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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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das Auge reichte. Ringsum erstreckte sich nur die mit Geröll übersäte Wüstenlandschaft, aus der gelegentlich eine Felsformation aufragte. Aber wenigstens hatte der Junge in einer Hinsicht recht, dachte Giordino. Sie waren tatsächlich nur ein kurzes Stück von ihrem eigentlichen Weg abgeschweift.
    Pitt und Giordino zügelten ihre Pferde, als sie sich Nojon näherten. Der Junge lächelte sie an und deutete dann mit dem Kopf auf die Rückseite der Anhöhe hinter sich.
    Pitt warf einen Blick auf den Höhenzug, sah aber nur einen felsigen Hang, der mit einer roten Sandschicht bedeckt war. Ein paar Blöcke waren seltsam geformt und schienen in einem matten Silberton zu schimmern.
    »Ein bezaubernder Felsengarten«, sagte Giordino versonnen.
    Aber Pitt war neugierig geworden, als er zwei Felshöcker bemerkte, die etwa gleichgroß und erstaunlich ebenmäßig waren, und ritt hin. Als er näherkam, sah er, dass es gar keine Gesteinsblöcke waren, sondern zwei halb verschüttete Sternmotoren. Der eine saß an der stumpfen Nase eines auf dem Dach liegenden Flugzeugrumpfes, der andere an der dazugehörigen Tragfläche, die unter dem Sand verschwand.
    Nojon und Giordino ritten zu Pitt, als dieser absaß und den Sand von einer der Motorhauben wischte. Er blickte verwundert auf und sagte zu Giordino: »Das ist kein Learjet. Es ist eine dreimotorige Fokker.«
31
    D ie Fokker F. VIIB lag noch immer an der gleichen Stelle, an der sie vor mehr als siebzig Jahren zu Bruch gegangen war. Unmengen von Sand hatten sich an der umgekippten Maschine angesammelt, sodass die rechte Tragfläche und der Rumpf fast völlig verschüttet waren. Ein Stück weiter hinten lag die andere Tragfläche mit dem Backbordmotor zertrümmert neben den Felsen, an denen sie bei der Notlandung abgerissen waren. Die Nase der Maschine war zusammengedrückt wie eine Ziehharmonika, das Cockpit voller feinem Sand, unter dem die zerschmetterten, noch immer an den Sitzen festgeschnallten Skelette von Pilot und Copilot begraben waren. Pitt wischte eine dicke Sandschicht unter dem Pilotenfenster weg, bis er den verblichenen Namenszug lesen konnte:
Blessed Betty
.
    »Ein großartiger Landeplatz«, sagte Giordino. »Hast du nicht mal gesagt, die alten Vögel wären unverwüstlich?«
    »So gut wie. Die dreimotorige Fokker war genauso robust wie die Ford Tri-Motor. Admiral Byrd ist mit einer über die Arktis und die Antarktis geflogen. Charles Kingsford-Smith hat 1928 mit seiner Fokker F. VII, der
Southern Cross,
den Pazifischen Ozean überquert. Sie wurde von Wright-Whirlwind-Motoren angetrieben und konnte praktisch ewig in der Luft bleiben.« Pitt kannte sich mit alten Flugzeugen bestens aus – immerhin besaß er selber eine Ford Tri-Motor, die in seiner Oldtimer-Sammlung in Washington stand.
    »Ist wahrscheinlich in einen Sandsturm geraten«, vermutete Giordino.
    Nojon verfolgte aus sicherem Abstand, wie Pitt und Giordino an dem vom Sand abgeschmirgelten Rumpf entlang nach hinten gingen, bis sie auf einen schmalen Wulst an der Seitenwand stießen. Sie wischten ein paar Zentimeter Sand weg, bis sie erkennen konnten, dass es die Unterkante der Rumpftür war.
    Daraufhin schaufelten sie unmittelbar davor ein großes Loch und legten dann die Tür so großflächig frei, dass sie sich öffnen ließ. Als Giordino den letzten Haufen Sand entfernte, bemerkte Pitt eine Reihe Einschusslöcher, die sich neben der Tür über den Rumpf zogen.
    »Ich muss dich leider berichtigen, was die Absturzursache angeht«, sagte er und strich mit der Hand über die Löcher. »Sie wurde abgeschossen.«
    »Fragt sich bloß, warum?«, sagte Giordino versonnen.
    Er wollte gerade die Hand zum Türgriff ausstrecken, als Nojon einen leisen Klagelaut ausstieß.
    »Die Alten sagen, da sind tote Männer drin. Die Lamas haben uns aufgetragen, sie nicht zu stören. Deswegen haben die Nomaden keinen Fuß in das Flugzeug gesetzt.«
    »Wir werden den Toten die gebührende Achtung erweisen«, versicherte ihm Pitt. »Ich werde dafür sorgen, dass sie anständig begraben werden, damit ihre Seelen Ruhe finden.«
    Giordino drehte den Griff um und zog behutsam die Tür auf.
    Ein Schwall zersplittertes Holz, Sand und Porzellanscherben fiel aus dem dunklen Innenraum und bildete einen kleinen Haufen am Boden. Pitt hob einen zerbrochenen Teller aus der Yüan-Dynastie auf, der mit einem saphirblauen Pfau bemalt war.
    »Kein alltägliches Essgeschirr«, sagte er, als er erkannte, dass es sich um eine Antiquität handelte.

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