Der Fluch des Koenigs
antwortete sie durch zusammengebissene Zähne.
Balgar sah sie an. „Weiter.“
Aeshin erzählte ihm knapp, wie es abgelaufen war. Die Verwunderung des Hauptmannes wuchs mit jedem ihrer Worte, doch er ließ es sich kaum anmerken. Gerade hatte sie geendet, da tauchte ein Soldat neben Balgar auf und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Balgar nickte und der Mann verschwand im Getümmel hinter den Kerzen.
Aeshin richtete ihren Blick nach vorne. Der König saß, in rote Decken gehüllt, auf dem Thron. Er hatte sich vorgebeugt und betrachtete die Unruhen in seinem Saal mit schräg gelegtem Kopf. Seine Mundwinkel zuckten, doch Aeshin konnte nicht sagen, zu welcher Stimmung es den König reißen würde.
Garlach schritt an Aeshin und Balgar vorbei, erklomm die Stufen und nahm seinen Platz neben dem Thron ein. Caruss schien ihn nicht einmal zu sehen.
Aeshins Blick fiel auf Yhenn Vendaris, der in seinen goldenen Roben etwas abseits der anderen Alchemisten stand. Man konnte ihm den Schrecken über ihre Verhaftung deutlich ansehen. Einer der schwarzgewandeten Alchemisten löste sich von den anderen und beugte sich zu Caruss Ohr.
Der König schlug nach ihm, als verscheuche er ein lästiges Insekt. „Na dann schließt doch die verdammten Tore.“ Er kniff die Augen zusammen und ließ den Blickte durch den Saal schweifen. „Ihr atmet mir die Schatten weg“, quäkte er.
Die Tore des Thronsaals fielen mit einem dumpfen Schlag zu und mit einem Mal wurde es grabesstill. Aeshin vermutete, dass einige der Schaulustigen es bereits bitter bereuten, ihnen so weit gefolgt zu sein.
Balgar hatte sie an einen der zwei Soldaten übergeben, die mit ihnen gegangen waren. Nun trat er bis auf drei Schritte vor die Thronplattform und verbeugte sich vor Caruss.
„Hauptmann der Wache“, wandte Caruss sich an ihn. „Weshalb führst du das gesamte kriechende Volk hierher? Es macht mich unruhig.“ Wie um seine Worte zu beweisen, streckte Caruss die Hände vor sich, öffnete und schloss sie, als handele es sich um Klauen.
„Verzeiht mir, mein König“, erwiderte Balgar. „Es gab einen Vorfall im Rosengarten.“
Caruss Hände sackten herab, sein Mund hing offen.
„Es wurde ein Greif gesichtet“, sprach Balgar weiter. „Er umkreiste die Burg und landete schließlich auf der Mauer, die von wilden Rosen überwuchert ist. Prinzessin Moa hatte diese Mauer zuvor erklommen und stieg auf den Rücken des Greifen. Er flog mit ihr in Richtung Norden.“
Ein allgemeines Aufkeuchen ging durch den Saal und aufgeregte Rufe wurden laut. Aeshin kam sich vor wie in einem Bienenstock, so sehr summte und brummte es um sie herum.
Der König hingegen, war erstarrt. Mit seiner bleichen Haut, den leeren Augen und der Decke um den Körper sah er aus wie eine Statue. Ein Alchemist in schwarzen Roben hob die Hände, bis wieder Ruhe im Thronsaal einkehrte.
Aeshin hatte gewusst, dass Caruss schlecht auf den Garten seiner lange verstorbenen Frau zu sprechen war, doch dass sein Geist so vollkommen flüchten würde, hätte sie niemals erwartet.
Die Alchemisten, die den Thron umringten, wurden nervös und begannen miteinander zu tuscheln. Yhenn Vendaris wechselte einen beunruhigten Blick mit Balgar, doch Aeshin wusste, dass ihre Sorge nicht dem König galt, sondern ihr.
Der goldgewandete Alchemist nickte Balgar unmerklich zu und trat vor. „Wenn die Prinzessin geflohen ist, mein König“, sagte er so laut, dass alle seine Worte vernehmen konnten, „wäre es nicht angemessen, sie verfolgen zu lassen?“
Alle Augen richteten sich auf Caruss. Er hatte nicht einmal geblinzelt und absurderweise fragte Aeshin sich, ob ihm die Augen wehtaten.
„Was meint Ihr, Garlach?“, drängte Vendaris weiter. „Eine Abteilung Eurer Aschejäger könnte die Prinzessin sicher schneller einfangen, als jeder Trupp Soldaten.“
Aeshin konnte Vendaris Geschick nur bewundern. Den Aschejäger und einen Großteil seiner Männer aus der Burg zu senden, war eine geniale Idee.
Garlach wandte seinen Kopf langsam in Yhenn Vendaris Richtung. In seinen Augen lag milde Belustigung. Der Aschejäger hatte den Köder nicht geschluckt.
Er trat vor und legte eine skelettgleiche Hand auf die Schulter des Königs. „Diese Dienerin von den Klippen“, sagte er, „war im Rosengarten.“
Ein Ausdruck der Pein huschte über das Gesicht des Königs und es war, als kämpfe er es mit aller Kraft nieder, nur um seinen leeren Zustand zurückzuerlangen. Garlach, der sich anscheinend eine größere Reaktion
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