Der Fluch des Koenigs
ihrer Schulter und wischte sie an seiner Uniform ab, als habe er sich beschmutzt.
Aeshin hing mehr zwischen den Aschejägern als dass sie aus eigenen Kräften stand. Beinahe gelangweilt sah Garlach auf sie hinab. „Bringt sie weg“, sagte er zu seinen Männern.
„Keiner rührt sich!“ Balgars Befehl brachte die Aschejäger zu einem jähen Halt. Er stellte sich ihnen in den Weg, flankiert von zwei seiner Soldaten.
Aeshin empfand eine Mischung aus Erleichterung und Furcht, als Balgars Blick sie traf und sie die Bestürzung in seinen Augen las.
Garlach trat neben sie. Aeshin konnte förmlich hören, wie er mit den Zähnen knirschte.
„Was soll das, Balgar?“, fragte er unwirsch. „Die Dienerin hat zwei meiner Aschejäger verwundet und der Prinzessin zur Flucht verholfen.“
Balgar schäumte vor Wut. „Noch bin ich der Hauptmann der Burgwache, Garlach. Ihre Festnahme obliegt meiner Verantwortung.“
„Sie hat zwei meiner Männer angegriffen“, erwiderte Garlach ungerührt. „Das Urteil steht mir zu. Ich sollte ihr hier und jetzt den Kopf abschlagen.“
Balgars Hand legte sich auf seinen Schwertgriff. „Wenn du die Waffen sprechen lassen willst, werde ich mich dem selbstverständlich fügen, alter Freund.“
Garlach sah aus, als hätte er die Herausforderung nur zu gerne angenommen, doch ihm war klar, dass er Balgar im Schwertkampf nicht gewachsen war. „Wir bringen sie vor den König“, sagte er stattdessen. „Er wird über ihre Strafe entscheiden.“
Balgar rührte sich nicht und seine Hand blieb auf dem Schwertgriff. Der Hauptmann der Wache wusste genau, dass Aeshin der Tod erwartete, wenn man das Urteil Caruss überließ.
Garlach hob eine Augenbraue. „Deine Vorliebe für diese Klippenweiber wird dir noch zum Verhängnis werden, Balgar. Für eine gewisse schwarzhaarige Schönheit aus den Waschräumen ganz besonders.“ Sein Blick fiel auf Motek, der sich noch immer vor Schmerzen im Kies wand, und den anderen Aschejäger, der still am Boden lag. „Überlasst Balgar die Dienerin“, wies er seine Männer an, „und bringt die zwei da zu einem Alchemisten.“
Die Aschejäger gehorchten. Garlach trat an ihre Stelle und packte Aeshin am Kragen ihres Kleides.
„Folgt mir“, presste Balgar hervor.
Die Nachricht von der Flucht der Prinzessin und die Sichtung des Greifen, hatte sich wie ein Lauffeuer in der Burg verbreitet. Es schien als liefen sämtliche Bewohner, Diener, Angestellte und Adlige gleichermaßen durcheinander und verstopften die Gänge, um herauszufinden, was sich genau zugetragen hatte und was als nächstes geschehen würde.
Balgar pflügte durch sie hindurch wie ein wütender Ochse und verschaffte sich mit Körper und Stimme Platz. Niemand stellte ihm Fragen, alle wichen respektvoll vor dem Hauptmann zurück, doch sobald sie an ihnen vorbei waren, hefteten sich die Leute an ihre Fernen.
Als sie den Thronsaal erreichten, zogen sie einen fetten Rattenschwanz an Schaulustigen hinter sich her.
Aeshin stolperte hinter Balager durch die schummrigen Gänge. Das Stechen in ihrer Brust wurde mit jedem Schritt schlimmer. Zu ihrer Schande musste sie zugeben, dass sie ohne Garlachs festen Griff in ihrem Nacken schon längst gestürzt wäre.
Die Tore zum Thronsaal standen weit offen. Keine der Wachen versuchte sie aufzuhalten. Garlach zog Aeshin mit sich. Hinter ihnen strömten die Menschen in den Saal wie Aasgeier zu einem Kadaver. Sie drängten sich hinter den Kerzenhaltern, die zum Thron führten, und flüsterten einander die wildesten Theorien zu. Aeshin konnte es ihnen kaum verübeln. Es gab nicht viel Unterhaltung auf Burg Cinann.
Bevor sie sich dem Thron näherten, blieb Balgar stehen und drehte sich zu ihr herum. Fordernd streckte er die Hand aus. Aeshin hatte die Arme um ihren Brustkorb geschlungen. Sie ging gebückt und konnte deshalb nur aus dem Augenwinkel sehen, wie Garlach mit den Schultern zuckte und sie dem Hauptmann der Wache übergab. Schattengleich erschien eine Schar von Aschejägern aus der Menge und sammelte sich hinter Garlach.
Balgar nahm Aeshin am Arm und zog sie nahe zu sich heran. Seine großen Hände stützten sie und für einen Moment hatte sie das Gefühl in Sicherheit zu sein.
„Wie hat es sich zugetragen?“, raunte Balgar ihr zu und begann gemächlich, als hätten sie alle Zeit der Welt, auf den Thron zuzugehen. Das Durcheinander der Menschen um sie herum gab ihnen Deckung.
Aeshin war dankbar für den langsameren Schritt. „Moa ist fort“,
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