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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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beschlagnahmen das Land ohne Rücksicht auf das natürliche Gleichgewicht.
    Wieder und wieder wurden wir aus den Weidegründen unserer Vorfahren verjagt und mussten unsere Herden in die unwirtlichsten Teile der Wüste treiben. Mittlerweile zapfen sie überall die Wasservorkommen an, angeblich in ehrenwerter Absicht, für die Industrialisierung des Landes. Infolgedessen schrumpft das Grasland vor ihren Augen. Die Wüste breitet sich von Tag zu Tag weiter aus, aber es ist eine tote Wüste. Die Dummköpfe werden es nicht einsehen, bis der Sand ihre Hauptstadt Peking verschlingt, doch dann ist es zu spät. Meiner Familie wegen blieb mir nichts anderes übrig, als über die Grenze zu ziehen.
    Die Weidegründe sind kärglich, aber wenigstens wird man hier als Hirte noch geachtet«, sagte er stolz.
    Pitt trank einen weiteren Schluck vom bitter schmeckenden
Airag
, während er das alte Foto betrachtete.
    »Einem Mann die Lebensgrundlage zu nehmen, ist ein Verbrechen«, sagte er.
    Sein Blick fiel auf einen gerahmten Kunstdruck, der hinten auf dem Altar stand. Es war ein altes Porträt, die stilisierte Abbildung eines massigen Mannes mit langem Ziegenbart.
    »Tsengel, wer ist der Mann auf dem Altar?«
    »Der Yüan-Kaiser Khubilai. Der mächtigste Herrscher der Welt, doch zugleich ein gütiger Freund des kleinen Mannes«, erwiderte Tsengel, als wäre der Kaiser noch am Leben.
    »Khubilai Khan?«, fragte Giordino.
    Tsengel nickte. »Das waren viel bessere Zeiten, als die Mongolen noch über China herrschten«, fügte er wehmütig hinzu.
    Die größere Menge
Airag
zeigte bei Tsengel allmählich Wirkung. Er hatte mehrere Schalen des starken Gebräus zu sich genommen, bekam zusehends glasige Augen und wurde immer rührseliger. Pitt versuchte das Thema zu wechseln, als er feststellte, dass die Gespräche über Geopolitik ein bisschen heikel wurden.
    »Tsengel, wir sind draußen in der Wüste auf etwas Sonderbares gestoßen, bevor uns der Sandsturm erwischt hat. Eine künstliche Ortschaft, umgeben von hölzernen Kamelen. Kennen Sie den Ort?«
    Tsengel lachte laut auf.
    »Ach ja, die reichsten Hirten der Gobi. Nur dass ihre Stuten keinen Tropfen Milch geben.« Er lächelte und trank wieder einen Schluck
Airag
.
    »Wer hat das gebaut?«, fragte Giordino.
    »Ein großer Trupp Männer ist in der Wüste aufgetaucht, mit allerlei Geräten, Rohren und einer Grabmaschine. Sie haben Tunnel unter der Erde gegraben, die viele Kilometer lang sind.
    Ich habe ein bisschen Geld von ihnen bekommen, damit ich ihrem Vorarbeiter den Weg zur nächsten Quelle weise. Er hat gesagt, sie arbeiten für eine Ölfirma in Ulan-Bator, mussten aber schwören, dass sie niemandem etwas von ihrer Arbeit erzählen.
    Mehrere Männer, die den Mund aufgemacht hätten, wären auf einmal verschwunden, und die anderen Arbeiter wären sehr beunruhigt. Sie haben in aller Eile die Holzkamele gezimmert und die großen Tanks gebaut, die wie
Ger
aussehen. Dann sind die Männer wieder verschwunden. Die Tanks in dem Dorf sind leer. In denen sammelt sich nur der Staub, den der Wind verweht. Das ist viele Monate her, und ich habe seither niemanden dort gesehen. Bei den anderen ist es genauso.«
    »Welche anderen?«, fragte Pitt.
    »Es gibt drei weitere Lager mit eisernen
Ger,
alle nahe der Grenze. Und überall ist es das Gleiche. Sie sind leer und verlassen, bis auf die Holzkamele.«
    »Gibt es hier in der Gegend irgendwelche Ölquellen, oder werden vielleicht Probebohrungen vorgenommen?«, fragte Pitt.
    Tsengel dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe vor vielen Jahren in China Ölquellen gesehen, aber hier in der Gegend nicht.«
    »Aus welchem Grund tarnt Ihrer Meinung nach jemand seine Öltanks und stellt außen herum hölzernes Herdenvieh auf?«
    »Ich weiß es nicht. Einige Leute sagen, die eisernen
Ger
wurden von einem reichen Hirten gebaut, der damit den Regen auffangen und mit dem Wasser das Grasland zurückholen will.
    Ein Schamane behauptet, die hölzernen Tiere sind eine Huldigung, mit denen die Götter beschwichtigt werden sollen, weil man durch das Graben im Untergrund die Wüste entweiht hat.
    Andere sagen wieder, es wäre einfach das Werk der Mächtigen, die die Reichtümer der Wüste ausbeuten wollen. Weshalb sie sich die Mühe machen und alles verbergen? Weil sie ihr böses Herz verbergen wollen.«
    Die letzte Schale
Airag
hatte Tsengel so ziemlich den Rest gegeben. Er schlürfte die letzte Neige in seiner Schale aus, stand etwas

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