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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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der hintere Burghof der unteren Burg. Dort befinden sich die Küche und die Waschräume.“
    „Hm“, machte Moa und betrachtete die Kletterrosen.
    „Dies war der liebste Ort der Königin“, erklärte Aeshin und führte sie den Kiesweg entlang und auf den Springbrunnen in der Mitte zu. Moa schaute zurück. Die Wachen hatten sich am Eingang zum Garten postiert. „Die Königin kam fast jeden Tag hierher, bevor sie bei der Geburt des Prinzen starb.“
    „Das war einige Jahre vor meiner Geburt“, sagte Moa und strich über die gelben Köpfchen einiger Buschröschen. Ihre Augen wanderten durch den Rosengarten, der, geschützt durch die hohen Mauern, noch immer in voller Pracht erstrahlte. Es gab sogar silberne, graue und grüne Blüten.
    „Vor meiner auch“, sagte Aeshin. „Ich weiß es von den anderen Dienstboten. Viele arbeiten schon ihr ganzes Leben hier. Die Burg ist ihr Zuhause.“
    „Seit wann dienst du in der Burg?“
    Aeshin seufzte tief und schaute in den Himmel. „Seit ich vierzehn bin, seit vier Jahren.“ Sie blickte zurück zu den Wachen. Der Junge bohrte gelangweilt in der Nase, während der Greis sich auf dem besten Weg befand an den Torbogen gelehnt einzuschlafen. Aeshin lächelte. „Lasst uns noch ein Stück gehen.“
    Gemeinsam folgten sie dem Kiesweg bis hin zum Springbrunnen. Er bestand aus einem großen Becken, in das Wasser aus zwei kleineren Becken hinabsprudelte. In den bleichen Stein, aus dem der Brunnen gehauen war, waren Fische, Wellen, Seesterne, Muscheln und Meerjungfrauen gemeißelt. Moa beugte sich über den Rand des großen Beckens und schaute ins Wasser. Winzige goldene Fische huschten dort hin und her.
    Aeshin umrundete den Brunnen und winkte Moa zu sich. „Wenn wir hier stehen“, sagte sie und nickte mit dem Kopf in Richtung der Burgtürme, „kann man uns weder sehen noch belauschen.“
    Moa sah Aeshin prüfend an. „Du bist häufiger hier, nicht wahr?“
    Aeshin senkte den Kopf. Auf einmal wirkte sie traurig. „Ja“, sagte sie leise und tauchte ihre Hände in das Wasser des Brunnens. Kleine goldene Fische stoben in alle Richtungen davon. „Eigentlich ist es nur den Mitgliedern des Königshauses gestattet sich hier aufzuhalten. Doch Caruss hat seit dem Tod seiner Frau keinen Fuß in den Garten gesetzt.“ Die Finger des Dienstmädchens tanzten übers Wasser. „Prinz Alawas ist gerne hier.“
    Moa atmete tief durch und legte die Hände an den verzierten Rand des Brunnens. Der Prinz war niemand, über den sie in diesem Moment gerne reden mochte. Eine andere Person beherrschte ihre Gedanken. „Aeshin?“
    Die Dienerin sah auf.
    „Wie kennst du Joesin?“
    Aeshin hob ihre Finger aus dem Brunnen und wischte sie an ihrem graublauen Kleid ab. „Ihr seid sehr direkt, Prinzessin“, sagte sie. „Ich mag das. Doch meine Antwort birgt großen Kummer. Seid Ihr sicher, dass Ihr sie hören wollt?“
    Moa nickte. Der Drang zu erfahren, was für ein Mensch Joesin war und woher er kam, war so groß, dass es beinahe wehtat. Sie musste wissen, ob er wie Dargaros war.
    Aeshin ließ ihren Blich durch den Garten wandern, während sie erzählte. „Ich habe ihn seit mehr als fünf Jahren nicht gesehen“, begann sie. „Nicht, seit den Aufständen. Ich durfte damals noch nicht kämpfen, weil ich zu klein war. Meine Eltern hatten mich, wie die anderen Kinder der Obhut einer alten Frau anvertraut, in einer Höhle in den Klippen. Doch ich stahl mich davon, um bei den Kämpfen dabei zu sein. An dem Tag sah ich, wie Joesin von den Aschewesen des Königs fortgeschleppt wurde. Ich wusste, dass der König ihn verfluchen würde. Das war damals wie heute die Strafe für jeden von den Klippen, der sich Caruss widersetzte.“ Aeshin senkte den Kopf und schluckte. „Joesin war noch so jung. Nach einem halben Jahr erreichte uns die Nachricht, der Fluch habe ihn getötet. Ich wusste, dass alle Männer entweder unter der Folter sterben oder ... aber, aber Joesin hatte versprochen zu mir zurückzukehren. All die Jahre habe ich entgegen alles Möglichen gehofft ...“ Aeshins Stimme versagte. In ihren Augenwinkeln glitzerten Tränen. Wütend wischte sie sie weg.
    Instinktiv legte Moa ihre Hand auf Aeshins. „Aber er lebt“, flüsterte sie und fühlte doch im gleichen Moment, wie zerbrechlich diese Wahrheit war. „Wo war er all die Jahre?“
    Aeshin zuckte mit den Achseln. „Ich habe keine Ahnung.“ Sie schniefte geräuschvoll und schaute in den Himmel. Weiße Wolken zogen wie sorglose Schafe daran

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