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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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wiederholen könnten.«
    »Wie sind Sie vom Bauarbeiter zum Schulbusfahrer geworden?«, fragte Giordino.
    »Draußen in der Pampa muss man vielseitig sein.« Der Fahrer lachte. »Die Gruppe, der ich helfe, besteht nicht nur aus einem Haufen Archäologen, auch Zimmerleute, Lehrer und Historiker gehören dazu. Unser Abkommen bezieht sich nicht allein auf den Wiederaufbau von Klöstern, sondern auch auf die Gründung von Schulen. Für die Kinder der nomadisch lebenden Hirten sind die Möglichkeiten, eine ordentliche Ausbildung zu bekommen, ziemlich bescheiden, wie Sie sich sicher vorstellen können. Wir bringen ihnen Lesen, Schreiben, Rechnen und Sprachen bei und hoffen, den Kleinen damit irgendwann ein besseres Leben zu ermöglichen. Ihr Freund Nojon zum Beispiel spricht drei Sprachen und ist in Mathe ein richtiges As. Wenn wir ihm in jungen Jahren die entsprechende Ausbildung geben können und verhindern, dass er eine PlayStation in die Finger kriegt, wird er vielleicht mal ein hervorragender Ingenieur oder Arzt. Und genau das hoffen wir, all diesen Kindern bieten zu können.«
    Der Bus fuhr über eine Bergkuppe, hinter der sich ein schmales Tal auftat. In seiner Mitte wuchs dichtes, mit lila Buschwerk durchsetztes Gras, das etwas Farbe in die sonst so eintönige Wüstenlandschaft brachte. Pitt bemerkte eine Reihe kleiner Steingebäude inmitten der Wiesenfläche, daneben eine Handvoll weißer Jurten. In einer nahe gelegenen Koppel tummelten sich zahlreiche Kamele und Ziegen, und an der Südseite standen mehrere kleine Geländewagen.
    »Das Kloster Bulangiin«, erklärte der Fahrer. »Heimstätte von zwölf Mönchen, einem Lama, siebzehn Kamelen und gelegentlich auch ein, zwei hungrigen Freiwilligen aus den Vereinigten Staaten.« Er steuerte den Bus durch ein paar tiefe Reifenspuren hinab und hielt vor einer der Jurten.
    »Das ist die Schule«, sagte der Fahrer zu Pitt und Giordino, als die Kinder lärmend aus dem Bus drängten. Nojon stürmte an ihnen vorbei, winkte den beiden Männern zu und sprang ebenfalls hinaus.
    »Ich muss jetzt leider Erdkunde unterrichten«, sagte der Fahrer, nachdem alle Kinder weg waren. »Wenn ihr zwei zu dem großen Gebäude mit dem Drachen am Vordach geht, stoßt ihr auf Lama Santanai. Er spricht Englisch und wird euch heute Nacht irgendwo unterbringen.«
    »Sehen wir Sie später noch?«
    »Vermutlich nicht. Ich habe versprochen, über Nacht in einem der Dörfer zu bleiben, nachdem ich die Kinder heimgebracht habe. Ich soll dort über westliches Demokratieverständnis sprechen. War aber schön, mit euch zu plaudern. Lasst’s euch hier gutgehen.«
    »Vielen Dank fürs Mitnehmen, und für die Auskünfte«, erwiderte Pitt.
    Der Fahrer schnappte sich den Dackel, holte ein Erdkundebuch unter seinem Sitz hervor und begab sich in die Jurte, wo seine Klasse bereits auf ihn wartete.
    »Netter Kerl«, sagte Giordino, stand dann auf und stieg aus dem Bus. Als Pitt ihm folgte, bemerkte er über der Sonnenblende an der Windschutzscheibe ein Schild mit der Aufschrift WILLKOMMEN. IHR FAHRER IST CLIVE CUSSLER.
    »Aha«, sagte Pitt und nickte nachdenklich. »Aber er fährt wie Mario Andretti.«
    Sie gingen auf drei pagodenartige Gebäude zu, deren geschwungene Dächer mit alten, blau glasierten Tonziegeln gedeckt waren. Das mittlere und größte war der Tempel, flankiert von einem kleinen Altargelass und einem Lagerraum.
    Pitt und Giordino stiegen eine flache Treppe hinauf und bewunderten zwei steinerne Drachen, die an beiden Ecken des überspringenden Tempeldaches hockten und ihre langen Schwänze über die steil ansteigenden Ziegel nach oben ringelten. Bedächtig traten die beiden Männer durch eine riesige offene Tür, wo sie von tiefem Männergesang empfangen wurden.
    Als sich ihre Augen an das schummrige Kerzenlicht gewöhnt hatten, sahen sie zwei breite Bänke, die sich längs durch den Tempel zogen und vor einem kleinen Altar endeten. Ein halbes Dutzend ältere Mönche in leuchtend safrangelben Gewändern, die Köpfe kahl geschoren, hockten einander reglos im Schneidersitz gegenüber und stimmten Gesänge an. Pitt und Giordino gingen auf Zehenspitzen im Uhrzeigersinn um sie herum, nahmen an der Rückwand Platz und sahen ihnen beim Rezitieren ihrer Mantras zu.
    In der Mongolei wird der Buddhismus tibetanischer Prägung praktiziert, der sogenannte Lamaismus, der sich durch jahrhundertealte religiöse Bande zwischen beiden Ländern entwickelte.
    Vor den von der Regierung angezettelten Säuberungen

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