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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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können. Zu sehr war er mit seiner höchst ungewöhnlichen Situation beschäftigt gewesen – und damit, alle nur erdenklichen Details wahrzunehmen und zu notieren. Er hatte geahnt, dass er das später brauchen würde.
    » Was immer da auch ablief und wer immer unser Patient auch war «, resümierte Richard Kristoffs, » das weiß ich nicht und das geht mich so gesehen auch nichts an. Was ich nicht verstehe, ist, wieso man uns nicht sofort nach Wien hat zurückfliegen lassen. «
    Dr.  René Poll vom österreichischen Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung und als Leiter der Abteilung II zuständig für internationale Belange des Staatsschutzes stand auf und ging nachdenklich in dem Büro au f u nd ab. Auch er hatte keine wirklich plausible Erklärung für dieses Verhalten der Behörden in Marokko. Die ganze Angelegenheit war höchst seltsam. Sie tangierte nach dem jetzigen Stand der Dinge zwar nicht direkt österreichisches Sicherheitsinteresse. Vielmehr war es ein Amtshilfeersuchen der Kollegen vom deutschen Bundesnachrichtendienst im bayrischen Pullach gewesen, die ihn um Einvernahme des Piloten und der Ambulanzärztin gebeten hatten. Zusammen mit den wenigen Hintergrundinformationen, die ihm die deutschen Kollegen über den Überfall auf das Schloss in Bayern gegeben hatten, und dem spektakulären Kunstraub von Florenz, der auch seiner Behörde nachrichtlich zur Kenntnis gelangt war, ahnte er bei dem Ganzen, dass da vielleicht doch noch mehr auf ihn und seine Mitarbeiter zukommen würde. Eines hatte er nämlich bereits in Erfahrung gebracht: Angeblich steckte eine arabische Terrororganisation mit dem kryptischen Namen » Heilige Krieger der Tränen Allahs « hinter den seltsamen Aktivitäten. Doch von dieser Organisation hatten die europäischen Geheimdienste bislang noch nie etwas gehört.
    Abrupt blieb er stehen und sagte zu Flugkapitän Richard Kristoffs gewandt: » Mag schon sein, dass das Verhalten der marokkanischen Behörden auf den ersten Blick wenig Sinn ergibt. Der ergibt sich allerdings dann, wenn irgendjemand verhindern wollte, dass wir zu früh von diesen Geschehnissen erfahren. Deshalb hat man Sie und Frau Dr.  Blagus festgehalten! Da hat vermutlich jemand Zeit schinden wollen. Entweder, weil man jemandem die endgültige Flucht ermöglichen wollte, oder weil man wusste, dass noch ein anderer oder auch mehrere Männer erst aus Europa eintreffen mussten. Vielleicht war dieser Faisal Ben Ait Had dou nicht der Einzige, der aus Europa geflohen ist! Und vielleicht war er nicht der Einzige, der Blutkonserven mit sich führte, in denen etwas versteckt war, was das Röntgengerät durch einen Aluminiumbeutel hindurch nicht so ohne Weiteres entdeckt. Etwas sehr Hartes. Vielleicht etwas aus Kohlenstoff. «
    Dr.  Ulrike Blagus schaute den Geheimdienstmann verwundert an. » Kohlenstoff? Meinen Sie, in den Blutkonserven war eine Waffe, die aus Kohlenstoff hergestellt wurde? «
    » Nein, werte Frau Dr.  Blagus «, lächelte der Geheimdienstler , » keine Waffe! Etwas, das vor Millionen von Jahren tief unten in der Erde unter unvorstellbaren Temperaturen und wahnwitzigem Druck entstanden ist. Gepresster, durchsichtiger Kohlenstoff: Diamanten! «
     
    *
    Marie-Claire de Vries war völlig außer Atem. Sie fühlte sich elend. Ihr Puls raste. Schweiß rann ihr über die Stirn. Keuchend saß sie zusammengekauert mit dem Rücken gegen die Hauswand gelehnt und schaute ungläubig an dem nur wenige Meter entfernten Stephansdom hoch. Klar und schön zeichneten sich die romanischen Türme, das gotische Langhaus aus dem 15. Jahrhundert und die Erker des berühmtesten Wahrzeichens von Wien gegen den metallblauen Fönhimmel des Vormittags ab. Vom Hauptturm war nicht viel zu sehen. Ein riesiges Werbeplakat vor den Baugerüsten verhüllte den schlanken Turm. Die Erste Bank warb darauf in riesigen Lettern: » Der Steffi braucht Hilfe. «
    Es war so ungewöhnlich warm für einen späten Novembertag, dass selbst die Pantomimedarsteller in ihren Mozartperücken auf dem Stephansplatz schwitzten. Die drei fünfzackigen, in das Pflaster eingelassenen weißen » Memory-Stars « f ür Wiens bekannteste Söhne der Musik – Strauß, Mozart und Haydn – schillerten im hellen Sonnenlicht.
    » Ein sehr symbolträchtiges Umfeld haben sich die ehrenwerten Ritter vom Goldenen Vlies da ausgesucht «, murmelte Marie-Claire so laut vor sich hin, dass eine vorbeigehende Passantin sie verwundert anschaute. Ihr Blick wanderte

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