Der Fluch des Lono (German Edition)
Captain Steve die ganze Nacht wach geblieben und hatte die Ankerleine keine Sekunde lang aus den Augen gelassen, um jederzeit in die Dünung springen und schwimmend sein Leben retten zu können.
»Ich werde niemals begreifen, wie wir das überleben konnten«, flüsterte er und starrte hinüber auf die Klippen, wo die Kolonie bösartiger Japse noch immer um ihre Lagerfeuer versammelt war. »Jetzt verstehe ich, was
man über South Point erzählt. Es ist ein gefährlicher Ort.«
Es war der 4. Februar, ein klarer und warmer Morgen. Die Eingeborenen von Kealakekua waren früh auf den Beinen, denn unter ihnen hatte sich die Kunde verbreitet, dass die großen Schiffe absegeln würden. Die Strände zu beiden Seiten der Bucht, die in der Mitte durch die große schwarze Klippe geteilt waren, waren dicht bevölkert von dunkelhäutigen Menschen, von denen manche weiße Tücher schwenkten.
Cooks Männer reisten mit einem gewissen Bedauern ab, nachdem dieser Besuch zu ihrer großen Zufriedenheit verlaufen war. Für die Hawaiianer waren es merkwürdige zweieinhalb Wochen gewesen; geschäftig, von starken Gefühlen geprägt, teilweise wohl auch schmerzhaften, wie kein anderer Zeitraum in ihrem Leben oder ihrer Geschichte: eine unvorhergesehene göttliche Erscheinung inmitten der regelmäßigen Wiederkehr der Jahreszeiten; ein äußerst befriedigendes Ereignis, für das man jedoch einen hohen Preis bezahlt hatte.
Am frühen Morgen des 6. Februar segelten die beiden Schiffe um die Ausläufer einer großen Bucht, südlichder Nordspitze von Hawaii, Upolu Point. Sie hatten damit fast die Umrundung im Uhrzeigersinn vollendet, in Übereinstimmung mit den rituellen jährlichen Gepflogenheiten Lonos. Dann begann es für 36 Stunden heftig zu stürmen.
Am 8. Februar, fast auf die Stunde genau drei Jahre nachdem Cook sich freiwillig bei der Admiralität als Kommandant dieser Expedition beworben hatte, splitterte der Fockmast der Resolution … Sie konnte in diesem Zustand unmöglich weitersegeln, zumal ein altes Leck tief unter der Wasserlinie wieder aufgerissen war wie eine unheilbare Wunde.
In der sturmgepeitschten Morgendämmerung musste Cook eine heikle Entscheidung treffen: Wo sollten die notwendigen Reparaturarbeiten durchgeführt werden? Sollte er nach Maui weitersegeln und darauf vertrauen, Schutz an der westlichen oder südlichen Küste zu finden, die bisher noch unerkundet war? Oder vielleicht eine andere Insel ansteuern? Doch Kauai und Niihau hatten sich bereits als wenig vielversprechend erwiesen. Während der gesamten Erkundungsfahrt zwischen den Inseln, war die Bucht von Kealakekua der einzig sichere Ankerplatz gewesen, den sie entdeckt hatten.
Um sich etwas Bedenkzeit zu verschaffen, schickte Cook Bligh über die vom Sturm aufgewühlte See, um Clerke über ihre missliche Lage zu informieren. Nun waren beide Schiffsbesatzungen über das Dilemma im Bilde. Sie hatten sich bereits zu lange in der Bucht von Kealakekua aufgehalten. Man hatte die gesamten, in der Gegend verfügbaren Lebensmittel verzehrt. All die Schweine, die man ihnen überlassen hatte, hatten die Bevölkerung ihrer letzten Vorräte beraubt. Und die Reparaturarbeiten würden mindestens eine Woche, vielleicht sogar zwei in Anspruch nehmen.
Cook entschied sich für die sicherere der beiden Möglichkeiten, die sich ihm boten; und um zehn Uhr morgens am 8. Februar nahmen die beiden Schaluppen Kurs in Richtung Süden zu ihrem alten Ankerplatz; wobei »die Mannschaft ausgesprochen verärgert war«, wie King schrieb, »und den Fockmast verfluchte«.
RICHARD HOUGH
The Last Voyage of Captain James Cook
»Das Land Po«, sagte ich.
»Ja«, sagte er und rollte die letzte Angelschnur ein, die wir über Nacht ausgelegt hatten. Sämtliche Würstchen waren von Aalen angenagt worden, ansonsten waren die
Haken frei und sauber. Nicht einmal eine Seeschlange war auf unsere Köder reingefallen, und rundherum war das Wasser bedeckt von treibendem Unrat: Bierflaschen, Apfelsinenschalen, Plastikbeutel und verbeulte Thunfischkonserven. Ungefähr drei Meter hinterm Heck schwamm eine leere Wild-Turkey-Flasche, in der
ein Blatt Papier steckte. Ackerman hatte sie irgendwann nachts über Bord geworfen, nachdem er sie leergemacht und ein Blatt Briefpapier vom Kona Inn mit meiner gekritzelten Botschaft »Achtung. Hier gibt es keine Fische!« hineingestopft hatte. Eigentlich hatte ich vermutet, die Flaschenpost wäre bereits auf halbem Weg
nach Guam, als Warnung für alle anderen
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