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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Gräfin legte eine Hand auf ihren Busen und fächerte sich mit der anderen Luft zu. „Ich war so aufgeregt, als ich von Eurer Anwesenheit erfuhr und musste Euch einfach meine Aufwartung machen.“
    Moa starrte Vosha mit offener Verwunderung an. „Bitte, setzt Euch“, stammelte sie, sich an die Etikette erinnernd. Die Gräfin und die anderen drei Frauen ließen sich graziös auf den übrigen Sesseln nieder. Die Dienerinnen blieben stehen und zogen sich etwas zurück.
    „Zu freundlich“, plapperte die Gräfin fröhlich drauflos. „Als mir Herzog Halhan von Golin Dur von Eurer Anwesenheit berichtete, war mir klar, dass ich Euch überfallen musste.“ Abwesend winkte sie eine Dienerin heran, die ihr die Wangen mit einem feuchten Lappen betupfte. „Ich hörte, Ihr seid begnadet im Umgang mit Nadel und Faden. Ihr müsst mir zeigen, wie Ihr es schafft, dass alles so ebenmäßig und, ach, so perfekt aussieht“.
    Auf einen weiteren Wink der Gräfin hielt eine Dienerin Moa eine Stickerei mit winzigen Vögeln, die um farbenprächtige Blumen herumschwirrten, unter die Nase. Moa nahm sie in die Hand und betrachtet sie eingehend.
    „Seht ihr?“ Die Gräfin scheuchte die Dienerin mit dem feuchten Tuch weg und beugte sich zu Moa hinüber. „Ihre Flügel sind ganz krumm und die Form der Blumen weicht ständig voneinander ab.“
    Moa richtete den Blick wieder auf die Stickerei. „Schon“, gab sie zu, unwillig, falsche Schmeicheleien auszutauschen. „Doch es macht das Bild lebendiger.“
    Die Gräfin lachte so laut, dass Moa zusammenfuhr.
    „Ihr seid zu gütig mit Eurem Urteil, Prinzessin. Aber mal ehrlich“, verschwörerisch zwinkerte die Gräfin ihr zu. „Ihr müsst mir unbedingt zeigen, wie ich meine Technik verbessern kann.“
    Moa hob eine Augenbraue. Vermutlich wären Geduld und Konzentration ein hilfreicher Vorschlag. Doch das war weder etwas, das sie der Gräfin sagen konnte, noch - und da war Moa sicher - würde diese ihr zuhören. Diese Frau war nicht wegen der Stickereien gekommen, sie wollte sich lediglich in Szene setzen.
    Plötzlich wurden im Gang Männerstimmen laut. Moa warf einen erschrockenen Blick zur Tür. Es klang ganz danach, als braue sich auf der anderen Seite eine handfeste Auseinandersetzung zusammen.
    „Ach, ach“, seufzte die Gräfin und lenkte Moas Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich habe ein paar Soldaten mitgebracht, die anstelle der Aschejäger Eure Tür bewachen sollen. Das ist wirklich keine würdige Aufgabe für Dargaros großartige Elitekämpfer.“ Sie zwinkerte Moa erneut zu, als teilten sie ein Geheimnis. „Habe ich nicht recht?“
    „Äh ... ich ... sicher“, stotterte Moa und beeilte sich zu nicken.
    Gräfin Vosha grinste zufrieden. „Ach je“, rief sie plötzlich aus. „Wo hab ich nur meine Manieren?“ Moa lächelte gezwungen. „Ich habe meine Begleiterinnen noch gar nicht vorgestellt.“ Es folgte eine Salve von Namen und Titeln, die Moa so schnell wieder vergaß, wie sie ausgesprochen wurden.
    „Aber wir haben ja den ganzen Tag Zeit uns kennenzulernen. Man hat mir versichert, dass Ihr mit niemandem an diesem Hof bekannt seid und es kann unmöglich sein, dass ein königlicher Besuch ohne Unterhaltung bleibt. Also habe ich einfach alles mitgebracht.“ Begeistert breitete die Gräfin die Arme aus und deutete auf ihre Dienerschar. „Glaubt mir, Prinzessin, mit mir wird Euch sicher nicht langweilig.“
    Moa schluckte und fragte sich, ob es unhöflich wäre, schreiend aus dem Raum zu laufen. „Wundervoll“, presste sie hervor.
     
    Der Tag versank in einem einzigen Wirbel aus Stoffen und Stickereien, Blumen, Gebäck und Musik, ständig begleitet von dem Geplapper der Gräfin und dem Gekicher ihren Gesellschafterinnen. Moa wurde über sämtlichen Klatsch und unendliche Anekdoten irgendwelcher Adligen aus Cinann informiert, von denen sie noch nie etwas gehört hatte und auch nichts hatte hören wollen, zumal die Geschichten der in die Jahre gekommenen Gräfin sich überwiegend um Skandale aus dem Schlafzimmer drehten, was dazu führte, dass Gräfin Vosha Moa wiederholt Komplimente zu ihrem gesunden Teint machte.
    Als die Sonne den höchsten Stand überschritten hatte, schwindelte Moa vor unwillkommenen Informationen. Unter höchster Anstrengung gelang es ihr, freundlich und höflich zu bleiben und sich aufgrund von Kopfschmerzen von dem gemeinsam geplanten Abendessen mit der Gräfin zu entschuldigen. Die Schmerzen brauchte sie nicht einmal vorzutäuschen.
    Moa

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