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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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gequälten Lächeln.
    Theresa drehte sich um und musterte das andere Gebäude. Sie musste Roy recht geben – es hatte gewisse Ähnlichkeiten mit dem berühmten indischen Grabmal, auch wenn das hier viel kleiner war. Ein eindrucksvoller Prachtbau, ganz anders als das nüchterne Ziegelgebäude nebenan, aus glänzendem weißem Marmor, mit einem Säulengang, der zu einem ebenfalls von einem Halbkreis aus Säulen umgebenen Portal führte, über dem ein Zwiebeldach mit einer goldenen Spitze aufragte. Mit der Kuppel des Taj Mahal hatte es nicht viel gemein, auch wenn es durchaus anmutig wirkte, aber auf Theresa machte es eher den Eindruck einer riesigen Eiskremkugel, die vom Himmel gefallen war.
    Die Anlage vor dem Gebäude war nicht minder prachtvoll.
    Zwei künstliche Wasserläufe strömten quer über das Anwesen in ein schimmerndes Becken, in dem sich die Fassade des Bauwerks spiegelte. Theresa hörte ganz in der Nähe einen Fluss rauschen, der offenbar die Kanäle speiste. Rund um die Gewässer erstreckten sich üppig grüne Ziergärten, die so gepflegt waren, dass jeder englische Landedelmann vor Neid erblasst wäre.
    Auf der anderen Seite der Rasenfläche sah sie Tatiana und Anatoli mit einem Mann sprechen, der ein Holster umgeschnallt hatte. Der Mann nickte, kam dann zum Lastwagen und sagte mit schwerem Akzent: »Hier entlang.« Die beiden Wachmänner bauten sich hinter Roy und Wofford auf, um dem Befehl Nachdruck zu verleihen.
    Theresa und Roy fassten Wofford unter und folgten dem gedrungenen Mann, der auf das prunkvolle Gebäude zuging. Sie erreichten das Portal, an dem eine große, mit Schnitzwerk verzierte Tür ins Innere führte. Zu beiden Seiten standen zwei Posten, wie Portiers im Savoy Hotel, nur dass diese hier lange, reich bestickte orange Seidenmäntel trugen. Theresa wusste, dass es Wachen waren, da sie keine Anstalten machten, die Tür zu öffnen, sondern nur reglos dastanden und mit einer Hand die spitzen Lanzen hielten.
    Dann öffnete sich die Tür, und sie traten in die von einer Kuppel überspannte Eingangshalle, in der rundum Bilder hingen, ländliche Szenen mit weidenden Pferden zumeist. Ein kleinwüchsiger Hausmeister schlüpfte mit schiefem Grinsen hinter der Tür hervor und bedeutete ihnen mit einem kurzen Nicken, ihm zu folgen. Er tappte über den glänzenden Marmorboden und führte sie einen Seitengang entlang zu drei Gästezimmern. Nacheinander wurden Theresa, Roy und Wofford in die behaglich ausgestatten Räume gebracht, worauf der Hausmeister die Tür hinter sich schloss und verriegelte.
    Auf einem Beistelltisch neben dem Bett sah Theresa eine Schale mit dampfender Suppe stehen, daneben einen Laib Brot.
    Rasch wusch sie sich den Straßenschmutz von Händen und Gesicht und löffelte dann gierig die Suppe. Schließlich siegte die Erschöpfung über die Angst: Sie legte sich auf das weiche Bett und schlief sofort ein.
    Drei Stunden später wurde sie von einem lauten Klopfen an der Tür geweckt.
    »Hier entlang, bitte«, sagte der kleine Hausmeister, der Theresa mit leicht lüsternem Blick beäugte.
    Roy und Wofford warteten bereits auf dem Gang. Erstaunt stellte Theresa fest, dass Woffords Bein verbunden war, außerdem hatte er einen Rohrstock bei sich. Roys Kopfverletzung war ebenfalls bandagiert, und statt des blutigen Hemdes trug er einen weiten Baumwollpullover.
    »Ihr zwei seht ja aus wie das blühende Leben«, sagte sie.
    »Klar. Vorausgesetzt, ein Dummy sieht aus wie das blühende Leben«, erwiderte Roy.
    »Um die Gastfreundschaft ist es hier etwas besser bestellt«, sagte Wofford und tippte mit seinem Stock auf den Boden.
    Die drei wurden zurück zur Eingangshalle und dann den Hauptgang entlang zu einem weitläufigen Wohnraum geführt.
    Regale mit ledergebundenen Büchern säumten die Wände, am anderen Ende befand sich ein offener Kamin, auf der einen Seite eine Bar. Theresa blickte nervös zum Oberkörper eines Schwarzbären auf, der mit erhobenen Pranken und gefletschten Fängen an der Wand hing, so als könnte er jeden Augenblick angreifen. Sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen und stellte fest, dass es der Traum eines jeden Präparators sein musste. Allerlei ausgestopfte Hirsche, Dickhornschafe, Wölfe und Füchse starrten die unfreiwilligen Gäste mit boshaft funkelnden Augen an, als bewachten sie das Anwesen. Tatiana stand mitten im Zimmer – und neben ihr ein Mann, der aussah, als könnte man ihn ebenfalls an die Wand hängen.
    Es lag an seinem Grinsen, stellte sie

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