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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Rinne hinauf, wo er unter dem Lkw hindurch zu dem Lager auf der anderen Seite schauen konnte.
    Die Stimmen seiner Kollegen verstummten, als sich eine Schar Pferde dem Lager näherte. Wlad rieb sich ungläubig die Augen, als der Lichtschein des Feuers auf sie fiel. Die sechs grimmig wirkenden Reiter, die hoch aufgerichtet im Sattel saßen, sahen aus, als wären sie einem mittelalterlichen Wandbehang entsprungen. Jeder trug einen langen, orangen Seidenumhang, der bis zu den Knien reichte und die bauschigen weißen Hosen bedeckte, die in schweren Lederstiefeln steckten. In den hellblauen Schärpen, die sie um die Taille gebunden hatten, steckten Schwerter samt Scheide, und um die Schulter hatten sie Kompositbögen und Köcher mit gefiederten Pfeilen hängen. Auf dem Kopf trugen sie runde, schalenförmige Helme, die nach oben spitz zuliefen und mit einem Rosshaarbusch verziert waren. Alle sechs hatten lange, dünne Schnurrbärte, die bis übers Kinn herabhingen und sie noch bedrohlicher wirken ließen.
    Dimitri richtete sich mit einer fast vollen Wodkaflasche in der Hand von der Feuerstelle auf, begrüßte die Reiter und lud sie ein, sich zu ihnen zu gesellen.
    »Einen Schluck auf eure prächtigen Pferde«, lallte er und hob die Flasche.
    Schweigsam und mit kalten Blicken starrten die sechs Reiter den Ingenieur an, ohne auf sein Angebot einzugehen. Dann griff einer der Berittenen nach hinten. Mit einer blitzschnellen Bewegung, die Wlad später immer wieder vor Augen hatte, legte er den Bogen an, zog die Sehne durch und schoss einen hölzernen Pfeil ab. Wlad, der das Geschoss kaum sah, nahm nur wahr, dass die Flasche Wodka plötzlich aus Dimitris Hand glitt und am Boden zerschellte. Dimitri, der nur ein paar Schritte entfernt stand, griff sich mit der anderen Hand an die Kehle, und zwischen seinen Fingern ragte ein gefiederter Pfeilschaft heraus.
    Dann sank der Ingenieur mit einem gurgelnden Hilfeschrei in die Knie und kippte um, während ein Schwall Blut über seine Brust strömte.
    Die drei anderen Männer am Lagerfeuer sprangen erschrocken auf, doch das sollte ihre letzte Bewegung sein. Im nächsten Augenblick wurden sie mit einem Pfeilhagel eingedeckt. Mit schlafwandlerischer Sicherheit handhabten die Berittenen ihre Bögen und feuerten in Sekundenschnelle ein halbes Dutzend Pfeile auf die betrunkenen Exploratoren ab, die sie aus der Entfernung mühelos trafen. Ein paar kurze Schreie hallten durch die Nacht, dann war es vorbei – alle drei lagen tot am Boden, die leblosen Leiber mit Pfeilen gespickt.
    Wlad, der das Gemetzel entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen verfolgt hatte, hätte vor Schreck beinahe laut aufgeschrien, als der erste Pfeil abgeschossen wurde. Sofort hatte er das Gefühl, als zerspringe ihm das Herz, doch dann spürte er, wie ihm das Adrenalin ins Blut schoss, und er wollte nur noch weg, so schnell wie möglich. Er rutschte in die Rinne hinab und lief los, rannte, wie er in seinem ganzen Leben noch nie gerannt war. Das schmerzende Knie, der Alkohol in seinem Blut, all das spielte keine Rolle mehr, wurde von einer noch nie dagewesenen Angst verdrängt. Er stürmte den Hang hinab, ohne Rücksicht auf die unsichtbaren Hindernisse in der Dunkelheit, getrieben von heller Panik. Mehrmals fiel er hin, zog sich garstige Risse an Armen und Beinen zu, rappelte sich aber sofort wieder auf und lief weiter, horchte trotz hämmernden Herzens und keuchender Atemzüge auf die Hufschläge der Verfolger.
    Doch sie kamen nicht.
    Zwei Stunden lang rannte er ohne Unterlass, schleppte sich torkelnd und stolpernd voran, bis er das rauschende Wasser des Flusses Selenga erreichte. Als er am Ufer entlangmarschierte, stieß er auf zwei große Felsblöcke, die ihm sowohl Schutz als auch Deckung boten. Er kroch in einen Spalt unter den Felsen und schlief sofort ein, als wollte er dem Albtraum entrinnen, den er soeben erlebt hatte.
15
    E ine unbequeme Fahrt, dachte Theresa, als säße man im Jahre 1860 in einer Butterfield-Postkutsche und reiste durch den amerikanischen Südwesten. Bei jeder Bodenwelle und Querrinne, über die die Räder des zwei Tonnen schweren Kastenwagens rumpelten, wurde die Ladefläche so durchgeschüttelt, dass sie meinte, ihre Knochen klappern zu hören. Dass sie gefesselt und geknebelt auf einer Hartholzbank zwei bewaffneten Wachen gegenübersaß, trug auch nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden bei. Immerhin waren Roy und Wofford bei ihr, die man neben ihr angekettet hatte. Das war zumindest ein kleiner

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