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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Konstitution und seine konkurrenzlose Meisterschaft in allen Arten von Kriegsspielen und athletischen Übungen seines Landes. Diesen physischen und psychischen Qualitäten verdankte er wohl auch die unumschränkte und dauerhafte Macht, mit der er über die Sandwich-Inseln herrschte.
    Kamehameha war unzweifelhaft ein Prinz, in dem sich Gerissenheit und ein großes Maß an Charakterstärke paarten. In den Zeiten seiner Herrschaft wuchs das Wissen der Bevölkerung beträchtlich und die Lebensbedingungen wurden in mancherlei Hinsicht verbessert; der Erwerb und Gebrauch von Eisenwerkzeugen erleichterte viele ihrer Arbeiten; die Einführung von Feuerwaffen veränderte ihre Art der Kriegsführung; in vielen Fällen wurde bei der Kleidung der einheimische Rindenbast durch europäische Stoffe ersetzt. Aber all diese Fortschritte schienen eher durch den Austausch und Handel mit den Europäern bedingt und weniger aus eigenen Kräften bewerkstelligt; auch wenn Kamehamehas beständige Ermutigung, dass Fremde die Inseln besuchen sollten, sicher ihren Teil dazu beitrug.
    Man hat ihn den Alfred der hawaiianischen Inseln genannt; aber er schien eher ihr Alexander gewesen zu sein. Ehrgeiz und Eroberungswille waren über weite Strecken seines Lebens hinweg seine bestimmenden Antriebe, auch wenn sie gegen Ende hin zunehmend von Geiz und Habgier überflügelt wurden.
     
    The Journal of William Ellis
    Steve lächelte nervös. »Nein, Ralph, heute Abend keine Lügen. Ich hab meine Lektion gelernt  – Sie anzulügen bekommt einem schlecht.«
    »Da bin ich anders«, warf ich ein. »Ich seh das locker. Wir machen uns morgen auf den Weg nach South Point.« Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch und zündete mir einen Joint an, was niemand zu bemerken schien. Ralph blickte mich streng an, Bestürzung und Abscheu im Gesicht.
    »Ich fass es einfach nicht«, stammelte er. »Du willst tatsächlich wieder auf diesem albernen Boot hinaus?«
    Ich nickte. »Stimmt, Ralph. Wir sind endlich dahintergekommen  – wenn es auf dieser Seite der Insel rau ist, dann muss es auf der anderen ruhig sein.« Captain Steve grinste und zuckte die Achseln, als spreche diese Logik für sich selbst.
    »South Point«, fuhr ich fort, »ist der nächste Ort, den wir auf der anderen Seite erreichen können, und genau da ist die Wetterscheide.«
    »Sie sollten uns begleiten, Ralph«, sagte Captain Steve. »Da unten wird es ruhig sein wie auf einem See, und außerdem ist es ein echt geheimnisvoller Ort.«
    »Es ist das Land Po«, fügte ich hinzu. »Ein Höllenschlund im Ozean, in Sichtweite der Uferklippen.« Ich nickte bedeutungsvoll. »Du wolltest doch die Begräbnisstätte von König Kam finden  – vielleicht ist es South Point.«
    Ralph schoss einen übellaunigen Blick auf mich ab, erwiderte aber nichts. Er hatte sich bereits in König Kamehameha verliebt  – hauptsächlich aufgrund der doch eher kargen Informationen über das »Gesetz des gesplitterten Ruders«  –, und er war davon überzeugt, dass der Stoff für unsere Story irgendwo in den uralten Grabhöhlen um die Stätte der Zuflucht und die Kealakekua-Bucht zu finden war. Im Meer jedenfalls nicht. »Es gibt keinen Fisch«, murmelte er abermals. »Nicht einmal auf der Speisekarte. Alles, was sie heute Abend anzubieten haben, ist irgend so ein tiefgefrorener Pamps aus Taiwan.«
    »Keine Sorge, Ralph«, sagte ich. »Wenn ich aus South Point zurück bin, haben wir mehr frischen Fisch, als wir essen können. Sobald wir da unten erst mal in stillen Gewässern gelandet sind, werde ich das Meer plündern, wie es vor mir noch kein Mensch geplündert hat.«
    Nun schickte mir meine Verlobte einen Stinkeblick. Juan schielte hinauf zum Deckenventilator, und Captain Steve grinste zustimmend, als seien meine Ausführungen absolut stichhaltig.
    In dem Moment spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. »Hallo, Doc«, sagte eine Stimme hinter mir. »Ich hab mich schon gefragt, wo Sie abgeblieben sind.«
    Ich drehte mich hastig auf meinem Stuhl um und sah Ackerman auf mich herablächeln. Sein ausgestreckter Arm war immer noch blau. Wir schüttelten einander die Hand, und ich stellte ihn den anderen am Tisch vor. Niemand zeigte sonderlich Interesse. Uns waren schon zu viele seltsame Menschen begegnet, zumindest nach Ralphs Auffassung, und Captain Steve und Mr. Ackerman kannten sich natürlich ohnehin bereits. Laila beäugte seinen blauen Arm und reagierte mit einem knappen Nicken, als sei ein seltsam verstörender

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