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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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fehl am platz, wie die Sonne am Nachthimmel.
    Ein weiterer Mann in der pechschwarzen Uniform der Aschejäger war auf der anderen Seite des Throns postiert. Er überragte die Alchemisten um Haupteslänge und war hager wie ein ausgehungerter Straßenhund. Auf seiner Brust prangten zwei rot gezackte Streifen.
    Einer der Alchemisten flüsterte dem König etwas ins Ohr. Caruss lümmelte, halb von samtenen Decken vergraben, auf dem mächtigen Thron. Zu Moas Entsetzen schien er unter den roten Samtdecken nichts als ein weißes Nachthemd zu tragen. Bloße Beine lugten unter dem Stoff hervor und baumelten über den Rand der Thronlehne wie die eines Kindes. Bei den Worten des Alchemisten richtet sich Caruss Blick auf Moa.
    Stumpfsinn hüllte die blassen Augen des Königs ein wie eine schwärende Krankheit. Sein langes, weißes Haar stand ihm wirr vom Kopf und verdeckte die schlanke Goldkrone, die schief auf seinem Haupt hing. Sein Bart war ebenso ungepflegt wie seine restliche Erscheinung und seine Haut so bleich wie ein Leichentuch.
    Mit jedem Schritt, den Moa dem Thron näher kam, weiteten sich die Augen des alten Königs und mit jedem Schritt fiel es ihr schwerer den Blick nicht von seiner verwahrlosten Gestalt abzuwenden. In angemessenem Abstand blieb sie schließlich vor den Stufen zum Thron stehen und vollführte einen Knicks. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Dargaros neben ihr auf ein Knie ging und den Kopf beugte. Das Narbengewebe seiner linken Gesichtshälfte glühte im Kerzenlicht, wobei seine schwarzen Augen es zu verschlingen schienen.
    Der Aschejäger grinste selbstzufrieden und schaute zu ihr herüber. Moa beeilte sich den Blick auf den Boden zu senken. Ihr Herz klopfte gegen ihre Rippen, als wolle es herausspringen.
    Sie vernahm das Rascheln von Stoff, dann platschten die nackten Füße des Königs über die Steinstufen. Moa hob den Kopf und richtete sich auf. Es kostete sie einiges an Selbstbeherrschung, ihre Fassungslosigkeit nicht offen auf dem Gesicht zu zeigen.
    Caruss von Cinann hatte die rote Decke um seine hageren Schultern gewickelt und glotzte vom Rande der Thronplattform auf sie herab, als sei sie eine deformierte Gestalt aus einem Wanderzirkus. Er beugte sich weit vor, sein Mund hing offen.
    „Was bringst du mir da, Aschejäger?“, quäkte der König.
    Moa fühlte sich, als habe sie jemand geohrfeigt. Ihre Wangen glühten. Caruss verstieß gegen jede Etikette, indem er zuerst seinen Diener ansprach und nicht den königlichen Gast vor ihm. Stünde ihr Onkel an ihrer Stelle, käme Caruss Verhalten einer Kriegserklärung gleich.
    Angestrengt schluckte Moa und überlegte, wie sie ihr Gesicht und das ihres Landes wahren konnte, ohne den König im gleichen Zuge zu beleidigen. Ohne jegliches Gefolge oder gar die Möglichkeit, ihrem Onkel eine Nachricht zukommen zu lassen, war sie auf sich gestellt.
    Dargaros hingegen schien die prekäre Situation nichts auszumachen. Lässig verbeugte er sich erneut vor Caruss, dessen Mund noch immer offen stand. „Mein König“, sagte er mit einer Stimme, die wie scharfkantige Eissplitter über Moas Haut rieb. „Ich bringe Euch die Prinzessin des Tals der tausend Flüsse.“
    Caruss blinzelte, als entginge ihm die Bedeutung von Dargaros Worten vollkommen. „Wie hübsch sie ist“, fistelte er. Bei seinen Worten tropfte Speichel aus seinem Mundwinkel und beschmutzte die Samtdecke. Moas Magen zog sich vor Ekel zusammen.
    Auf Dargaros Gesicht erschien ein breites Grinsen. „Wie immer sehen eure Augen scharf und klar, mein König.“
    „Wo habt Ihr sie her?“ Caruss stapfte eine Stufe hinunter, die Augen entgegen jeder Schicklichkeit auf Moa gerichtet.
    Der Aschejäger hinter Caruss machte Anstalten dem König zu folgen. Eine unmerkliche Geste von Dargaros hielt ihn zurück. Auf seiner gesunden Gesichtshälfte spiegelte sich unverhohlene Selbstgefälligkeit. Moa wurde eiskalt, als sie erkannte, wer im Thronsaal die Fäden in der Hand hielt.
    Dargaros schwarze Augen richteten sich auf sie, sein Blick bestätigte ihre Befürchtungen. „Ich habe die Prinzessin aus den Fängen ihres Entführers gerissen“, sagte Dargaros so laut, dass alle Menschen im Saal seine Worte vernehmen konnten. „Er hatte sie vor den Augen ihres Onkels verschleppt, an der Verlobungsfeier des Prinzen Alawas.“
    Bei der Erwähnung seines Sohnes zuckten Caruss Augen zu Dargaros und etwas wie ehrliches Interesse lag in ihnen. Doch der Moment verging. Sein Blick verklärte sich, als zöge sich ein

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