Der Fluch des Khan
und unter starkem Begleitschutz zum offiziellen Abendempfang im Regierungssitz gebracht werde. Doch für den morgigen Tag, wenn die Delegation die Solarenergieanlage besichtigen und zur Zentrale von Avarga fahren wolle, sei auf Wunsch des Ministers nur ein kleines Geleit vorgesehen.
»Wir heuern also beim mongolischen Geheimdienst an?«, fragte Pitt.
Korsow nickte. »Eigentlich übernehmen Offiziere der Nationalpolizei diese Aufgabe. Es bedurfte nur eines kleinen Anreizes, euch als Ersatzleute im Personenschutz unterzubringen. Ihr werdet bei der Solarenergieanlage den Platz der ursprünglichen Sicherheitskräfte einnehmen und dem Konvoi nach Xanadu folgen. Wie schon gesagt, ich würde gern meine eigenen Mitarbeiter für diesen Auftrag einsetzen.«
»Nein«, erwiderte Pitt, »ab jetzt übernehmen wir die Sache.
Sie haben schon genug für uns riskiert.«
»Notfalls kann ich alles abstreiten. Außerdem verlasse ich mich darauf, dass ihr eure Zuträger nicht preisgebt«, fügte er mit einem Grinsen hinzu.
»Garantiert nicht.«
»Gut. Aber denkt daran, dass ihr zwar unauffällig bleiben, euch aber trotzdem davon überzeugen müsst, dass eure entführten Freunde auf dem Anwesen sind. Wenn wir die entsprechenden Beweise haben, können wir die mongolischen Behörden dazu drängen, tätig zu werden.«
»Wird gemacht. Was schulden wir Ihnen für das Schmiergeld?«
»Das ist ein hässliches Wort«, erwiderte Korsow mit einem gequälten Blick. »Ich arbeite in einem Gewerbe, in dem es um Erkenntnisse geht. Alles, was ihr mir über Avarga Oil, den Genossen Borjin und seine Vorhaben berichten könnt, wird die kleine Summe, die ich für die Polizeibegleitung aufwenden musste, mehr als wettmachen. Was wiederum heißt, dass ich euch morgen Abend hier auf einen Borschtsch erwarte.«
»Na, wenn das kein Anreiz ist«, ächzte Giordino.
»Und noch was«, fügte Korsow mit einen Lächeln hinzu.
»Vergesst nicht, dass ihr den chinesischen Minister am Leben erhalten müsst.«
Pitt und Giordino fuhren mit dem Taxi zu der Solarenergieanlage, wo sie eine Stunde vor der geplanten Ankunft des Ministers eintrafen. Sie lächelten einem schläfrig wirkenden Wachmann am Tor zu, zeigten zwei falsche Presseausweise vor, die ihnen Korsow besorgt hatte, und spazierten auf das Gelände. Es war nur rund vier Hektar groß und mit zahllosen Sonnenkollektoren bestückt, mit denen zusätzlich zu dem benachbarten Kohlekraftwerk Elektrizität erzeugt werden sollte. Von den Betreibern des E-Werks als experimentelle Erprobungsanlage gebaut, reichte der hier erzeugte Strom jedoch allenfalls zur Beleuchtung eines Fußballplatzes. Mit über zweihundertsechzig Sonnentagen im Jahr verfügte die Mongolei über beste Voraussetzungen zur Nutzung der Solarenergie. Doch bislang war man technologisch noch weit davon entfernt, bezahlbaren Strom für den Normalverbraucher ins Netz einspeisen zu können.
Pitt und Giordino hielten sich von einem in aller Eile errichteten Podium fern, auf dem eine Handvoll Vertreter des Staates sowie leitende Angestellte des E-Werks nervös auf ihre Gäste warteten, und versteckten sich lieber hinter einer Reihe von Sonnenkollektoren nahe dem Eingang. Mit ihren dunklen, in China geschneiderten Sportsakkos, den Sonnenbrillen und den barettähnlichen schwarzen Wollmützen konnte man sie von Weitem jederzeit für einheimische Wachschutzleute halten. Sie mussten nicht lange warten, bis der Fahrzeugkonvoi ein paar Minuten zu früh durch das Tor rollte und vor dem Podium anhielt.
Pitt lächelte beim Anblick der eher unscheinbaren Fahrzeuge, die nur wenig mit den allgegenwärtigen schwarzen Limousinen zu tun hatten, wie man sie auch in Washington sah. Drei saubere, aber sichtlich betagte Toyota Land Cruiser beförderten den Minister, eine kleine Gruppe von Begleitern und die Personenschützer. Angeführt wurde der Konvoi von einem viertürigen gelben UAZ-Jeep der Sicherheitskräfte. Ein weiterer UAZ, dessen linker vorderer Kotflügel bei einem Unfall verbeult worden war, stellte die Nachhut der Eskorte. Der in Russland gebaute UAZ, die Zivilversion eines Militärjeeps, erinnerte Pitt an den kastenförmigen, allradgetriebenen International Harvester, der in den 60er Jahren in den USA hergestellt worden war.
»Das ist unsere Karre«, sagte Pitt und deutete auf den verbeulten UAZ am Ende der Kolonne.
»Hoffentlich hat sie Satellitenradio und ein Navigationsgerät«, erwiderte Giordino.
»Ich bin schon zufrieden, wenn die Reifen in diesem
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