Der Fluch des Koenigs
schließlich nicht nach ihrer Schönheit aus, sondern nach ihrer Neigung zu Grausamkeiten.
„Ich denke, das ist sie“, stimmte der mit der Pockenhaut zu.
„Sieht für mich aus wie seine Hure“, brummte der andere.
Motek betrachtete sie von oben bis unten. „Na Süße, wie ist es denn so im Bett des Herzogs zu liegen?“, fragte er hämisch. „Ich wette er flüstert dir allerhand Geheimnisse zu, wenn er sich an dir zu schaffen macht.“
Aeshin Hand tastete nach dem Dolch, den sie jederzeit bei sich trug. Doch ehe sie ihn zu fassen bekam, packte Motek ihre Handgelenke und hielt sie mit einer Faust. Seine andere Hand fuhr in ihren Nacken und zog an dem Band, dass ihr Haar zu dem strengen Knoten zusammenhielt, den alle Dienerinnen tragen mussten.
Aeshin schrie wütend auf, als Motek es grob aus ihrem Haar riss. Braune Locken ergossen sich über ihre Schultern und den Rücken.
„So ein hübsches Kind“, raunte Motek. Seine Hand fuhr über ihr Haar. „Du machst deine Beine doch sicher nicht nur für den Herzog breit, oder?“ Moteks Hand wanderte tiefer und plötzlich zerrte er am Oberteil ihres Kleides.
Aeshin zögerte nicht. Mit aller Kraft rammte sie Motek ihr Knie zwischen die Beine.
Der Aschejäger heulte auf und ließ sie augenblicklich los. „Du kleines Miststück!“, jaulte er. „Na warte nur. Ich werde - “
„Was ist hier los?“, brüllte eine Stimme.
Aeshin erkannte sie sofort. Balgar der Bär nannten sie ihn. Und in diesem Moment sah er tatsächlich aus wie ein wütender Bär, als er den Gang entlang auf sie zustürmte. Die schlichte, braune Uniform des Hauptmanns der Burgwache stand in scharfem Kontrast zu dem edlen Schwarz der Aschejäger.
„Was ist hier los?“, wiederholte Balgar wütend. Allein die Macht seiner Stimme brachte die Aschejäger dazu, von Aeshin abzurücken und sich zurückzuziehen.
Motek hielt sich den Schritt. „Die Schlampe hat mich getreten.“
Balgar packte den Aschejäger am Kragen seiner Uniform, hob ihn mit einer Hand hoch und schmetterte ihn gegen die Wand. „Sie hatte alles Recht dazu, du elendes Stück Pferdescheiße“, herrschte er ihn an. Dann schleuderte er ihn zu den Füßen der anderen Aschejäger.
Fluchend kam Motek auf die Beine.
Balgar machte einen drohenden Schritt auf die Aschejäger zu. „Wenn ich euch noch einmal dabei erwische, wie ihr eine Frau belästigt, dann wird euch nicht einmal Dargaros vor meinem Schwert bewahren können.“
Die Aschejäger wurden blass, ihre Hände gingen zu ihren Waffen. Motek fletschte die Zähen. „Wenn Dargaros hier wäre, würdest du nicht so große Reden schwingen.“
Ein gefährliches Grinsen breitete sich auf Balgars Gesicht aus. „Noch ein Wort, Motek“, sagte er mit trügerischer Sanftheit, „und ich werde dir das Gegenteil beweisen.“ Er machte eine einladende Handbewegung. „Ich bitte darum.“
Motek biss sich auf die Zunge. Dann spuckte er auf den Boden. „Das wird ein Nachspiel haben“, zischte er und hinkte davon. Die anderen Aschejäger folgen ihm auf den Fersen.
Balgar wandte sich Aeshin zu und alle Drohgebärde fiel von ihm ab. „Haben sie dich verletzt?“, fragte er grimmig, doch in seinen hellgrauen Augen lag Besorgnis.
„Nein“, sagte Aeshin voll unterdrückter Wut. „Danke.“
Balgar nickte. „Beleen sagte, du hast eine Botschaft für Halhan?“
„Ja“, Aeshin wollte danach greifen, doch Balgar hielt sie zurück.
„Ich habe jetzt keine Zeit. Richte dem Herzog aus, dass ich mich später mit ihm treffen werde.“
Aeshin nickte und im nächsten Moment war Balgar auch schon hinter einer Gangbiegung verschwunden. Sie sammelte ihr Haarband vom Boden auf und beeilte sich, zu Herzog Halhans Gemach zu kommen. Innerlich schäumte sie vor Wut.
Als Halhan die Tür öffnete, verdunkelte sich der sonst so sanfte Ausdruck seiner bernsteinfarbenen Augen. Das kastanienbraune Haar trug er, wie alle adligen aus Cinann, offen bis auf die Schultern. Wortlos zog er Aeshin in das Gemach. Es war wie alle Räumlichkeiten für adlige Gäste in Rot und Gold gehalten. All der Prunk störte und blendete Aeshin noch immer, obwohl sie bereits seit Jahren in der Burg lebte.
Halhan verschloss die Tür und wies auf einen Sessel vor dem Kamin. „Was ist passiert?“, fragte er, sobald Aeshin sich gesetzt hatte.
„Ich wurde auf dem Gang von drei Aschejägern überfallen und hier ist eine Botschaft von König Mahn“, mit den Worten streckte sie ihm den Behälter entgegen.
Halhan nahm ihn, sah
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