Der Fluch des Koenigs
Tals einen gigantischen Vogel am Nachthimmel gesehen haben.“
„Ich dachte immer, Greifen gäbe es nur in Märchen“, überlegte Aeshin laut. „Als ich noch klein war, gab es bei uns im Dorf eine alte Frau, die ... ach schon gut“, sie winkte ab. „Das ist bestimmt Unsinn.“
Halhan zupfte an seinem Bart. „Ich erinnere mich, dass mein Großvater von diesen Wesen gesprochen hat, als gäbe es sie wirklich. Jenseits des Tals, im Gebirge. Ihre Nester liegen höher, als je ein Mensch steigen könnte.“
„Hm.“ Aeshin starrte in die Flammen. „Denkt Ihr Dargaros wird die Prinzessin finden?“
Halhan seufzte. „Bisher hat er jeden gefunden, der versuchte sich vor Caruss zu verbergen.“
Aeshin schüttelte sich bei dem Gedanken, dass die Prinzessin in seine Fänge geraten könnte. „Er würde sie direkt zu Caruss bringen.“
„Ja“, sagte Halhan schlicht. „So lautet der Befehl des Königs.“
„Trotzdem dürfen wir den Aschejäger auf keinen Fall unterschätzen. Auch wenn er sich Caruss Anweisungen nicht widersetzen kann, verfolgt er dennoch seine eigenen Ziele. Wer weiß, auf was für Gedanken er kommen wird, wenn die Prinzessin erst einmal in seiner Gewalt ist. Sein Ehrgeiz ist unersättlich. Warum sonst hätte er sich freiwillig verfluchen lassen?“ Aeshin stand auf und ging zu den Fenstern, die sich über die hintere Wand des Raumes erstreckten. Der Tag lag unter einer bleiernen Wolkendecke begraben. Aeshin atmete tief ein und wandte sich Halhan zu. „Wo ist Alawas jetzt?“
Der Herzog sah sie an und Aeshin spürte, wie ihr die Röte in die Wangen kroch. „Der Prinz befindet sich am Rande des Schilfmeeres. Der Wind stand günstig, doch bald werden sie reiten müssen. Er ist noch in der Nacht der Entführung aufgebrochen und schickt täglich einen Raben aus.“ Halhan begann wieder vor dem Feuer auf und ab zu schreiten. „Unser Plan war perfekt“, murmelte er, als habe er vergessen, dass Aeshin sich im Raum befand. „Wir waren so kurz davor. Wer ist dieser Mann, dieser seltsame Entführer? Was will er? Warum diese Forderungen?“ Seine Finger strichen zum hundertsten Mal über seinen Bart. „Es ergibt einfach keinen Sinn.“
Plötzlich kam Halhan zum Stehen. Er lief zu einem goldverziehrten Tisch und schrieb mit schwungvoller Schrift ein paar Zeilen auf ein Stück Papier. Dann faltete er es zusammen und versah es mit seinem Siegel. „Sende einen Boten zu Gräfin Vosha“, sagte er zu Aeshin und reichte ihr die Nachricht. Er tippte sich mit seinem Zeigefinger an die Stirn und lächelte süffisant. „Mir fällt gerade ein, dass ich noch zahlreiche Stoffe bei mir habe, die ihr gefallen werden.“
Aeshin grinste und machte einen ausladenden Knicks. „Selbstverständlich, Herzog.“
Halhans Mundwinkel zuckten.
Auf dem Gang fiel Aeshin zurück in die demütige Haltung einer Dienerin. Sie schlich durch die Burg, um Halhans Botschaft weiterzuleiten, doch ihre Gedanken waren bei Alawas. Der Prinz musste reiten wie der Wind. Er wurde gebraucht, denn Dargaros hatte seinen König noch niemals enttäuscht.
Kapitel 8
Moa träumte, dass sie ertrank. Schäumende Wellen brachen über ihr, wirbelten sie herum und drückten sie Unterwasser. In ihren Lungen brannte ein Feuer. Sie ruderte verzweifelt mit den Armen, doch sie war umfangen von Seetang, der sich um ihren Körper geschlungen hatte und sie erbarmungslos hinabzog in eiskalte, lichtlose Tiefen aus denen es kein Erwachen gab. Moa riss die Augen auf -
Zwei schlammige Tümpel, die tief in einem schmutzigen Gesicht lagen, starrten ihr entgegen. Sie waren eingerahmt von ungepflegten Haaren und einem nassen, verfilzten Bart.
Eine Hand lag über Moas Gesicht, hinderte sie am Atmen. Ihr Umhang war so eng um sie gewickelt, dass sie sich kaum rühren konnte. Doch das Schlimmste war der Ausdruck in den Augen des Mannes.
Mit aller Kraft stemmte Moa sich gegen seinen Griff und warf den Kopf hin und her, doch der Mann lag halb auf ihr und drückte sie mit seinem Gewicht zu Boden.
„So ein hübsches Ding“, raunte er und enthüllte eine Reihe verfaulter Zähne. Sein Atem stank bestialisch. Moa bäumte sich auf, doch ihre Versuche führten lediglich dazu, dass es in den schlammbraunen Augen vor Belustigung blitzte.
„Ganz ruhig“, zischelte der Mann und blies ihr seinen ekelerregenden Atem ins Gesicht. „Melkar!“ Er drehte er den Kopf zur Seite. „Uns ist ein kleiner Schmetterling ins Netz gegangen.“ Seine Augen richteten sich zurück auf
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