war Dick Jaggers Antwort. In seinen Augen schimmerte so etwas wie Enttäuschung und Angst auf, vollkommen abgestumpft schien er also nicht zu sein.
    »Das bringt doch nichts«, sagte Brendan. »Der ist extrem unterbelichtet.«
    »Du hast eben keine Ahnung, wie man mit ihm reden muss«, sagte Eleanor und schubste ihren Bruder beiseite. »Jagger! Wenn du jetzt lieb bist und das Haus absetzt, bekommst du noch viel mehr Essen von mir, wenn wir uns das nächste Mal sehen … dann koche ich etwas Superleckeres für dich, versprochen! Bitte!«
    Dick Jaggers Augenbrauen zuckten fragend nach oben.
    »Bitte!«, flehte Eleanor noch einmal und Jagger nickte bedächtig … und begann langsam, das Haus abzusetzen. Will und die Walkers fühlten sich, als ginge es im längsten Fahrstuhl der Welt abwärts.
    »Er gehorcht mir! Er mag mich!« Eleanor klatschte in die Hände. Doch dann weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen, als plötzlich ein unscharfes, riesiges Etwas auf den Kopf des Kolosses zuraste.
    »Jagger! Duck dich! Der gemeine Riese wirft mit dem Felsbrocken nach dir!«
    Gerade noch rechtzeitig drehte Dick Jagger sich um, sah den Felsklumpen wie einen Fastball beim Baseball auf sich zufliegen und riss in Sekundenschnelle seinen massigen Schädel zur Seite. Es erinnerte beinahe an einen coolen Hip-Hop-Move und Eleanor klatschte begeistert Beifall. Der Felsen verfehlte zwar Jaggers Gesicht, dafür krachte er mit voller Wucht in seine Schulter.
    Dick Jagger brüllte auf vor Schmerz und riss instinktiv die Hand mit der Villa hoch zu seiner Wunde – und plötzlich wirbelten die Bilder vor Eleanors Augen wild durcheinander. Anstatt durchs Fenster blickte sie auf einmal an die Decke, während sie über den Fußboden schlitterte. Sie brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass die Villa Kristoff sich in der Luft drehte … weil sie Dick Jagger aus der Hand gefallen war.
    In schwindelerregendem Tempo stürzte das Haus in die Tiefe. Eleanors Magen hüpfte fast in den Hals, während sie verzweifelt nach dem Bettpfosten griff. Brendan hielt Nells Hello-Kitty-Schlafsack umklammert. Cordelia legte ihren Kopf zwischen die Knie wie bei einem Flugzeugabsturz. Will schlang schützend die Arme um sie.
    Dann kam das Haus plötzlich zum Stillstand. Ganz sanft landete es ungefähr auf Höhe der Baumkronen. Die erwartete Bruchlandung blieb aus. Dick Jaggers riesiges Auge sah besorgt zum Fenster herein.
    »Du hast uns aufgefangen!«, jubelte Eleanor ihm zu. »Er hat uns mit der anderen Hand aufgefangen! Er hat uns gerettet, obwohl er verletzt ist!«
    »Danke!«, sagte Cordelia, als sie zusammen mit Brendan und Will wieder auf die Beine kam, und winkte ihm zu. Dick Jagger zwinkerte zurück. Die Falten in seinen Augenlidern waren so tief,

Weitere Kostenlose Bücher