Der Fluch des Florentiners
verraten: Was hat dieser Ritterorden heute noch mit dem Florentiner zu tun? «
» Wenn ich das wüsste, Chrissie, wäre ich wahrscheinlich einen großen Schritt weiter. Aber ich weiß es nicht! Wirklich nicht. Ich weiß nur, dass sich all das ein bisschen viel nach einer Geschichte aus Tausendundeiner Nacht anhört. Ich glaube nicht, dass sich mein Sicherheitschef, Francis Roundell, damit zufrieden gibt. Der will Fakten – Fakten über den Florentiner. «
6. Kapitel
K
a um hatte Flugkapitän Richard Kristoffs die Turbinen des Learjets bei der Ankunft in Wien abgeschaltet, sah er einen schwarzen BMW mit Blaulicht über das Rollfeld auf sein Ambulanzflugzeug zurasen. Sofort wusste er, dass ihn seine Intuition nicht getäuscht hatte. Er öffnete die Flugzeugtür am Rumpf.
Die Morgensonne blendete ihn. Der Wetterdienst hatte mitgeteilt, dass im Großraum Wien heute Fön mit viel Sonnenschein und Temperaturen bis zu zwanzig Grad erwartet würden.
Zwei Männer traten mit forschem Schritt auf ihn zu. Einer von ihnen hielt ihm einen Ausweis unter die Nase. Flüchtig blickte Richard Kristoffs darauf. Der Doppeladler und der Schriftzug » Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekäm p fung « darauf überraschten ihn nicht. Er hatte irgendwie damit gerechnet.
» Flugkapitän Kristoffs? «
» Ja, richtig. «
» Wir sind vom österreichischen Innenministerium. Wi r m üssen Sie bitten, uns einige Frage zu beantworten. Ist Frau Dr. Blagus auch an Bord? «
» Ja, natürlich! «, antwortete er und drehte sich um. Die Notärztin, die mit ihm nach Marrakesch geflogen war, stand bereits hinter ihm am Ausstieg.
» Bitte steigen Sie beide zu uns in den Wagen. «
Fünfundvierzig Minuten später hielt der BMW vor dem ehemaligen Palais Modena, dem Haus Nummer 7 in der Herrengasse im ersten Bezirk von Wien. Die beiden Männer vom österreichischen Sicherheitsdienst hatten während der Fahrt vom Flughafen Schwechat in die Innenstadt kein Wort gesagt. Ulrike Blagus saß noch immer verunsichert im Fond des Wagens. Sie war sichtlich nervös. Flugkapitän Richard Kristoffs signalisierte, dass sie sich keine Sorgen machen solle. In einem Büro in der dritten Etage wurden sie von einem etwa fünfzigjährigen Mann mit lichtem Haar und einem schlecht sitzenden, dunkelblauen Anzug erwartet. Ein Namensschild an der Außentür wies den Zimmerinhaber als Dr. (Jus) René Poll aus, doch der Mann stellte sich nicht vor. Die Einrichtung des Büros war ausgesprochen kärglich. Außer dem Schreibtisch, drei Stühlen und einem Tresor befand sich nichts in dem Raum. Keinerlei persönliche Gegenstände zierten ihn. Nicht einmal ein Bild hing an den Wänden.
» Bitte, Frau Dr. Blagus, Herr Kristoffs, nehmen Sie doch Platz. Darf ich Ihnen einen Kaffee oder etwas Gebäck anbieten? «, gab sich Dr. René Poll sehr freundlich. Er wartete die Antwort nicht ab, blätterte in einem Ordner auf seinem Tisch und sprach, ohne seine beiden Besucher anzuschauen.
» Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie gestern eine n M ann, einen Patienten namens Faisal Ben Ait Haddou, am Flughafen Rheintal in der Schweiz abgeholt und ihn von dort nach Marrakesch geflogen, stimmt das? «
» Ja, das ist richtig «, antwortete Richard Kristoffs. » Wir haben diesen Patienten nach Marrakesch geflogen und hätten uns ohnehin nach der Rückkehr bei der Polizei gemeldet «, kam der Pilot der nächsten Frage des Geheimdienstlers zuvor. Der Beamte tat erstaunt.
» Warum das? «
» Weil sowohl ich als verantwortlicher Pilot als auch Frau Dr. Blagus als Ambulanzärztin spätestens nach der Landung in Marrakesch ahnten, dass mit diesem Patienten etwas nicht in Ordnung war. «
Bevor er weiter sprechen konnte, unterbrach ihn der Beamte des Innenministeriums.
» Um es gleich vorwegzunehmen: Sie beide sind lediglich als Zeugen hier, nicht als Beschuldigte! Aber unser Gespräch unterliegt in jeglicher Hinsicht der Geheimhaltung. Bevor Sie mein Büro verlassen, werden Sie schriftlich und unter Strafandrohung verpflichtet werden, über das, was Sie in Verbindung mit Ihrem Flug erlebt und gehört haben, aber auch über alles, worüber wir jetzt sprechen werden, absolutes Stillschweigen zu wahren. Sie beide sind von Berufs wegen in sehr verantwortlichen Positionen. Daher kann ich Ihnen bereits jetzt sagen, dass es bei dieser Sache um hoch brisante Staatsangelegenheiten geht. Es besteht der dringende Verdacht, dass Ihr Patient ein Terrorist ist! Wir wissen nicht, wer
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