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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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länger lächelnd auf seinem Stuhl zurücklehnte und die Augenbrauen hochzog. »Es ist doch erstaunlich, wie unwahrscheinlich gedankenlos du bereit bist, ein Urteil zu fällen.«
    Dakar nahm sich einen Stuhl und ließ sich wie ein Sack hineinfallen. »Nur Kharadmon wäre so …« Mißtrauen schlich sich in seine Züge.
    »Sei mir gegrüßt, Wahnsinniger«, sagte der körperlose Zauberer.
    Dakar schoß hoch und sah sich suchend um, aber so oft er auch seine Blicke durch den Raum gleiten ließ, konnte er doch nichts entdecken. Als die anderen Zauberer begannen, sich über ihn zu amüsieren, wandelte sich seine Verletztheit zu bloßer Abscheu.
    Ohne sich an jemanden bestimmten zu wenden, sagte er in beißendem Ton. »Wenn du mich schon ärgern willst, Gespenst, dann könntest du wenigstens so fair sein, mir ein sichtbares Ziel zu bieten.«
    Das Gespenst antwortete mit einem herzhaften Gelächter, und Dakars Augen fanden endlich ein Ziel als der Zauberer die Illusion wieder erscheinen ließ, die von seiner Anwesenheit kündete. »Das übersteigt dein Fassungsvermögen so oder so, mein lieber Prophet.« Kharadmon zog einen Stuhl bei und ließ ihn achtlos durch seine Hüften und die grünen Falten seines Mantels gleiten. Da es zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte, Dakar zu peinigen, hätte er vermutlich noch mehr zu sagen gehabt, doch Sethvir unterbrach ihn, als er sich nach Luhaines Verbleib erkundigte.
    Kharadmons Augen wurden trübe. »Er ist gerade auf dem Weg hierher.« Ironisch fügte er hinzu: »Ich übertreffe ihn stets, wenn es um Reisen, Diskussionen oder Kartenspiele geht.«
    Als hätten seine Worte sie irritiert, flackerten die Fackeln in den Haltern an der Tür, und obwohl kein Luftzug dieser Störung vorangegangen war, erlosch eine von ihnen vollständig.
    »Ich protestiere gegen diese Behauptung«, sagte gleich darauf eine Baßstimme. Neben dem Tisch materialisierte sich ein zweiter, entleibter Zauberer. Dieser erschien in Gestalt eines kahlen, hutzeligen Mannes, dessen gewaltiger Bart wie ein Wasserfall über seine Brust fiel. Sein massiger Leib steckte in einer blaugrünen Robe, und seine scharfen, schwarzen Augen über den rosigen Pausbacken richteten sich wie die eines gereizten Gelehrten auf das elegant plazierte Bild Kharadmons. Ungewöhnlich verärgert sagte der Neuankömmling: »Deine Behauptung ist unbegründet, ungerecht und absolut unverzeihlich. Wir werden später noch darüber sprechen.«
    »Luhaine«, unterbrach Sethvir. »Könnten wir diese ermüdenden Rivalitäten vergessen und zur Sache kommen?«
    Der zweite körperlose Zauberer richtete seinen Blick auf den Hüter von Althain. »Du beabsichtigst, die Auswirkungen der Vertreibung Desh-Thieres zu bestimmen. Darf ich erfahren, was falsch gelaufen ist?«
    Nun erst erinnerte sich Sethvir an das Geschirr in seinen Händen. Seufzend legte er es auf dem letzten freien Regalbrett ab. Asandir beugte sich vor, und seine Robe leuchtete im Licht der Kohlenpfanne indigoblau auf. Mit sorgfältig gewählten Worten und durchaus auch in Dakars Interesse, erklärte er den Hintergrund und die persönlichen Eigenschaften der Prinzen aus Dascen Elur, deren gemeinsame Gaben den Kern der Westtorprophezeiung bildeten. Ernstes Schweigen war die Antwort auf seine Rede. Nicht einmal Luhaine sprach ein Wort, als Asandir das Gesagte kurz zusammenfaßte.
    »Die Macht der beiden Halbbrüder unterliegt ohne Frage ihrem direkten Zugriff, und sie ist gleichmäßig verteilt, doch Lysaer und Arithon stehen durch ihren Charakter und ihre persönliche Lebensgeschichte auf gegnerischen Seiten. Sollte sich die Erbfehde ihrer Vergangenheit wiederholen, so könnten die Auswirkungen katastrophal sein, und da Dakar bereits durch eine Präkognition mit Besorgnis erfüllt wurde, scheint es nur weise zu sein, das Netz zu befragen, damit wir den richtigen Weg für die Zukunft der Welt wählen können.«
    Luhaines Bild verlosch und erschien gleich darauf auf einem Stuhl gegenüber von Kharadmon, die Hände auf dem Tisch gefaltet. Unverzüglich und nachdrücklich gab er seine Zustimmung, wußte er doch, daß die Macht über die Elemente potentiell grenzenlos war. Sollten Lysaer und Arithon einander jemals bekämpfen, so konnten sie eine Verwüstung anrichten, wie sie die Welt nicht mehr gesehen hatte, seit Davien der Verräter die fünf Königreiche zur Rebellion getrieben hatte.
    Leise wie ein Schatten erhob sich Traithe von seinem Stuhl.
    »In dem Regal mit den Geschichtsbänden

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