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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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dem wohlschmeckenden Tee in der Hand, dem weichen Bett und dem prasselnden Feuer im Kamin, waren es die freundlichen und fürsorglichen Augen Eloras, die sie endgültig erkennen ließen, wie viel Angst sie in den letzten Tagen ausgestanden hatte. Tränen sammelten sich in ihren Augen und bevor es ihr bewusst war, kullerten sie über ihre Wangen und tropften auf das helle Bettzeug.
    „Nicht doch“, sagte Elora sanft. Sie nahm ihr den Tee aus den Händen, stellte ihn auf den Boden und legte die Arme tröstend um Moa. „Ist schon gut, schon gut“, murmelte sie und strich ihr über den Rücken. „Du musst meinem Neffen verzeihen. Er mag grausam erscheinen, doch er hat edle Ziele. Alles, was er will, ist unserem Volk zu helfen.“
    Etwas zu abrupt löste Moa sich aus Eloras Umarmung und wischte sich mit einem Hemdsärmel übers Gesicht. „Es tut mir Leid“, sagte sie mit gesenktem Kopf. „Ich, ich sollte - “
    „Ach Liebes“, sagte Elora sanft und strich ihr übers Haar. Ihre dunkelblauen Augen blickten besorgt, dann lächelte sie wieder. „Wir sollten dich aus diesen schrecklichen Klamotten herausholen. Was hat der Sohn meiner Schwester sich nur dabei gedacht? Steh auf, Liebes, und lass mich dich ansehen.“
    Zögerlich kam Moa ihrer Aufforderung nach. Elora hatte beide Hände in die Hüfte gestemmt und betrachtete sie kopfschüttelnd von oben bis unten. Unbehaglich trat Moa von einem Fuß auf den anderen. Zum ersten Mal in ihrem Leben schämte sich für ihr Äußeres.
    „Komm vor ans Feuer“, sagte Elora und bedeutete Moa ihr zu folgen. „Ich werde dafür sorgen, dass du ein Bad bekommst und dann suche ich dir aus den alten Sachen meiner Töchter ein anständiges Kleid heraus. Ein paar feste Stiefel sollten sich hier auch noch irgendwo finden.“
    Elora winkte sie ans Feuer und ging zu einer der Kommoden, um darin zu stöbern. Das Kleid, das sie hervorholte, war einfach geschnitten und in einem dunklen Grün gefärbt. An der Borte und an den Ärmeln waren kleine Stickereien eingearbeitet; bunte Vögel, die blühende Äste in ihren Schnäbeln hielten. Sie waren von einer ungeübten Hand gefertigt, jedoch lebhaft und farbenfroh. Sie gefielen Moa sofort.
    Elora holte eine große Schüssel aus der untersten Schublade hervor und goss Wasser in einen Topf, der über der Feuerstelle hing. „Es wird kein Bad, wie du es gewohnt bist“, sagte sie mit einem Augenzwinkern, „aber danach wirst du sauber sein.“ Mit einem Tuch und einem Stück Seife in der Hand trat sie auf Moa zu.
    Moa war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch sich zu waschen und der Angst vor der ungewohnten Umgebung. Sie schaute zur Tür. „Was ist mit Joesin?“, fragte sie unsicher.
    Elora winkte ab. „Ach, der wird sicher vor dem Ende der Nacht nicht zurück sein. Sei unbesorgt.“
    Geschickt half sie Moa aus den zu großen Kleidungsstücken und rieb ihre Haut mit dem Tuch und der Seife ab. Auch ihre Haare wusch sie und flocht sie danach zu einem kunstvollen Zopf, so dass Moa beinahe das Gefühl hatte, Gella, ihre Zofe, würde sich um sie kümmern. Nur schwer konnte sie ihre Tränen zurückhalten.
    Als Elora fertig war, reichte sie ihr wollene Unterwäsche und ein helles Unterkleid. „Das andere brauchst du jetzt noch nicht“, sagte sie und legte das dunkelgrüne Kleid über einen Stuhl. „Leg dich schlafen. Die Nacht hat nur noch ein paar Stunden, und die solltest du nutzen.“
    Moa zog das Unterkleid an und tappte zum Bett zurück. Die Müdigkeit war kurz davor, sie zu übermannen. Vor dem Bett blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu Elora um. Die ältere Frau hatte ein zerrissenes Hemd und Nähzeug zur Hand genommen und sich damit an den Tisch gesetzt.
    „Kannst du mir nicht helfen?“, fragte Moa leise.
    Ein trauriger Ausdruck huschte über Eloras Gesicht und sie schüttelte den Kopf. „Nein, Liebes, das ist alles was ich für dich tun kann. Ich bin zwar nicht einverstanden mit Joesins Entscheidungen, doch ich respektiere sie.“
    Moa nickte. „Ich danke dir trotzdem“, murmelte sie und schlüpfte unter die weichen Decken. Ihre Lider fielen zu, noch bevor sie sich zur Wand gedreht hatte.
     
    Der Geruch von frisch gebackenem Brot und gebratenem Fleisch weckte sie am nächsten Morgen. Der Hunger, der in den letzten Tagen ein stetiger Begleiter gewesen war, meldete sich mit verstärkter Kraft zurück. Moa öffnete die Augen und setzte sich im Bett auf.
    Elora stand am Tisch und deckte Brot, Fleisch, Käse und Gemüse

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