Der Fluch des Lono (German Edition)
Geruchshauch durch den Raum geweht.
Es freute mich, Ackerman zu sehen, und da er den Dope-Anwalt abgeschüttelt hatte, stand ich auf und nahm ihn zur Seite. Wir traten hinaus auf den Rasen und ich reichte ihm meinen Joint. »Hey«, sagte ich. »Wie wär’s morgen mit ’ner kleinen Bootstour nach South Point?«
»Was?«, stutzte er. »South Point?«
»Ja«, erwiderte ich. »Nur Sie, ich und Steve. Er meint, das Wetter müsste okay sein, wenn wir erst mal um die Spitze rum sind.«
Er lachte. »Das ist der reine Irrsinn. Aber, Teufel auch, warum denn nicht? Steve ist okay. Ziemlich guter Seemann.«
»Gut. Machen wir’s. Wenigstens kommen wir endlich raus aufs Wasser.«
Er lachte. »Ja, abgemacht.« Er nahm den letzten Zug vom Joint und schnippte ihn ins Meer. »Ich bring Wirkstoff mit. Könnten wir vielleicht brauchen.«
»Wirkstoff?«
Er nickte. »Ich hab verdammt starkes organisches Meskalin. Das bring ich mit.«
»Okay«, sagte ich, »keine schlechte Idee – für den Fall, dass wir müde werden.«
Er schlug mir auf die Schulter, als wir wieder nach drinnen zu unserem Tisch gingen. »Willkommen an der Kona-Küste, Doc. Schon bald werden Sie bekommen, weswegen Sie hier sind.«
IM OZEAN SIND WIR ALLE GLEICH
Am nächsten Morgen brachte ich Juan, der nach Honolulu fliegen sollte, zum Flughafen. Er habe schöne Tage verbracht, erklärte er – besonders mit den Chinabomben und den Hochgeschwindigkeits-Fahrstunden –, sei aber auch nicht unglücklich, wieder abzureisen. »Die Spannungen sind einfach zu heftig. Man denkt, im nächsten Moment drehen alle durch. Lange könnte ich so nicht leben.«
»Das wirst du schon noch lernen«, sagte ich. »Nach einer Weile gewöhnt man sich daran.«
»Oder man wird total irre«, sagte er grinsend. Wir gingen durch den überdachten Gang zum Flugsteig der Aloha Airlines, umschwirrt von Dutzenden Japanern.
»Ja«, bestätigte ich. »Das stimmt. Total irre.«
Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück. Seine Miene war nachdenklich, aber auch leicht amüsiert. Als wir am Flugsteig ankamen, blieb nicht mehr viel Zeit bis zum Start. Er musste sich beeilen. Ich schaute zu, wie er über die Startbahn zur Maschine galoppierte, und musste lächeln. Wie lange weiß er wohl schon, dachte ich, dass Onkel Ralph verrückt ist?
Auf dem Rückweg in die Stadt machte ich Station an der Haere Marue ; Steve war bereits dabei, Drucklufttanks vom Dock zu hieven und in einem Schapp am Heck zu verstauen. Er blickte auf, als ich über den Vorsprung aus schwarzem Felsgestein zum vertäuten Boot hinunterkraxelte. »Ackerman war gerade hier«, sagte er. »Ich schätze, er meint es ernst mit unserem Trip.«
»Ja. Ich hab ihm die Einkaufsliste gegeben.«
»Ich weiß. Er ist zu Tanagughi gefahren, um die Sachen zu besorgen. Wir brauchen nur noch den Schnaps.«
»Und Eis«, sagte ich und begann die Felsen wieder hinaufzuklettern. »Was sagt das Wetter?«
»Kein Problem«, antwortete er und blickte hinaus übers Meer. »Der Sturm hat sich endlich gelegt.«
Als ich am Union Jack Liquor Store mitten im Zentrum von Kailua ankam, wartete Ackerman bereits auf mich. Sein Datsun war schwer beladen mit vollen Einkaufstüten. »Ich hab alles«, sagte er. »Sie schulden mir 350 Dollar.«
»Großer Gott«, murmelte ich. Dann gingen wir in den Union Jack und belasteten meine VISA-Karte mit vier Kisten Heineken, jeweils zwei Quartflaschen Chivas Regal und Wild Turkey, zwei Flaschen Gin und einer Gallone Orangensaft, sowie sechs Flaschen vom besten Wein, den sie hatten, und weitere sechs Flaschen Champagner für die abendliche Cocktailparty.
Geplant war, dass wir uns mit Ralph, seiner Familie und meiner Verlobten bei Sonnenuntergang in South Point zu einem eleganten Abendessen auf dem Achterdeck der Haere Marue trafen. Wir würden bei Langsamfahrt sechs Stunden brauchen, aber mit dem Auto war
man in einer Stunde dort. Also konnten sie den Nachmittag an der Stätte der Zuflucht verbringen und trotzdem noch vor uns am South Point sein. Captain Steve hatte den Treffpunkt festgelegt – einen kleinen Strand in einer Bucht an der südlichsten Spitze der Insel. Mit Hilfe eines Freundes, der in der Nähe von South Point eine Ranch besaß, hatte er sogar für eine Verbindung über Funktelefon gesorgt. »Machen Sie sich keine Sorgen«, riet er Ralph. »Sie können mit dem Wagen ganz bis runter an den Strand fahren. Und wenn Sie das Boot sehen, brauchen Sie nur auf die Hupe zu drücken und mit den
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