Der Fluch des Koenigs
milchiger Schleier darüber, und pendelte zurück zu Moa.
„Für mehrere Tage war die Prinzessin in seiner Gewalt“, fuhr Dargaros fort, „doch dann stellte ich den Verbrecher in den Bergen.“ Im Saal war vollkommen still geworden, selbst das Gemurmel und Geflüster war verstummt. Ein jeder lauschte aufmerksam den Worten des Aschejägers.
Moa hatte die Hände zu Fäusten geballt und presste ihre Fingernägel in die Handballen, bis es schmerzte.
Seit Dargaros sie von Joesin fort durch den Wald geschleift hatte, wusste sie nur noch, dass er sie in eine Kutsche gesperrt hatte. Danach war alles ein verschwommener Alptraum. Erst am gestrigen Tag, als sie Burg Cinann erreicht hatten, war Moa wieder richtig zu sich gekommen. Ohne eine andere Erinnerung als die Innenwände einer Kutsche, an eine Reise, die mindestens sieben Tage hatte dauern müssen.
„Der Kampf“, tönte Dargaros, „war kurz aber heftig. Meine Männer überwältigten den Entführer und ich brachte die Prinzessin in Sicherheit. Der Verbrecher wird gerichtet werden für seine schändliche Tat und die unentschuldbare Beleidigung an der Krone von Cinann.“ Das Echo seiner Stimme verhallt im Raum.
Moas Beine drohten unter ihr wegzuknicken, doch glücklicherweise schenkte ihr niemand Beachtung. Dargaros Wortwahl konnte nur bedeuten, dass Joesin noch lebte!
Scheinbar unschlüssig rang der König die hageren Hände. „Ja, ja“, murmelte er, „unentschuldbar.“ Sein Kopf ruckte zu Dargaros. „Wer hat das hübsche Ding entführt?“
„Ein unbedeutender Wicht, mein König“, sagte Dargaros abfällig. „Nichts, womit ich Euch belästigen möchte.“
Misstrauen leuchtete in den Augen des Königs auf und ließ einen Lichtschimmer seines früheren Verstandes erahnen. „Welcher unbedeutende Wicht?“ krächzte er. „Wie unbedeutend kann ein Wicht denn sein, wenn er Mahn seine Nichte vor der Nase wegklaut, hm?“ Aus dem Mund des Königs erklang ein gackerndes Geräusch und seine Schultern zuckten unkontrolliert. Es dauerte einen Moment bis Moa erkannte, dass Caruss lachte.
„Nennt mir seinen Namen“, sagte er mit leiser Stimme. „Damit ich ihn verfluchen kann.“
Moa konnte förmlich spüren, wie alle Menschen im Saal die Luft anhielten. In den Augen der schwarzgewandeten Alchemisten blitzte ein Eifer auf, der sie frösteln ließ.
Der Aschejäger hatte die Kiefer so fest aufeinandergedrückt, dass die Muskeln an seinem Hals hervortraten. Er sträubte sich sichtlich dagegen, dem König zu antworten.
„Rede, Kreatur“, befahl Caruss ungeduldig.
„Sein Name“, presst Dargaros hervor, „der Name des Entführers lautet Joesin.“
Zuerst geschah gar nichts. Der König legte den Kopf schräg und blinzelte. „Joesin“, wiederholte er leise. Doch dann leuchtete die Erkenntnis in seinen Augen auf. „Joesin!“ Schließlich brüllte Caruss. „Der Verräter lebt?!“
Es gab einen Schlag, dem durchdringendes Scheppern folgte. Der Dienerin, die vor dem Thron kniete, waren Tablett samt Schüssel entglitten und auf den Boden geprallt. Die weiße Schale war zerbrochen. Eine zähflüssige, rote Lache breitete sich vor dem Thron aus. Das Gesicht der Dienerin war kreidebleich.
Auch Moa fühlte, wie sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Die Flüssigkeit, die sich um die Füße des Königs ausbreitete, war kein Wein. Es war Blut.
Bevor Caruss reagieren konnte, sprang der blonde Alchemist in den goldenen Roben vor und packte die Dienerin beim Arm. Erschrocken sah sie zu ihm auf. Der Alchemist murmelte einige Worte und ließ sie los. Blitzschnell verschwand sie in einem der Seiteneingänge.
Hoch aufgerichtet und schwer atmend stand der König in seine Decken gehüllt da. Moa erwartete einen Ausbruch und wappnete sich innerlich gegen seinen Zorn. Doch dann begannen Caruss Lippen zu zittern und in seinen Augen erlosch das Licht. Seine Gestalt sackte in sich zusammen und seine Gesichtszüge erschlafften. Die komplette Verwandlung überraschte Moa so sehr, dass sie sie zuerst nicht deuten konnte.
Dargaros hingegen verstand die Anzeichen für den geistigen Verfall seines Königs. Er trat vor, einen verschlagenen Ausdruck im Gesicht. „Der Verräter ist schwer verletzt und allein in den Bergen. Wenn meine Aschewesen ihn nicht schon gestellt haben, ist er längst Opfer der Wölfe geworden.“ Der abwesende Gesichtsausdruck seines Königs ließ Dargaros forscher werden. „Dieser Abkömmling des Klippenvolks verärgert Euch schon viel zu lange, mein
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