Der Fluch des Khan
mit einem schiefen Blick bedachten.
Der schlaksige Computerfreak stellte sich gern als Außenseiter dar, trug mit Vorliebe Jeans und Cowboystiefel und hatte die langen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Noch außergewöhnlicher erschienen allerdings seine Fähigkeiten, wie das gewaltige Rechenzentrum erkennen ließ, das er aufgebaut und von Anfang an geleitet hatte. In seinen Computern war die weltweit umfassendste Datensammlung zum Thema Ozeanographie, Meeresbiologie und Unterwasserforschung gespeichert, außerdem konnten sie anhand der aus Hunderten von Überwachungsstationen in aller Welt bezogenen Informationen in Echtzeit Witterungs- und Wasserbedingungen darstellen. Yeager allerdings fand, dass die Computer ein zweischneidiges Schwert waren. Die gewaltigen Rechnerkapazitäten verleiteten seiner Meinung nach die in Diensten der NUMA stehenden Forscher und Wissenschaftler dazu, ihre Leistungsfähigkeit für immer neue Lieblingsprojekte in Anspruch zu nehmen. Doch Yeager war bekannt dafür, dass er niemanden abwies, der ihn um Rechnerzeit bat.
Als sich die Fahrstuhltür im zehnten Stock öffnete, trat er in seine Computerkaverne hinaus, in deren vorderem Teil eine hufeisenförmige Konsole stand. Ein stämmiger Mann mit schütter werdendem Haar und freundlichem Gesicht saß auf einem der Drehstühle vor dem Schaltpult.
»Ich kann’s kaum glauben«, sagte er lächelnd. »Ich habe dich tatsächlich mal außerhalb des Büros erwischt.«
»Im Gegensatz zu meinen geliebten Computern muss ich ab und zu was essen«, versetzte Yeager. »Schön, dich mal wiederzusehen, Phil«, fügte er hinzu und schüttelte ihm die Hand.
»Wie läuft’s da unten in der Kiesgrube?«
Dr. Phillip McCammon kicherte über die Anspielung. Er war Leiter der Abteilung für Meeresgeologie und Fachmann für die Erforschung der Sedimentschichten am Seeboden. Und wie es der Zufall wollte, war seine Abteilung in einer der unterirdischen Etagen der NUMA-Zentrale untergebracht.
»Wir klopfen immer noch Steine«, sagte McCammon. »Du könntest mir allerdings mit ein paar Rechnerkapazitäten aushelfen.«
»Mein Königreich steht dir zur Verfügung«, erwiderte Yeager und deutete auf die Rechner hinter sich, die fast so leistungsstark waren wie ein halbes Dutzend Supercomputer.
»Ich werde das Schloss nicht lange in Beschlag nehmen. Ich habe nur eine inoffizielle Anfrage von einem Bekannten in Langley erhalten, der darum bittet, dass ich mir ein paar seismische Daten ansehe. Ich nehme an, die CIA interessiert sich für die beiden jüngsten Erdbeben, die den Persischen Golf erschüttert haben.«
»Es ist schon ein seltsamer Zufall, dass sich auf so engem Raum in kurzer Zeit zwei Erdbeben ereignet haben, die beide die Ölversorgung zum Zusammenbruch brachten. Wenn das Benzin noch teurer wird, komme ich demnächst mit dem Fahrrad zur Arbeit«, maulte Yeager.
»Nicht nur du.«
»Also, womit kann ich dir dienen?«
»Das National Earthquake Information Center in Golden, Colorado, soll eine Kopie seiner sämtlichen Aufzeichnungen über die weltweiten seismischen Aktivitäten im Lauf der letzten fünfzig Jahre durchgeben«, sagte McCammon und reichte Yeager einen Zettel mit der entsprechenden Anlaufstelle. »Einer meiner Analytiker hat ein Computerprogramm geschrieben, mit dem sich die typischen Eigenschaften der Beben am Persischen Golf auswerten lassen. Ich möchte diese Parameter mit der Datenbank der Erdbebenforscher in Golden abgleichen, um festzustellen, ob noch andere ähnlich geartete Vorkommnisse vorliegen.«
»Meinst du, da könnte irgendjemand irgendwas gedreht haben?«
»Nein, ich kann mir nicht vorstellen, wie. Aber wir wollen doch den freundlichen Schlapphüten nebenan weiterhelfen!«
Yeager nickte. »Kein Problem. Ich lasse Max noch heute Nachmittag die Daten aus Golden holen. Schick mir deine Software, dann haben wir morgen ein paar Antworten für dich vorliegen.«
»Danke, Hiram. Ich lasse dir sofort das Programm bringen.«
Als McCammon zum Aufzug ging, wandte sich Yeager einer Tastatur zu und gab eine Reihe von Befehlen ein. Er hielt erst inne, als er bemerkte, dass ein mehrseitiges Fax in seinem Eingangskorb lag. Dann sah er, dass es aus dem Continental Hotel in Ulan-Bator kam, und stöhnte kurz auf.
»Jetzt kommt’s aber knüppeldick«, murmelte er, als er das Fax überflog. Dann legte er die Blätter ab und widmete sich wieder seiner Tastatur.
Im nächsten Moment tauchte eine wunderschöne Frau auf der anderen Seite
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