Der Fluch des Koenigs
Aschewesen gerichtet, tief in ihnen leuchten die silbernen Splitter hell auf. Es sah aus, als würde er die Wesen allein mit der Kraft seines Blickes in Schach halten.
Dargaros geriet außer sich. „Im Namen des Königs befehle ich euch den Verräter anzugreifen.“ Die Aschewesen rührten sich nicht. „Fasst ihn!“, brüllte er.
Das Silber in Joesins Augen erlosch. Er war am Ende seiner Kräfte.
„Nein!“ Moa spürte wie ihr die Tränen in die Augen schossen und ihr die Sicht nahmen. Ein Meer von Dunkelheit schob sich auf Joesin zu und verschlang ihn.
Moa schrie und für einen Moment war Joesin unaufmerksam. Die Klinge eines Aschewesens fuhr ihm in den Arm. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz und er fiel auf ein Knie.
Die Zeit schien still zu stehen. Moas Herzschlag pochte in ihren Ohren wie Kriegstrommeln. Joesin schaute zu ihr hoch. Sie sah nur noch, wie seine Lippen ihren Namen formten. Ein Schwert senkte sich auf seine Kehle.
Kalte Hände rissen Moa herum.
Wie wild schlug sie um sich und schrie aus vollem Hals Joesins Namen. Es half nicht. Schritt um Schritt wurde sie tiefer in den Wald gezerrt. Die Hütte und der Kampf verschwanden hinter ihr im Nebel.
„Joesin!“ Moa bäumte sich auf und versuchte, sich an einem der Stämme festzuhalten.
„Still!“ In der Stimme lag solch eine Autorität, dass Moas Bewegungen augenblicklich einfroren. Zu spät bemerkte sie, dass es nicht mehr das Aschewesen war, das sie hielt.
„Schlaf, Prinzessin“, raunte Dargaros. „Du bist in Sicherheit.“ Die Dunkelheit in den Augen des Aschejägers dehnte sich aus und griff auf Moas Körper über. Panik durchflutete sie. Dargaros fasste sie um die Mitte und schleifte sie mit sich wie ein Kind.
„Nein.“ Moa streckte die Hände nach Joesin aus, doch es kam nur ein Flüstern über ihre Lippen. „Nein.“
Der verzweifelte Ruf eines Raubvogels hallte durch die Nacht. Eine eiskalte Hand legte sich über Moas Augen. Die Welt versank in Asche und alles wurde schwarz.
Teil 2
Kapitel 11
Schwarze Vorhänge verbargen die Fensterreihen zu beiden Seiten des Thronsaals und schlossen jegliches Tageslicht vollkommen aus. Unter der Decke hingen Kronleuchter an schweren Ketten. Ihre Kerzen atmeten Rußflecken an die einstmals weißen Wände.
Beim Erscheinen der Prinzessin des Tals der tausend Flüsse waren sämtliche Gespräche zu einem gedämpftes Murmeln und Flüstern verstummt. Moas Haar wurde nur von einem Reif gehalten und floss ihr in offenen Wellen über den Rücken. Man hatte sie in ein rotes Samtkleid gezwungen, obwohl ihr die Farbe zuwider war und der Stoff so dünn, dass sie in diesem kalten Gemäuer erbärmlich fror.
Ihr Blick glitt über die ausladenden Kerzenständer, die einen schmalen Gang zum Thron säumten. Dabei unterdrückte sie den Impuls, ihre Arme um den Körper zu schlingen. Wachs tropfte auf den Boden und schmolz dort zu weißen Pfützen zusammen. Die Muster zahlreicher schmutziger Stiefelabdrücke darauf, ließ Moa an achtlos zertretene Blütenblätter denken. Sie hob ihr Kinn, atmete einmal tief durch und ging langsam auf den Thron zu. Dargaros schwere Schritte folgten ihr wie Donnerschläge durch den Saal.
Als Moa an den nervös flackernden Lichtern der Kerzenständer vorbeischritt, bemerkte sie, dass Menschen in edlen Hofgewändern sich dahinter versammelt hatten. Ihre Gesichter waren nichts als schattenhafte Umrisse. Moa schauderte bei ihrem Anblick. Sie fühlte sich begafft wie ein exotisches Tier, doch sie hielt den Kopf hoch und die Augen geradeaus gerichtet.
Der Thron war ein mächtiges, von Gold überzogenes Gebilde und stand erhöht auf einer großen Plattform. Auf den Stufen, die zum Thron hinaufführten, knieten Bedienstete, die Augen stumm auf ihre Füße gerichtet.
Eine Dienerin, nur wenig älter als Moa selbst, kauerte vor dem König. Sie hatte den Blick gesenkt und hielt ein Tablett mit einer weißen Schüssel über ihren Kopf. Vermutlich ein Weingefäß, nach dem der König jederzeit bequem greifen konnte.
Der Anblick des Mädchens verärgerte Moa. Im Tal der Tausend Flüsse wurde von keinem Diener verlangt, sich derart unterwürfig zu verhalten.
Neben dem Thron standen zwei ältere Männer in schwarzen Roben, die mit silbernen Streifen verziert waren. Diese langen Roben und die spitzen Hüte auf ihren Köpfen wiesen sie als Alchemisten des Königs aus. Auf Moa wirkten sie wie hässliche Insekten. Alle, bis auf einen blonden Alchemisten in goldenen Roben. Er schien hier so
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