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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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lassen?«
    »Das würde ich«, sagte der Zauberer und setzte hinzu: »Aber laßt uns die Angelegenheit genau betrachten: Würdet Ihr selbst Euch gehen lassen?«
    An einem Nerv getroffen, der seit Dascen Elur schon wund war, gelang es Arithon nicht länger, seine Verbitterung zu zügeln. »Oh Dharkaron, Racheengel, warum kannst du nicht gnädiger mit mir sein?«
    »Wer wird für die Clans in Rathain sprechen?« fragte Asandir, und hinter seinen Worten stand eine dunkle und furchtbare Last tiefer Sorge. »Welche Gnade wird es für sie geben, wenn die Sonne zurückkehrt und die Städter zu morden beginnen, aus Furcht vor einem König, der gar nicht da ist?«
    Arithon gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem Schluchzen und einem Fluch lag. Der beißende Sarkasmus, mit dem er sich sonst unliebsamer Fragen erwehrte, wollte einfach nicht funktionieren. Asandirs Gelassenheit würde ihn so sehr ablenken wie das Seewasser einen Speer, und all sein Zorn würde sich spurlos in der Unendlichkeit verlieren. Der Zauberer beobachtete seinen inneren Kampf ohne eine Spur von Grausamkeit oder Provokation. Nur ein ruhiges, ewiges Verstehen lag in seinen Augen.
    Tränen, die er anzuerkennen sich verweigerte, erstickten seine Stimme, als Arithon sagte: »Ihr bringt mich zurück nach Karthan, immer und immer wieder.«
    »Nur weil Ihr Karthan Euch selbst vorangestellt habt, seid Ihr hier.«
    »Oh, Ath«, stöhnte Arithon und lachte gequält auf. »Mein erbittertster Feind bin ich selbst.« Denn die Freiheit, die ihm gewährt wurde, bot ihm dennoch keine Wahl, nur die Wiederholung eines Schicksals, auf dem eine giftige Bürde lag, deren Ursache im Leiden der Menschen selbst gegründet war.
    »Ich bitte Euch lediglich, mich zum Althainturm zu begleiten«, sagte Asandir. »Wo sonst wollt Ihr Hilfe finden, Euch wieder mit der Macht auszusöhnen, die einem Zauberer mit den Möglichkeiten Eurer Abstammung eigen ist?« Das Mitgefühl, das in seiner Stimme lag, war furchtbar, wie eine Peitsche, die auf einen Geist einschlug, der doch schon durch das Dilemma seines Pflichtbewußtseins geschlagen war. Arithon wandte sich ab, weinte hemmungslos und verfluchte die Sanftheit seines Peinigers. Eine einzige Drohung, ein Versuch ihn zu zwingen, ein Wort in der Absicht, ihn zu binden, und schon hätte er fliehen können.
    Aber Asandir fing ihn in seinem Netz mit einem Mitgefühl, das ihn zerschmetterte und kreuzigte. »Wenn wir am Ende unserer Reise sind, dann wird Euer Fall der Bruderschaft vorgetragen werden. Ich kann Euch nichts versprechen, aber wenn wir einen Kompromiß finden können, Euch von der Krone zu befreien, so werde ich für Euch sprechen.«
    »Der letzte Nagel zu meinem Sarg«, preßte Arithon hervor. »Ich bin einverstanden, selbstverständlich nur unter Protest.« Sein Atem schmerzte ihm in den Lungen, und sein Herz blutete. Er wandte dem Zauberer den Rücken zu und klammerte sich an den Zaun, den Blick starr auf die bewegten Schatten der Pferde gerichtet, nur darum bemüht, seine Hände von gewalttätigen Ausbrüchen abzuhalten.
    Asandir blickte ihn an. Ihm war der mörderische Hintergrund von Arithons innerem Kampf nicht entgangen. »Im Fall von Desh-Thiere, dem Nebelgeist, hat die Bruderschaft keine Wahl.«
    »Ath«, stöhnte Arithon mit einem Anflug finsteren Humors. »Dakar wäre am Boden zerstört, wenn wir seine wertvolle Prophezeiung ruinieren würden. Aber ich erinnere mich, in bezug auf den Nebelgeist bereits mein Wort gegeben zu haben.«
    »Unter diesen beiden Dingen ist Euer Königreich nicht minder wichtig.« Der Zauberer hätte nun im Schutze der von Norden herabwehenden Winde davonschleichen können.
    Doch Arithon fühlte noch immer die Intensität seiner Anwesenheit. Noch nicht bereit, allein zu bleiben, wirbelte er herum und holte zum Gegenschlag aus. »Dann verstehen wir beide uns wohl nur allzu gut.«
    Asandir zeigte keinerlei Zorn, wußte er doch, daß Arithon in bezug auf sein Erbe noch immer zwiespältige Gefühle hegte. Er lauschte nur bekümmert dem Seufzen des Windes über dem Lager, als würde in ihm die Antwort auf alles Leiden zu finden sein. »Ich würde gern etwas wissen«, sagte er schließlich zu dem Prinzen, der in stolzer Schweigsamkeit wartete und viel zu klug war, seinen Kummer zu beschwichtigen, indem er die Zauberer der Bruderschaft als seine Feinde betrachtete. »Wenn unsere Rollen umgekehrt verteilt wären, was würdet Ihr dann tun?«
    Arithon zögerte kaum einen Augenblick mit seiner

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