Der Fluch des Khan
ihm eine Tasse Kaffee ein. »Hast du unsere Forschungsgeräte und die Tauchausrüstung mitgebracht?«, fragte er.
»Ja, ich habe alles auf einem Lastwagen verstaut, den mir das Institut freundlicherweise geliehen hat, beziehungsweise verkauft – ich bin mir da nicht ganz sicher. Ich musste meine letzten Rubel hergeben, um die russischen Grenzposten zu schmieren, damit sie mich in die Mongolei lassen. Die haben bestimmt gedacht, ich wäre bei der CIA.«
»Deine Augen sind nicht nervös genug«, grummelte Giordino.
»Ich nehme an, ich kann mich nicht beklagen«, sagte Gunn an Pitt gewandt. »Al hat mir von eurem Marsch durch die Wüste Gobi berichtet. Klang nicht gerade nach einem Sonntagsspaziergang.«
»Nein, aber auf diese Weise haben wir viel vom Land gesehen«, erwiderte Pitt lächelnd.
»Dieser Spinner in Xanadu … hält der die Ölsucher immer noch fest?«
»Wir wissen, dass Roy tot ist. Wir können nur vermuten, dass die anderen noch dort und am Leben sind.«
Das Klingeln des Telefons unterbrach sie. Pitt meldete sich und sprach kurz, dann schaltete er den Lautsprecher an. Hiram Yeagers Stimme drang aus dem Gerät.
»Viele Grüße aus Washington, wo sich die Bürokraten allmählich fragen, was aus ihren geliebten Gurus der Tiefe geworden ist«, sagte er.
»Die sind in der Mongolei und genießen die wunderbaren Reichtümer der Unterwasserwelt«, erwiderte Pitt.
»Habe ich schon vermutet. Bei den Nachrichten, die aus eurem Teil der Welt eingehen, habt ihr natürlich auch die Hand im Spiel gehabt.«
Die drei Männer sahen sich verständnislos an.
»Wir waren ein bisschen beschäftigt«, sagte Pitt. »Was für Nachrichten?«
»China hat heute Morgen erklärt, dass es das autonome Gebiet der Inneren Mongolei, das unter seiner Verwaltung steht, an die Mongolei abtritt.«
»Ich habe bemerkt, dass sich auf dem Platz da unten Leute versammeln, die aussehen, als wollten sie zu einem Fest gehen«, sagte Gunn. »Ich dachte schon, vielleicht ist hier heute ein Feiertag.«
»China stellt es als eine freundliche Geste gegenüber dem alten Nachbarn hin und erntet dafür jede Menge Anerkennung von den Vereinten Nationen und den Regierungen der westlichen Welt. Seit Jahren waren Untergrundbewegungen aktiv, die sich für die Unabhängigkeit der Inneren Mongolei beziehungsweise für eine Wiedervereinigung mit der Mongolei eingesetzt haben. Für die Chinesen war das schon seit einiger Zeit eine ziemlich peinliche Angelegenheit. Hinter vorgehaltener Hand sagen die Analytiker aber, dass es weniger um Politik als um Wirtschaftsfragen geht. Manche mutmaßen, dass ein Pipeline-Deal und ein Handelsabkommen der Grund dafür ist. Dann bekommt China Öl und andere Rohstoffe, die es für seine wachsende Wirtschaft braucht, obwohl anscheinend keiner glaubt, dass die Mongolei tatsächlich über große Ölvorkommen verfügt.«
»Genau darum geht es. Ich glaube, man könnte durchaus sagen, dass Al und ich an den Verhandlungen teilgenommen haben«, sagte Pitt und warf Giordino einen verschwörerischen Blick zu.
»Ich wusste doch, dass ihr irgendwas damit zu tun habt«, rief Yeager lachend.
»Es geht eher um das Avarga Oil Consortium und Tolgoi Borjin. Al und ich haben ein paar seiner Anlagen gesehen. Er hat bereits Tanklager entlang der Grenze gebaut.«
»Schon beachtlich, wie schnell er den Schlüssel zum Schloss in die Finger bekommen hat«, sagte Giordino. »Er muss eine ziemlich gute Verhandlungsmasse zu bieten haben.«
»Oder Falschinformationen. Hiram, konntest du irgendwas mit den Sachen anfangen, die ich dir gefaxt habe?«
»Max und ich haben eine Nachtschicht eingelegt und ausgegraben, was wir konnten. Dieser Typ und seine Firma sind ein ziemliches Rätsel. Finanziell gut ausgestattet, aber vorwiegend im Geheimen tätig.«
»Eine russische Kontaktperson hat etwas Ähnliches festgestellt«, sagte Giordino. »Was hast du über seine Ölgeschäfte rausgefunden?«
»Es gibt keinerlei Aufzeichnungen darüber, dass Avarga Oil tatsächlich Öl aus der Mongolei exportiert. Anderseits gibt’s da aber auch nicht viel auszuführen. Soweit man weiß, haben sie nur eine Handvoll Ölquellen, die tatsächlich ausgebeutet werden.«
»Sie fördern also nicht genug, um Chinas Bedarf auch nur annähernd zu decken beziehungsweise den irgendeines anderen Landes?«
»Es gibt keinerlei Hinweise. Das Komische ist, dass wir auf eine ganze Reihe von Verträgen mit westlichen Firmen gestoßen sind, die technisches Gerät für die
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