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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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nehmen, reichte ihm Kopfhörer und Funkmikrofon und verließ dann sofort die Plattform. Pitt verstaute seinen Seesack im Fußraum, stieg ein und wandte sich an seinen alten Freund auf dem Pilotensitz, während er die Tür schloss.
    Albert Giordino entsprach kaum dem Bild, das man sich von einem schneidigen Flieger macht. Der stämmige Italiener mit den kräftigen Armen war fast dreißig Zentimeter kleiner als Pitt.
    Widerspenstige schwarze Haare ringelten sich um seinen Kopf, im Mund klemmte die allgegenwärtige Zigarre, und sein markiges Gesicht hatte seit Tagen keinen Rasierapparat mehr gesehen. Die mahagonibraunen Augen sprühten vor Intelligenz, kündeten aber auch von einem eingefleischten Sinn für Humor, der vor allem in Gefahrenmomenten aufblitzte. Der Direktor für Unterwassertechnologie bei der NUMA und Pitts Freund seit Kindestagen war eher im Cockpit eines Tauchboots zu Hause, hatte aber auch ein feines Händchen im Umgang mit den meisten Fluggeräten.
    »Ich habe die Warnmeldung gehört. Willst du den Brecher verfolgen, bis er in Listwjanka anbrandet?«, fragte Giordino über die Bordsprechanlage.
    »Erst müssen wir jemandem einen Besuch abstatten. Bring uns in die Luft und geh auf Südostkurs, dann erkläre ich dir alles.«
    Giordino hob mit dem Kamow sofort von dem stampfenden Schiff ab und ging auf zweihundert Fuß Höhe, dann steuerte er in Richtung Osten über den See. Während der Hubschrauber auf 136 Stundenkilometer beschleunigte, berichtete Pitt von der Seiche-Welle und dem ahnungslosen Fischerboot. Kurz darauf tauchte dessen schwarzer Rumpf am Horizont auf, und Giordino hielt genau darauf zu, während Pitt sich über Funk mit der
Wereschtschagin
in Verbindung setzte.
    »Rudi, was macht unsere Welle?«
    »Wird jede Minute stärker, Dirk«, meldete Gunn ruhig. »Sie ist jetzt in der Mitte fast zehn Meter hoch und wird im flachen Wasser vor dem Selenga-Delta immer schneller.«
    »Wie viel Zeit haben wir noch, bis sie bei uns ist?«
    Gunn schwieg einen Moment und gab einen Befehl in den Computer ein. »In schätzungsweise etwa siebenunddreißig Minuten wird sie die
Wereschtschagin
erreichen. Wir sind dann rund fünf Meilen vor Listwjanka.«
    »Danke, Rudi. Halte die Luken dicht. Wir sind über euch und schauen uns das Ganze an, sobald wir das Fischerboot verständigt haben.«
    »Roger«, erwiderte Gunn, der plötzlich wünschte, er könnte mit Pitt den Platz tauschen.
    Die Woge war noch vierzig Meilen entfernt, und die Männer auf der
Wereschtschagin
konnten die Hügel von Listwjanka jetzt deutlich sehen. Das Schiff dürfte der größten Wucht der Welle entrinnen, aber die Ufergebiete waren ihr schutzlos ausgeliefert.
    Während er die verrinnenden Minuten zählte, spähte Gunn durch das Brückenfenster und fragte sich insgeheim, wie das malerische Städtchen am See in einer Stunde wohl aussehen würde.
3
    S cheint so, als ob wir Gesellschaft bekommen«, sagte Wofford und deutete vom Heck des Fischerboots aus zum Horizont.
    Theresa hatte die Maschine bereits entdeckt, aber alle anderen an Bord des Bootes hielten inne und blickten auf. Der gedrungene silberne Helikopter kam von Westen näher und flog schnurgerade auf sie zu.
    Das Fischerboot, dessen Besatzung nichts von der drohenden Gefahr ahnte, war in Richtung Ostufer unterwegs und zog sein Schleppsonar hinter sich her. Niemand an Bord hatte bemerkt, dass alle anderen Boote verschwunden waren, zumal es nichts Ungewöhnliches war, dass man auf dem riesigen See weit und breit kein Wasserfahrzeug sehen konnte.
    Aller Augen wandten sich zum Himmel, als der plump wirkende Hubschrauber auf das kleine Boot zudonnerte, dann beidrehte und an Backbord querab schwebte. Die Erkundungsmannschaft blickte auf die schwarzhaarige Gestalt am Copilotensitz, die mit einem Mikrofon am Fenster herumfuchtelte und mit dem Finger auf ihre Kopfhörer deutete.
    »Er versucht uns über Funk zu erreichen«, stellte Wofford fest.
    »Haben Sie auf Empfang gestellt, Kapitän?«
    Tatiana übersetzte für den mürrischen Kapitän, worauf dieser den Kopf schüttelte und der Russin in unwirschem Tonfall etwas erwiderte. Dann holte er ein Funkmikrofon aus dem Ruderhaus, hielt es zum Helikopter hin und fuhr sich mit der anderen Hand waagerecht über die Kehle.
    »Der Kapitän sagt, sein Funkgerät funktioniert schon seit zwei Jahren nicht mehr«, berichtete Tatiana. »Er meint, er braucht keines, auf dem See kommt er auch ohne Funk zurecht.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«,

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