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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Wasserspiegel stetig höher kletterte. Zu ihrer Linken sahen sie den Durchbruch, den Will mit dem Vorschlaghammer in die Wand der Eingangshalle geschlagen hatte. Ein schwacher Lichtschein fiel von dort in den Geheimgang, tauchte ihn in ein bläuliches Licht, gerade hell genug, um ein paar Umrisse und größere Gegenstände zu erkennen. Ein Buch trieb im Wasser an ihnen vorbei – das Buch mit den medizinischen Wundern und Monstrositäten, das Cordelia so erschreckt hatte.
    »Pfff«, machte sie.
    »Was ist?«, fragte Brendan.
    »Ich habe nur gerade gedacht, dass das scheußlichste Buch immer noch besser ist, als beschossen zu werden.«
    »Gilliam hört euch!«, rief plötzlich eine Stimme.
    Erschrocken fuhren die Geschwister herum: Ein Pirat steckte seinen Kopf durch das Loch in der Wand, einen breiten, glatzköpfigen Schädel. Auf einer Gesichtshälfte prangte ein tätowierter Delfin und an seinen Ohren baumelte klobiger Elfenbeinschmuck.
    »Und Gilliam holt sich gleich die kleinen nassen Ratten!«
    Nach seiner genialen Rettungsaktion schien Brendan keine Angst mehr zu kennen. »Das will ich sehen!«
    »Bren! Das ist ein Pirat, der versteht bestimmt keinen Spaß!«, warnte Cordelia. Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als Gilliam bereits seine Pistole auf sie abfeuerte.
    Wieder retteten die Geschwister sich mit einem Sprung ins Wasser. Brendan wollte gerade triumphieren, als ihm vom linken Ohr aus ein stechender Schmerz durch den Kopf zuckte.
    Er gab einen stummen Schrei von sich, tastete nach seinem Ohrläppchen und spürte, wie ihm warmes Blut über die Finger lief. Im Gang stand das Wasser mittlerweile knapp einen Meter hoch. So viel, dass es gerade zum Schwimmen reichte. Brendan kämpfte gegen den Schmerz an, während er hinter seinen Schwestern herpaddelte. Je weiter sie sich von dem Piraten entfernten, desto dunkler wurde es um sie herum. Bei jedem Luftholen hörten sie, wie Gilliam ihnen wütend hinterherschrie, sie sollten gefälligst stehen bleiben – bis sie endlich im Weinkeller angekommen waren.
    »Er hat mich erwischt!«, jammerte Brendan und hielt die Hand an sein Ohr. Seine linke Wange war blutüberströmt.
    »Lass mich mal sehen!«, sagte Cordelia. Sanft nahm sie Brendans Hand und wagte kaum hinzusehen. Die Kugel hatte den Zipfel des linken Ohrläppchens zerrissen.
    »Es ist nur eine Fleischwunde, hörst du? Die bluten immer wie verrückt, aber deswegen musst du nicht gleich ausflippen …«
    »Ich flipp aber aus!«, brüllte Brendan. »Ich sterbe! Dieses Mal sterbe ich wirklich!«
    »Du wirst es überleben!«, sagte Cordelia ruhig. »Dad hat immer gesagt, dass eine Verletzung am Kopf besonders stark blutet, aber nicht gleich tödlich sein muss.«
    »Nicht tödlich?«, schrie Brendan. »Wenn man jemanden töten will, zielt man immer auf den Kopf!«
    »Aber die Kugel hat dich nur gestreift!«, versuchte Cordelia, ihn zu beruhigen. »Man sieht kaum, dass ein Stückchen fehlt!«
    »Was? Es fehlt ein Stück? Welches?«
    »Ein winziger, mikroskopisch kleiner Teil von der Spitze deines Ohrläppchens.«
    »Die Spitze? Das war mein Lieblingsstück!«
    »Reiß dich endlich zusammen, Bren!«, schrie Eleanor ihren Bruder an. »Wozu brauchst du das Ohrläppchen überhaupt, du trägst ja nicht mal Ohrringe! Denk lieber darüber nach, wie wir hier wieder rauskommen!«
    Das brachte Brendan wieder zur Besinnung. »Okay, ist ja gut.« Der Schmerz an seinem Ohr pochte immer noch so heftig, dass sein ganzer Schädel dröhnte. Gleichzeitig spürte er einen unerwarteten Adrenalinschub – besser als jedes Lacrosse-Match. Mit aller Kraft versuchte er, die schwere Metalltür des Weinkellers hinter sich zuzuziehen. Cordelia und Eleanor kamen ihm zu Hilfe. Gemeinsam schafften sie es, die Tür gegen den Wasserwiderstand ins Schloss zu drücken. Kaum hatten sie den Riegel vorgeschoben, als der schielende Gilliam schon von draußen gegen die Tür hämmerte.
    »Wenn ihr brav seid und rauskommt, nimmt Gilliam euch mit auf große Fahrt, darauf mein Piratenwort! So ein feines Abenteuer auf hoher See wollt ihr euch doch bestimmt nicht entgehen lassen, oder?«
    »Abenteuer?«, brüllte Brendan zurück. »Du hast mein Ohr abgeschossen, du Armleuchter!«
    »Tut mir leid, Kumpel«, sagte Gilliam. »Aber wenn es dich tröstet: Ich hab letztes Jahr eine ganze Pobacke verloren.«
    »Geschieht dir recht!«
    Die Frisierkommode, in der Cordelia das Foto der Wissenshüter gefunden hatte, trieb auf dem Wasser, das auch hier im Weinkeller fast

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