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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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splitternackt. Lass uns was zusammen machen.«
    Das Geplänkel dauerte noch eine Weile. Schließlich zurrte ich das Ruder fest, damit unser Boot nicht vom Kurs abkam, und kletterte die Leiter hinunter, um mir ein Bier zu holen. Captain Steve hing immer noch besinnungslos über der Eistruhe. Ich behielt ihn eine Weile im Auge, um sicherzustellen, dass er wirklich schlief.
Dann ging ich ans Heck und spulte alle Angelschnüre auf. Ackerman sah noch immer wie tot aus und schien kaum mehr zu atmen. Ich rollte ihn auf die Seite und hängte ihm eine Glocke um den Hals, damit ich ihn hören konnte, wenn er loskotzte.
    Dann begab ich mich zurück auf die Brücke und steuerte das Boot auf direktem Weg zum Hafen und zwar so dicht in Ufernähe, dass ich schon fast die Schilder oben am Highway One lesen konnte. Ich stellte das Funkgerät auf volle Lautstärke, um den Motorlärm zu übertönen, und erhöhte langsam unsere Geschwindigkeit, bis wir die Wellenkämme rasierten wie ein getarntes Speedboot. Aha, dachte ich, das ist die richtige Fangmethode  – düse hinter den Mistviechern her, bis du sie eingeholt hast, hack ihnen das Hirn mit den Schrauben weg, wende und fahr zurück, um die Reste einzusammeln.
    Drei Stunden später hielt ich an der Boje vorm Hafen und rollte die Angelschnüre wieder aus. Dann verdrehte ich Ackerman das Bein, bis er aufwachte und um sich schlug wie ein Alligator in der Falle.
    »Die Arbeit ruft«, sagte ich. »Wir sind zu Hause.«
    Er richtete sich auf und blickte sich um, bevor er sich langsam erhob und gleichzeitig nach der Rumflasche im Werkzeugkasten tastete.
    »Wo ist der Captain?«, fragte er.
    Ich zeigte auf Steve, der noch immer auf der Eistruhe schlief, nur wenige Zentimeter von der Reling entfernt. Ackerman trat zu ihm, stemmte einen Fuß in sein Kreuz und stieß ihn mit einem heftigen Tritt über Bord.
    Captain Steve fuchtelte wild nach einem Halt, dann verschwand er im Wasser. Prustend kam er wieder
an die Oberfläche, noch immer nicht ganz wach. Verzweifelt versuchte er sich an der glatten Bootswand festzukrallen. Ackerman wollte ihn mit einem Bootshaken hinter uns herschleppen, aber davon hielt ich ihn ab.
    Nachdem wir Captain Steve wieder an Bord gehievt hatten, schmollte er eine Weile im Cockpit und kletterte dann nach oben ans Ruder. Er steuerte das Boot behutsam in den Hafen, eine dunkle Gestalt, die auf der Brücke hockte und die Blicke der grinsenden Kanakas auf dem Treibstoffdock mied.
    Niemand holte uns ab, aber das kümmerte uns nicht. Wir waren Krieger, heimgekehrt aus dem Land Po, und wir hatten schreckliche Geschichten zu berichten. Aber nicht am Hafen oder an der Bar im Kona Inn. Unsere Mär war zu schaurig.
    Captain Steve hockte immer noch auf der Brücke, als Ackerman und ich unsere Sachen abgeladen hatten und uns auf den Weg machen wollten. »Jungs, wo geht’s hin?«, rief er. »Zu Huggo’s?«
    Ich zuckte mit den Achseln, zu schwach und gebeutelt, um mich zu scheren, wohin es ging, solange es nur weit weg war vom Meer. Am liebsten wäre ich hinauf nach Waimea gefahren und hätte mich auf der Parker Ranch um einen Job als Cowboy beworben. Sich für eine Weile zurückziehen auf festen Boden, die liebe lange Nacht Gin in sich hineinschütten und nackt mit den Menehunes Schabernack treiben.
    Doch als ich Ackerman damit kam, schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Jetzt gibt es nur einen einzigen Ort für uns  – die Stätte der Zuflucht.«

BALKONLEBEN

    Es wurde Zeit zur Abreise. Ackermans Gedanke, zur Stätte der Zuflucht zu fliehen, war im ersten Moment eiinleuchtend erschienen, aber die Situation, die wir bei unserer Rückkehr aus South Point in der Ferienanlage vorfanden, war zu übel; sie konnte nicht einfach dadurch geklärt werden, dass man die Küste hinunter zu einem Tempel fuhr, der einem uralten Aberglauben geweiht war und uns eventuell Zuflucht bieten würde oder auch nicht. Stimmt, dachte ich, vergessen wir diesen albernen Quatsch der Eingeborenen. Wo ist das nächste Telefon? Wir brauchen jetzt möglichst schnell ein Telefongespräch mit Aloha Airlines.
    Ackerman stimmte zu. Wir waren beide schockiert von dem Chaos, das sich unseren Blicken bot, als wir mit dem kleinen VW-Cabrio in die Auffahrt bogen. Derselbe Sturm, der uns in der Nacht zuvor auf dem Ozean vor South Point fast in den sicheren Tod gepeitscht hätte, war nach Norden weitergezogen und prügelte jetzt mit fünf Meter hohen Wellen und Sintflutregen auf die Kona-Küste ein. Auf dem

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