Der Fluch des Koenigs
Ärmeln des Hemdes aus dem Gesicht. Rach neigte den Kopf und ließ ein leises Krächzen hören.
„Das war ganz schön knapp, stimmt`s?“, fragte Moa. Es kam ihr nicht im Geringsten seltsam vor mit Rach zu sprechen. Der Greif schüttelte wild den Kopf, so dass die Federn stoben.
„Ich dachte, ich müsste sterben“, gestand sie, noch immer aufgewühlt. „Ich dachte wirklich - “
Ruckartig zuckte Rachs Kopf zur Seite und er fuhr herum. Sprungbereit und mit leicht gespreizten Flügeln spähte er in den Wald.
Moas Herz machte einen Satz. Mit einem Schlag wurde sie sich ihrer verletzlichen Lage bewusst. Sie stand nur mit einem Hemd bekleidet vor einer Höhle mitten in einem dichten Tannenwald, in dem sich alle möglichen Gefahren verbergen konnten.
Ein Knacken ertönte aus dem Unterholz, von einer Stelle, an der mehrere junge Bäume eng beieinander standen. Moa war vor Angst wie gelähmt, während ihr Herz wild pochte. Rach kauerte reglos neben ihr. Aus dem Knacken wurde ein Rascheln und die Äste der Tannen wackelten und bogen sich auseinander. Moa hielt den Atem an.
Ein raues Grunzen ertönte und im nächsten Moment schob sich der dunkelbraune Körper eines Wildschweins zwischen den Zweigen hindurch. Geschäftig durchwühlte es mit der Schnauze den Waldboden.
Pfeifend stieß Moa den Atem aus. Das Wildschwein sah auf, quiekte schrill und verschwand blitzartig unter den Tannen.
Rach entspannte sich augenblicklich und begann, als wäre nichts gewesen, mit dem Schnabel sein Gefieder zu putzen.
„Erschrocken?“
Mit einem Schrei fuhr Moa herum und blickte in Joesins Gesicht. Er lächelte freundlich, doch in seinen grünen Augen leuchtet ein kaltes Licht.
Moa stürmte auf ihn los und rammte ihm ihre flachen Hände in die Brust. Es fühlte sich an, als sei sie gegen eine Felswand gelaufen. „Verdammter Feigling!“, brüllte sie und stieß ihn erneut.
Joesin wich verblüfft zurück. „Was sagst du da?“
„Du wolltest dich in Nacht und Nebel einfach davonstehlen!“ Sie schrie, schlug nach ihm und er wich weiter zurück. „Ohne den Menschen, die auf dich setzen, auch nur Lebewohl zu sagen! Du glaubst also, dass du Dargaros und die Aschewesen alleine besiegen kannst. Warum kannst du deinen Eltern nicht selbst davon berichten, wenn du zurückkommst?“
Sie hielt schwer atmend inne, doch von Joesin kam keine Antwort. Er schaute sie erschrocken an, als habe sie sich vor seinen Augen in ein Aschewesen verwandelt. „Aber du gehst nicht davon aus, dass du gewinnen wirst“, drängte Moa weiter. „Und du bist zu mir gekommen, anstatt es deiner Familie selbst zu sagen, weil du dachtest, es sei der Weg des geringsten Widerstandes. Du dachtest, ich würde dich einfach gehen lassen, dass ich zu schwach bin, um dich aufzuhalten. Du willst in diesem verdammten Kampf sterben. Gib es zu!“
Moa war außer sich vor Zorn. Sie schlug nach ihm, trommelte mit den Fäusten auf seine Brust und schrie ihn an, nur um den Schmerz loszuwerden. Einen Schmerz, den er verursacht hatte, als er sie zurückgelassen hatte.
Joesin war bis an die Wand der Höhle zurückgewichen. Er machte nicht einmal den Versuch ihre Schläge abzuwehren.
Seine scheinbare Gleichgültigkeit machte sie nur noch wütender. Taten ihm ihre Schläge denn nicht weh? „Ich habe mein Leben für dich riskiert“, schrie sie. „Ich lasse nicht zu, dass du dich opferst. Deine Familie und die Menschen der Klippen, sie haben etwas Besseres verdient als einen Märtyrer! Ich erlaube nicht, dass du ihnen das Herz brichst.“
„Bei den Klippen, Moa!“ Endlich brach Joesin seine Starre, packte ihre Handgelenke und hielt sie fest.
„Lass mich los“, knurrte sie.
Der Glanz in Joesins Augen wurde zu einer Drohung, doch den Schmerz der dahinter lag, konnte er nicht verbergen. „Wenn sie erfahren, dass ich anders bin, dass Caruss Folter mich verändert hat, dann werden sie mich hassen und verjagen.“ Er zog sie näher zu sich heran und senkte den Kopf, bis sie nichts mehr wahrnehmen konnte als den Sturm, der in den Tiefen seiner Seele tobte. „In ihren Augen wäre ich wie die Aschewesen, die toten Kinder, die er zu ihnen zurückschickt, um sie zu quälen.“
Moa wand sich in seinem Griff, doch er ließ sie nicht frei. „Weshalb sollten sie das tun? Du bist schneller und stärker als jeder Mensch, du kannst es mit den Aschewesen aufnehmen. Weshalb sollten sie das verabscheuen?“
Joesin starrte sie an. Sein Griff um ihre Handgelenke lockerte sich und er ließ
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