Der Fluch des Florentiners
er ist, aber wir wissen, dass sein Name, seine Personaldokumente wie auch die gesamten Ihnen vorgelegten Dokumente für den Ambulanzflug perfekte Fälschungen waren. Mehr, das muss ich zu meinem Bedauern sagen, wisse n w eder wir hier in Wien noch unsere Kollegen von den deutschen Nachrichtendiensten. Das sei also vorweg gesagt. Und nun, werte Frau Dr. Blagus und Herr Kristoffs, seien Sie bitte so nett und erzählen Sie mir so detailliert wie möglich, was Sie von jenem Moment, da Sie den Flughafen Rheintal verlassen und heute hier in Wien wieder gelandet sind, erlebt haben! Erzählen Sie bitte alles. Jedes Detail ist wichtig. «
Z wei Stunden dauerte die » vertrauliche Einvernahme «, wie das Gespräch mit dem Geheimdienstmann in den Dokumenten, die sie als Verschwiegenheitserklärungen hatten unterzeichnen müssen, deklariert wurde. Erst hatte Richard Kristoffs als Pilot dem Beamten die Abholprozedur am Flughafen Rheintal bis ins letzte Detail beschrieben, hatte erklärt, dass ihm diese Sache höchst merkwürdig vorgekommen war, er aber keinerlei rechtliche Grundlagen gehabt habe, den Flug und Transport des Patienten zu verweigern. Größte Aufmerksamkeit zeigte der Beamte dann, als Kristoffs beschrieb, wie am Flughafen von Marrakesch nicht, wie üblich und erwartet, ein Ambulanzfah r zeug, sondern zwei schwarze Limousinen direkt aufs Flugfeld gekommen waren und den Patienten ohne Trage und ohne jegliche ärztliche Begleitung abgeholt hatten. Die Begrüßung des Patienten durch zwei der Fahrzeuginsassen, so deutete Richard Kristoffs seine Beobachtungen, sei » geradezu freun d schaftlich-vertraut « gewesen.
Dann schilderte die noch immer sehr nervöse Ambulanzärztin das Ganze aus medizinischer Sicht und machte deutlich, dass es sich ihrer Meinung nach nicht um eine Unfallverletzung, sondern um eine Schusswunde gehandelt habe. Eine , die fraglos schon einige Tage alt, gut geheilt und professionell versorgt worden war.
Nach endlos langen, sehr akribischen Fragen des Gehei m dienstmannes schilderten Richard Kristoffs und Dr. Ulrike Blagus, wie erstaunt sie gewesen waren, dass der direkte Rückflug nach Wien von den marokkanischen Flughafenbehö r den mit höchst fadenscheiniger Begründung immer und immer wieder hinausgezögert worden war, bis es schließlich so spät geworden war, dass angeblich das Nachtflugverbot am Flugh a fen von Marrakesch einen Start unmöglich machte.
Dann waren sie unter Bewachung zweier Polizisten in einem Hotel nahe dem Flughafen und außerhalb von Marrakesch mehr oder minder festgehalten worden. Das Telefon im Zimmer funktionierte nicht. Kristoffs hatte sein Handy abgeben müssen. Es war ein Skandal, aber sie hatten nichts dagegen unternehmen können. Die Zentrale der Flugambulanz in Wien, so hatte man ihnen erklärt, sei informiert worden, dass der Rückflug aus Witterungsgründen nicht möglich gewesen sei. Erst am heutigen Morgen hatten sie ihr Hotelgefängnis verlassen dürfen.
» Mir fällt da noch etwas ein «, meldete sich nach gut zwei Stunden die Ambulanzärztin zu Wort. » Dieser arabische Patient hatte eine jener Spezialkühltaschen bei sich, in denen Blutkonserven transportiert werden. Diese Tasche ist aber vom Ambulanzfahrer in Rheintal nicht mir als Ambulanzärztin übergeben worden, sondern dem Patienten. Das war sehr ungewöhnlich! Aus medizinischer Sicht gab es keine Veranlassung, Blutkonserven mitzuführen, denn die Wunde war längst gut verheilt. Und wenn, dann wird eine solche Tasche den Ärzten der Flugambulanz ausge händigt. Der Patient hat diese Kühltasche während des Fluges derart auffällig beobachtet, dass ich nicht widerstehen konnte, einen Blick hineinzuwerfen, als er kurz eingeschlafen war. «
Der Geheimdienstmann schaute wie elektrisiert auf. » Und, waren es Blutkonserven? «
» Nun ja, es waren sehr wohl zwei undurchsichtige Alumin i umbeutel mit Flüssigkeiten. Sie sahen täuschend echt aus wie richtige Blutkonserven, aber als ich den einen Beutel in die Hand nahm, hatte ich das Gefühl, als befände sich außer einer Flüssigkeit auch noch ein harter Gegenstand in dem Beutel. Ungefähr so groß wie eine Walnuss. Aber dann dachte ich mir, dass es, wenn es etwas Verdächtiges wäre, es sicherlich beim Sicherheitscheck am Flughafen Rheintal aufgefallen wäre. Auch Kranke werden in der Sicherheitsschleuse durchleuchtet. «
Richard Kristoffs wurde langsam ungeduldig. Er war müde. Im Hotel in Marrakesch hatte er nicht wirklich schlafen
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